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Europa ist wirtschaftlich zweigeteilt

Während vor allem die nördlichen und östlichen Staaten auf eine Erholung zusteuern, steht den Krisenländern im Süden und Westen ein weiteres hartes Jahr bevor. Das sind Ergebnisse des GfK Konsumklima Europa und USA.

GfK-Konsumklima: Mehrere Passanten, die eine Straße überqueren vor einer Straßenbahn im Hintergrund.

Nürnberg, 24. April 2013 – Die hohe Arbeitslosigkeit und das weiterhin rückläufige Wirtschaftswachstum vor allem in den südeuropäischen Krisenländern belasten die wirtschaftliche Entwicklung in der EU weiterhin. Während vor allem die nördlichen und östlichen Staaten auf eine Erholung zusteuern, steht den Krisenländern im Süden und Westen ein weiteres hartes Jahr bevor. Das sind Ergebnisse des GfK Konsumklima Europa und USA, das einen Überblick über die Entwicklung von Konjunktur- und Einkommenserwartung sowie der Anschaffungsneigung der Konsumenten in zwölf europäischen Staaten sowie den USA gibt.

Die Angst vor einem Wiederaufflammen der Finanz- und Schuldenkrise ist mit Macht nach Europa zurückgekehrt. In Griechenland lähmen erneut massive Streiks die Wirtschaft. Portugal meldet, dass es seine Sparziele nicht erreichen wird. Zypern konnte im letzten Moment eine Pleite nur mit massiver Hilfe von außen abwenden. Und die Politik in Italien steht nach den aktuellen Wahlen vor einem Patt und Neuwahlen. Wann und vor allem ob dort eine stabile Regierungsbildung möglich ist, steht derzeit in den Sternen.

Europa trägt schwer an den verschiedenen Krisen. Die Arbeitslosigkeit ist im März auf den höchsten Wert seit der Einführung des Euro gestiegen und bleibt damit das größte Problem Europas: 19 Millionen Menschen haben keinen Job. Das ist eine Quote von 12,0 Prozent. Doch die Schere klafft gewaltig auseinander: Während in Griechenland und Spanien ein Viertel der Bevölkerung ohne Job ist, sind es in Österreich oder Luxemburg beispielsweise lediglich etwas mehr als 5 Prozent. Doch für die hohe Arbeitslosigkeit und die Verschuldung sind nicht allein die einzelnen Staaten verantwortlich. Auch die Unternehmen in den Krisenländern sind massiv überschuldet. In Spanien haben die Unternehmen Schulden in Höhe von 186 Prozent des Bruttoinlandsprodukts angehäuft. In Portugal sind es 158 Prozent, in Frankreich 134 Prozent, in Irland sogar 289 Prozent. Unternehmen mit solch hohen Schulden können jedoch auch nicht investieren, kein neues Wachstum generieren und keine neuen Jobs schaffen. Demnach müssen nicht nur die Staatshaushalte saniert werden. Auch die Unternehmen müssen alles in ihrer Macht stehende tun, um wieder liquide zu werden.

USA: Amerikaner trotzt Kürzungen optimistischer
Den USA stehen nach den gescheiterten Verhandlungen im Haushaltsstreit, dem so genannten Seqeuster, drastische Kürzungen bevor. Allein in diesem Jahr muss das Land 85 Milliarden Dollar (rund 65 Milliarden Euro) weniger ausgeben. Nahezu alle Ressorts müssen ihre Budgets um bis zu 8 Prozent kürzen. Experten sehen dadurch hunderttausende Arbeitsplätze in Gefahr. Der ohnehin langsame Aufschwung der amerikanischen Wirtschaft nach der schweren Wirtschaftskrise 2008/2009 dürfte dadurch gebremst werden. Auch im öffentlichen Leben werden sich Auswirkungen zeigen: An Flughäfen und bei Behörden drohen lange Warteschlangen, Nationalparks müssen möglicherweise teilweise oder ganz schließen. In den Schulen könnten tausende Lehrerstellen wegfallen. Allerdings werden die Folgen erst im Laufe der Zeit sichtbar werden.

Im März hat sich der Sequester bereits in Form von weniger neuen Stellen in der Privatwirtschaft bemerkbar gemacht. Gab es im Februar noch 237.000 neue Stellen, waren es im März nur noch 158.000. Experten hatten mit 198.000 neuen Jobs gerechnet. Analysten erwarten auch für die nächsten sechs bis neun Monate rückläufige Zahlen auf dem Arbeitsmarkt. Zwar konnte der Kongress einige besonders harte Punkte der Kürzungen deutlich abmildern. Experten rechnen dennoch damit, dass das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr aufgrund des Sequesters um 0,5 bis 0,6 Prozent geringer ausfallen könnte als ursprünglich prognostiziert.

