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EU-Austritt: Brexit bremst britisches BIP

Am 23. Juni 2016 stimmen die Briten darüber ab, ob Großbritannien in der Europäischen Union (EU) bleibt oder nicht. Über mögliche ökonomische Folgen eines Brexit wird viel spekuliert, selbst wissenschaftliche Untersuchungen liefern oft keine klaren Ergebnisse. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einer Metastudie zeigt, sollten die Auswirkungen eines Austritts nicht unterschätzt werden. Ein Ausstieg von Großbritannien aus der EU könnte für die Engländer dramatischer werden, als häufig angenommen.

Die Queen aus Kunststoff mit blauen Kleid und winkender Hand.

EU-Austritt: Brexit bremst britisches BIP
Köln, 19.04.2016, (iw) - Während die Griechen den Grexit - Austritt Griechenlands aus der Europäischen Union (EU) vorerst abwenden konnten, droht im Jahr 2016 der EU ein unfreiwilliger Brexit. Am 23. Juni 2016 ist Stichtag sowohl für die Briten als auch für die EU. An diesem Donnerstag stimmen die Briten per Volksentscheid in einem Brexit-Referendum darüber ab, ob sie als Mitglied in der Europäischen Union verbleiben oder austreten wollen. In einer aktuellen Metastudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) wurde ein möglicher Brexit und dessen denkbare ökonomische Folgen untersucht. Die Ergebnisse signalisieren, dass die Auswirkungen eines EU-Austritts von Großbritannien nicht zu unterschätzen sind.

Wirtschaftspolitische Analysen zu einem möglichen Brexit reichen von deutlichen Vorteilen für die Briten bis hin zu starken Einbußen. Allerdings werden die Vorteile der ökonomischen Verzahnung zwischen Großbritannien und der übrigen EU meist unzureichend erfasst, warnen die IW-Experten nach einer Auswertung verschiedener Studien.

„Der wirtschaftliche Schaden für das Vereinigte Königreich könnte bei einem EU-Austritt höher ausfallen, als viele meinen“, sagt IW-Ökonom Jürgen Matthes.


Bei einem Brexit seien neue Handelsbarrieren und bürokratische Hindernisse für britische Unternehmen wahrscheinlich und Firmen könnten Arbeitsplätze auf den Kontinent verlagern. Zudem dient die Insel internationalen Unternehmen vor allem aus der Finanzbranche häufig als Sprungbrett in den europäischen Binnenmarkt – diese Funktion würde mit einem Austritt weitgehend verlorengehen. Diese und weitere Nachteile könnten in einem pessimistischeren Szenario zu einem langfristigen Einbruch der Wirtschaftsleistung in einer Größenordnung von 10 Prozent und mehr führen, folgern die IW-Ökonomen.

„Generell ist die britische Wirtschaft mehr von der EU abhängig als umgekehrt“, sagt IW-Experte Berthold Busch.


Nach Berechnungen des IW Köln gehen rund 45 Prozent aller britischen Warenausfuhren und rund 38 Prozent aller Dienstleistungsexporte in den EU-Binnenmarkt. Bei den Verhandlungen über ein neues Abkommen mit der Union könnten die Briten nach einem Brexit somit schnell den Kürzeren ziehen.

„Brüssel würde es den Briten alles andere als leichtmachen, vorteilhafte Regelungen auszuhandeln – auch, um andere Staaten von einem EU-Austritt abzuschrecken“, warnt Busch.

„Deutschland wäre wahrscheinlich der größte Verlierer eines Brexit, abgesehen von Großbritannien selbst“, sagte laut der Zeitung F.A.Z auch der neue Ifo-Präsident Clemens Fuest.


Download Studie IW-Report zum Thema Brexit [PDF, 95 Seiten - 1,6 MB]
http://ww.iwkoeln.de/download/Brexit_IW_report.pdf