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Entlastungspaket: Der Mittelstand geht zum dritten Mal leer aus

Die Bundesregierung hat ihre Maßnahmen zum dritten Entlastungspaket präsentiert. Es soll den Folgen der hohen Energiepreise entgegenwirken. Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind enttäuscht, da Lösungen für ihre akuten Probleme fehlen. Dies sind nicht allein die hohen Energiekosten, sondern viele Beschäftigte fordern zudem höhere Gehälter. Der Deutsche Mittelstands-Bunds (DMB) vermisst vor allem eine gezielte Bekämpfung der Ursachen aktueller Krisen.

Das Foto zeigt Marc S. Tenbieg, den Vorstand vom Deutscher Mittelstands-Bund (DMB) e.V.

Entlastungspaket: Der Mittelstand geht zum dritten Mal leer aus
Der deutsche Mittelstand befindet sich im Dauerkrisenmodus. Viele Unternehmen spüren noch die Auswirkungen der Pandemie und müssen zusätzlich bereits seit Monaten mit außerordentlich hohen Energiepreisen wirtschaften. Grund genug, die Mitglieder zu fragen, wie stark die derzeitigen Energiepreise die Unternehmen belasten. Rund 73 Prozent der Befragten geben eine starke bis sehr starke Belastung an.

Viele Beschäftigte fordern höhere Gehälter
Die Inflation lässt zudem das Geld im Portemonnaie im übertragenen Sinne schmelzen, was Beschäftigte in der Regel zu höheren Gehaltsforderungen treibt. Nicht alle Unternehmen können höhere Kosten für Personal sowie Material und Energie an ihre Kunden weitergeben. 48 Prozent der Befragten gaben bei der Blitzumfrage an, dass die eigenen Beschäftigten Gehaltsforderungen in einem starken bis sehr starken Ausmaß vorgetragen haben.


Was Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des DMB, bereits letzte Woche befürchtet hatte, ist inzwischen traurige Gewissheit: Auch im dritten Entlastungspaket der Ampelregierung werden KMU weitestgehend  vergessen und sind auf sich alleine gestellt.

Tenbieg dazu: „Unsere DMB-Blitzumfrage hat gezeigt, dass sich KMU stark durch die hohen Energiepreise belastet fühlen. Aber keine der gestern beschlossenen Entlastungsmaßnahmen geht wirklich auf die dringenden, grundlegenden Probleme der KMU ein. Das ist fatal und wird der wirtschaftlichen Schlüsselrolle des Mittelstandes in Deutschland nicht ansatzweise gerecht.“


Aus Sicht von Marc Tenbieg lässt das neue 65-Milliarden-Euro-Entlastungspaket kein nachvollziehbares Verhältnis zwischen der erheblichen Entlastung von Privathaushalten und der Unterstützung der Wirtschaft erkennen. Der DMB-Vorstand hält das gerade jetzt für ein falsches Zeichen. Zwar sei es wichtig und richtig, dass die Bundesregierung gezielt kleine und mittlere Einkommen entlasten wolle, doch auch KMU stünden vor erheblichen Herausforderungen wirtschaftlich zu überleben.

„Die Betriebe fühlen sich von der Ampelregierung im Stich gelassen. Und das dritte Entlastungspaket hat dieses noch einmal verstärkt.”, so Tenbieg dazu.


Der produzierende Mittelstand bleibt unberücksichtigt
Insbesondere denkt der DMB-Vorstand bei seiner Kritik an die vielen produzierenden Unternehmen.

„Mit der Mehrwertsteuersenkung auf Gas oder die bislang kaum konkretisierte Strompreisbremse werden vorrangig Privatverbraucher entlastet. Demgegenüber ist die Steuer bei Unternehmen in der Regel ein durchlaufender Posten. Ein energieintensiver Bäckereibetrieb zum Beispiel bleibt bei den Entlastungsmaßnahmen nahezu komplett auf der Strecke.“


Diese brauchen laut Tenbieg andere grundlegende Hilfen, um der teils existenzbedrohenden Energiepreissituation Herr werden zu können.

„Die KMU wollen keine weiteren KfW-Kredite aufnehmen oder Beschäftigte in die Kurzarbeit schicken, sondern sind auf echte Entlastung bei den Energiepreisen angewiesen. In unserer aktuellen Blitzumfrage wünschen sich 76% der Befragten eine Steuerentlastung. Entsprechend appelliert Tenbieg an die Bundesregierung, die Energiesteuer auf Gas zu senken.“
 

Grundsätzlich mahnt Marc Tenbieg die Ampelkoalition, in der krisengeprägten Zeit in der wir uns alle befinden generell wieder mehr an kleine und mittelständische Unternehmen zu denken, so lange diese noch existieren. In der aktuellen DMB-Blitzumfrage schätzen immerhin 10 Prozent der teilnehmenden Mitglieder ihren Geschäftsausblick für die kommenden sechs Monate als existenzbedrohend ein. Ziel neuer Entlastungsmaßnahmen sollte es sein, einen noch größeren Schaden für KMU zu verhindern, damit diese ihre Beschäftigten bezahlen können.
 

Gewünschte weitere Maßnahmen der Bundesregierung

Entlastungspaket


 
Weitere Informationen
DMB-Blitzumfrage 09/2022

 

Bildquelle: DMB/Jochen Rolfes