Der Sequester wurde im Jahr 2011 eigentlich als Strafmaßnahme beschlossen, damit sich Abgeordnetenhaus und Kongress im Haushaltsstreit sowie bei der Bekämpfung des Staatsdefizits auf Lösungen einigen. Aktuell musste der Kongress bis zum 27. März einen zeitlich befristeten Budgetplan verlängern, damit der Bund seine Rechnungen weiterhin bezahlen kann. Spätestens bis zum 19. Mai muss zudem die Schuldengrenze des Landes erhöht werden. Ansonsten droht ein Staatsbankrott. Die Haushaltsprobleme sind in erster Linie durch aufgelaufene Renten-, Pensions- und sonstige Altersversorgungsansprüche verursacht, durch die Bundesstaaten, Städte und Gemeinden die Zahlungsunfähigkeit droht. Die Amerikaner scheinen langsam zu realisieren, dass die 85 Milliarden Dollar Einsparungen des Sequesters im Vergleich zu den langfristigen Budgetproblemen, die auf das Land zukommen, „Peanuts“ sind. Trotz dieser Schwierigkeiten hat der Optimismus der Amerikaner jedoch zugenommen. Im Februar wurden beispielsweise so viele Häuser gebaut wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Und der private Konsum lag im Februar auf dem höchsten Wert seit fünf Monaten.

Konjunkturerwartung:     -2,1 Punkte                 Durchschnitt:    +12,9 Punkte
Einkommenserwartung:  +3,6 Punkte                 Durchschnitt:    +17,7 Punkte
Anschaffungsneigung:   -7,1 Punkte                 Durchschnitt:       -5,5 Punkte

Deutschland: spürt weltweite Rezession
Die Schwäche im Euro-Raum macht auch der deutschen Wirtschaft zu schaffen. Ein Minus von 0,6 Prozent im letzten Quartal 2012 ist der bisherige Tiefpunkt. Die Wirtschaft hierzulande wächst langsamer als bislang angenommen. Die Wachstumsprognose für 2013 beträgt derzeit zwischen 0,5 Prozent und 0,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Damit kann sich die stabile deutsche Konjunktur nicht länger völlig von der Rezession im Euro-Raum sowie dem weltweiten Abschwung abkoppeln. Allerdings sind die Rahmenbedingungen im Land selbst weiterhin sehr gut. Die Regierung setzt ihren Kurs der konsequenten Haushaltskonsolidierung weiter fort. Im Jahr 2015 sollen keine neuen Schulden mehr aufgenommen werden. Die Arbeitslosigkeit liegt auf einem historisch niedrigen Stand von 5,3 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit ist mit 7,9 Prozent eine der niedrigsten in Europa. Und die Arbeitnehmer rechnen weiter mit steigenden Löhnen und Gehältern. Darauf lassen die ersten Tarifverhandlungen in diesem Jahr schließen.Konjunkturerwartung:      0,6 Punkte
Einkommenserwartung:  29,4 Punkte
Anschaffungsneigung:   36,2 Punkte

Spanien: Regierung kündigt Maßnahmen zur Wirtschaftsbelebung an
Die spanische Wirtschaft steckt weiter tief in der Rezession. Das Land spart zwar hart, verliert dadurch jedoch immer mehr an Wirtschaftskraft. Im ersten Quartal 2013 soll das BIP ähnlich stark sinken wie im vierten Quartal 2012: um etwa 0,6 Prozent. Auch in den nächsten Monaten ist mit einer Besserung noch nicht zu rechnen. Wegen der schlechten Wirtschaftslage verfehlte Spanien auch sein Haushaltsziel für das vergangene Jahr. Der EU hatte das Land eine Neuverschuldung in Höhe von 6,3 Prozent des BIP zugesagt, tatsächlich lag es aber bei 6,7 Prozent. Doch nicht nur der Staat, auch die privaten Haushalte leiden unter einer hohen Schuldenlast. Angesichts der enormen Arbeitslosigkeit von inzwischen über 26 Prozent wird sich dieses auch kurzfristig nicht ändern.

