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Mehrheit der Führungskräfte befürchtet stark wachsende Unterschicht

Capital-Elite-Panel zur gesellschaftlichen und politischen Lage in Deutschland: Mehr als drei Viertel der Führungskräfte befürchten eine stark wachsende Unterschicht. 84 Prozent sind aber nicht der Ansicht, das Soziale werde zu stark betont.

Eine Baustelle mit drei Bauarbeitern und einem Radlader bei Nacht.

Mehrheit der Führungskräfte befürchtet stark wachsende Unterschicht
Berlin/Köln, 21.03.2007 (ots) - Deutschland droht nach Einschätzung einer großen Mehrheit der Führungskräfte die Rückkehr zur Klassengesellschaft. Wie die aktuelle Umfrage unter 646 repräsentativausgewählten Führungsspitzen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zeigt, die das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) für das Wirtschaftsmagazin Capital regelmäßig durchführt, fürchten 78 Prozent der Elite, dass sich zunehmend eine Unterschicht herausbildet, die sich sozial und wirtschaftlich vom Rest der Gesellschaft abkoppelt. Knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) erwartet außerdem eine wachsende Zahl von Verlierern der Globalisierung. Die Politik machen aber nur 35 Prozentder Elite für die Verschärfung der sozialen Gegensätze verantwortlich. Trotz allem vertreten vier Fünftel der Top-Entscheider die Überzeugung, dass unsere Marktwirtschaft sozial genug sei. 84 Prozentder Befragten sind nicht der Meinung, dass in unserer Marktwirtschaft die sozialen Aspekte zu stark betont werden. Damit stehen die Führungskräfte im absoluten Widerspruch zur Bevölkerung, die zu fast zwei Dritteln die Marktwirtschaft in Deutschland nicht für wirklich sozial halten. Allerdings ist es auch für 96 Prozent der Führungsspitzen wichtig, dass die Bevölkerung das Wirtschaftssystem als sozial gerecht empfindet.

Die konträre Einschätzung der gesellschaftlichen Entwicklung zieht sich durch weitere Bereiche. So erachten 77 Prozent der Führungskräfte die deutsche Gesellschaft als durchlässig und mit ausreichend Aufstiegschancen. Dazu passt, dass sechs von zehn Entscheidern die Wohlstandsunterschiede als nicht zu groß ansehen. Sehr gut schneidet im Urteil der Führungs-Elite die Bewertung des deutschen Sozialstaats ab. Und immerhin 72 Prozent des Capital-Elite-Panels sagen, dass der Sozialstaat dem Land über die Jahrzehnte mehr Nutzen als Schaden gebracht hat. Für fast jeden Fünften (18 Prozent) überwiegt allerdings der Schaden. Die größten gesellschaftlichen Konfliktpotenziale stecken nach Einschätzung der Elite in den Spannungen zwischen Deutschen und Migranten (35 Prozent)und zwischen der jungen und alten Generation (34 Prozent). »Anwälte des sozialen Ausgleichs« sind für die Führungskräfte vor allem Kurt Beck, Angela Merkel und Franz Müntefering mit fast gleich großer Bedeutung (22, 21 bzw. 20 Prozent). Von Oskar Lafontaine sagen dies nur fünf Prozent. Bundeskanzlerin Merkel ist für 59 Prozent wieder eine starke Kanzlerin Nach dem dramatischen Ansehensverlust im Oktober letzten Jahres, als nur noch rund 38 Prozent der Elite Angela Merkel für eine starke Kanzlerin hielten, helfen ihr jetzt die guten Konjunkturdaten aus demTal. Sechs von zehn Führungsspitzen halten Merkel aktuell für stark. »Nun profitiert sie zunehmend vom Aufschwung, der auch die Reformdiskussion zurücktreten lässt«, interpretiert Allensbach-ChefinProf. Dr. Renate Köcher.

Das Ansehen der Großen Koalition kann davon allerdings nicht profitieren. So sind trotz der guten Wirtschaftsdaten zwei Drittel der Entscheider von der Bundesregierungenttäuscht und mit 63 Prozent schätzen so viele wie nie zuvor die Große Koalition in wesentlichen Fragen als uneinig ein. Fast genau soviele bezweifeln, dass die Regierung noch wichtige Reformen durchführen wird.