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DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2014: Konjunktur ausgebremst

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erwartet laut seiner aktuellen Konjunkturumfrage für 2015 nur noch ein Wachstum von 0,8 Prozent. Die Geschäftslage der Unternehmen trübt sich in diesem Herbst ein – nicht zuletzt wegen des außenwirtschaftlichen Gegenwindes.

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DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2014: Konjunktur ausgebremst
"Die Konjunktur in Deutschland wird von mehreren Seiten ausgebremst", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben bei der Präsentation der Erhebung, die auf rund 27.000 Unternehmensantworten beruht. "Vor allem internationale Krisen schlagen auf das Wachstum durch." Zwar stabilisierten Inlandskonsum und Bau die Konjunktur, diese beiden Faktoren könnten die Einbußen aber nicht länger ausgleichen. Darüber hinaus verunsichere die heimische Wirtschaftspolitik zunehmend vor allem den Mittelstand, stellte Wansleben fest. "Dieser Vertrauensverlust führt zu Zurückhaltung bei Investitionen und Beschäftigung."

Im laufenden Jahr werde es für ein Wachstum von 1,3 Prozent reichen, prognostizierte der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Für 2015 erwarte der DIHK dagegen "nur noch ein schwaches Plus von 0,8 Prozent".

In diesem schwierigen Umfeld wachse die Beschäftigung um rund 150.000 Stellen, nach einem Plus von 320.000 in diesem Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen werde 2015 bei durchschnittlich 2,90 Millionen liegen, so Wansleben. Damit bleibe sie gegenüber 2014 (2,91 Millionen) nahezu unverändert.

DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann verwies in Berlin darauf, dass die Konjunktur im kommenden Jahr von schwachem Investitionswachstum geprägt sein werde. "Nur wenn strukturelle Hindernisse beseitigt werden, kann sich die Investitionsbremse lösen", betonte er.

Zudem, so Schumann weiter, seien die Geschäftserwartungen bei den traditionellen Vorboten für einen Rückgang der Geschäftsdynamik – etwa Vorleistungsgüterproduzenten oder Zeitarbeitsagenturen – überdurchschnittlich stark gesunken. "Der konjunkturelle Tiefpunkt ist noch nicht durchschritten", so seine Schlussfolgerung.

Die Statements von Martin Wansleben und Alexander Schumann mit weiteren Einzelheiten, die DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2014 und mehr Informationen zur aktuellen Erhebung finden Sie rechts oben zum Download.

Geschäftslage
Im Herbst trübt sich die Geschäftslage der Unternehmen ein. Der außenwirtschaftliche Gegenwind wird stärker. Vor allem die Exportindustrie macht spürbare Abstriche bei ihrer Lagebewertung. Auch industrienahe Dienstleister und Großhändler zeigen sich weniger zufrieden als noch im Frühsommer. Die zwischenzeitliche Erholung in den Investitionsbranchen ist ebenfalls unterbrochen. Die im Herbst saisonübliche Lageaufhellung im Bau fällt in diesem Jahr vergleichsweise schwach aus. Merklich verbessert haben sich die Geschäfte zwar im Gastgewerbe. Insgesamt sehen sich aber auch die Unternehmen in Konsumbranchen allmählich in schwierigem Fahrwasser.

Die Unternehmen beurteilen ihre aktuelle geschäftliche Situation mittlerweile nicht mehr ganz so gut wie in den beiden vorherigen Umfragen des Jahres 2014. Zwar sehen sich weiterhin nur neun Prozent in einer „schlechten“ Lage. Allerdings sinkt der Anteil der „guten“ Beurteilungen leicht von 42 auf 40 Prozent. Der resultierende Antwortsaldo liegt damit bei 31 Punkten (Vorumfrage: 33 Punkte). Im Langfristvergleich fällt der Saldo momentan freilich noch immer bemerkenswert gut aus. Der Durchschnitt seit 1992 liegt bei acht Punkten. Selbst der Schnitt der konjunkturell insgesamt guten Jahre nach der Finanzkrise 2009 ist mit 27 Punkten etwas geringer als der aktuelle Saldo. Darin kommt auch die noch immer gute Wettbewerbsposition der deutschen Wirtschaft zum Ausdruck.

Geschäftserwartungen
Die Zuversicht der Unternehmen erhält einen deutlichen Dämpfer. Geopolitische Sorgen hinterlassen nicht nur bei den Geschäftsbeziehungen mit Krisenregionen ihre Spuren. Auch die Entwicklung der Inlandsnachfrage beurteilen die Unternehmen wieder skeptischer – sie ist nun Spitzenreiter bei den Geschäftsrisiken. Gerade in der Industrie ist der Optimismus verflogen. Handel und Dienstleistungsbereich schrauben ihre Geschäftserwartungen ebenfalls zurück. In der Bauwirtschaft trüben sich die Erwartungen etwas stärker ein als zum Jahresausklang üblich. Das Risiko Wirtschaftspolitik gewinnt wieder an Bedeutung.

Exporterwartungen
Die Industrie senkt ihre Exporterwartungen auf breiter Front. Vor allem im Russland-Geschäft sorgen sich etliche Betriebe um ihre Aufträge. Neben der Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Konflikts in der Ukraine drücken auch der Krieg im Nahen und Mittleren Osten sowie die Ebolakrise in Westafrika auf die Stimmung. Die Entwicklung der Exporte in den Euroraum wird durch die schwache Entwicklung in Frankreich und Italien gebremst, auch wenn sich die Konjunktur in den meisten Volkswirtschaften weiter erholt. Zumindest zeigen sich die Absatzmärkte in den USA und China erfreulich robust. Beide Länder tragen wesentlich zu einem insgesamt soliden Fundament der Weltkonjunktur bei. Auch der schwächere Euro begünstigt die Exporte.

Investitionsplänen
Die verhalteneren Zukunftsaussichten führen zu sinkenden Investitionsplänen in der Wirtschaft, auch wenn der Rückgang weniger deutlich ist als bei den Geschäftserwartungen. Gerade die Industrie will weniger investieren. Während der Kapazitätsausbau an Bedeutung verliert, versuchen Unternehmen wieder stärker, mit Produktinnovationen zu punkten. Das Risiko „Unternehmensfinanzierung“ erreicht einen neuen Tiefstand – das verhindert bislang eine stärkere Verschlechterung der Investitionsabsichten.

Beschäftigungsabsichten
Die Unternehmen verlangsamen ihren Personalaufbau spür bar. Vor allem Industrie und Handel lassen beim Beschäftigungszuwachs eher Vorsicht walten. Bemerkenswert ist, dass sich trotz konjunktureller Eintrübung und steigender Reallöhne das Geschäftsrisiko „Fachkräftemangel“ bei den Unternehmen auf hohem Niveau hält. Einen weiteren Anstieg der Arbeitskosten hingegen befürchten angesichts der schwächeren Geschäftsentwicklung weniger Unternehmen.

Download [PDF, 68 Seiten - 2 MB]
DIHK-Konjunkturumfrage Herbst 2014