In den vergangenen Wochen haben die spanischen Bürger gegen die Sparmaßnahmen der Regierung Rajoy protestiert. Die Regierung hat darauf reagiert und Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit sowie zur Stärkung der Wirtschaft angekündigt. und unter anderem den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Marino Rajoy gefordert, die sich zudem noch Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sieht. So sollen Kleinunternehmen Steuererleichterungen erhalten, Unternehmen generell leichter Kredite bekommen. Die Teilzeitarbeit von jungen Leuten soll durch Nachlässe bei den Sozialabgaben gefördert werden. Außerdem will die Regierung ein umfassendes Programm auflegen, um die Korruption zu bekämpfen. Die Finanzen der politischen Parteien sollen durch ein neues Gesetz geregelt und einer strikten Kontrolle unterzogen werden. Außerdem sollen Korruptionsvergehen strenger bestraft und die Justizverfahren dazu abgekürzt werden.

Konjunkturerwartung:    -32,0 Punkte
Einkommenserwartung:  -32,5 Punkte
Anschaffungsneigung:   -24,0 Punkte

Großbritannien: kämpft gegen erneute Rezession
Großbritannien kämpft weiter mit der schlechten Wirtschaftslage im Land. Vor allem der schwache Außenhandel, der im vierten Quartal 2012 um 1,5 Prozent nachgab, belastet das Wachstum. Die Unternehmen investieren weniger. Allerdings stützen bislang die Verbraucher die Wirtschaft etwas. Der Konsum der privaten wie der öffentlichen Haushalte legte Ende letzten Jahres leicht zu. Die Wirtschaft schrumpfte im letzten Quartal 2012 um 0,3 Prozent. Für das erste Quartal 2013 sehen die Zahlen nicht viel besser aus. Großbritannien kämpft damit erneut gegen die Rezession. Mit Ausnahme des dritten Quartals 2012 befindet sich die britische Wirtschaft seit Ende 2011 im Sinkflug. Aufgrund der schlechten Wirtschaftsleistung sowie der hohen Schulden hat die Ratingagentur Moody’s Großbritannien inzwischen die Bestnote für die Kreditwürdigkeit entzogen und das Land sowie die britische Notenbank um eine Stufe auf Aa1 herabgestuft. Die Gesamtverschuldung des Staates liegt inzwischen bei über 93 Prozent des BIP. Die massiven Kürzungsprogramme der Regierung laufen bislang ins Leere. Auch die äußerst lockere Geldpolitik der Bank of England konnte daran nichts ändern.

Konjunkturerwartung:    -21,8 Punkte
Einkommenserwartung:  -18,3 Punkte
Anschaffungsneigung:   -35,6 Punkte

Frankreich: kämpft gegen Wirtschaftsflaute und Arbeitslosigkeit
Die Wirtschaftskrise in Frankreich verschärft sich. Kein Wachstum, keine Arbeitsplätze. Und die Franzosen fürchten, es wird noch schlimmer. Die EU-Kommission hat ihre ohnehin bereits schlechte Wachstums- und Defizitprognose noch einmal nach unten korrigiert. Beim Wirtschaftswachstum erwartet sie für 2013 inzwischen nur noch 0,1 Prozent. Das Haushaltsdefizit wird bei 3,6 Prozent liegen. Damit wird die französische Regierung ihr Ziel um 0,6 Prozentpunkte verfehlen. Eigentlich hatte sie versprochen, in diesem Jahr die Maastrichter Defizitmarke von 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung wieder einzuhalten. Auch der Arbeitsmarkt wird zu einer zunehmenden Belastung der Regierung. Die Arbeitslosenzahl ist inzwischen 21 Monate in Folge gestiegen. Die Quote liegt bei rund 11 Prozent. Vor allem junge Menschen unter 25 Jahre haben Probleme, einen Job zu bekommen. Mehr als jeder Vierte geht dabei leer aus. Die Regierung steht unter enormen Druck, den Arbeitsmarkt möglichst schnell und tiefgreifend zu reformieren.Konjunkturerwartung:    -41,6 Punkte
Einkommenserwartung:  -57,9 Punkte
Anschaffungsneigung:   -36,2 Punkte

Italien: Bürger sind gegen strikten Sparkurs
Italien ist derzeit ein gespaltenes Land. Das gilt nach den aktuellen Wahlen nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich. Die Unternehmen im Norden spielen in einer Liga mit der deutschen und nordeuropäischen Konkurrenz. Der Süden hat jedoch mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie Griechenland – und fällt immer weiter zurück. Italien gilt als das Schlüsselland der Euro-Krise. Das Land hat Schulden in Höhe von mehr als 2 Billionen Euro aufgetürmt. Das sind 130 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleitung. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei mehr als 30 Prozent. Die Wirtschaft steckt seit eineinhalb Jahren in der Rezession. Viele Unternehmer hoffen auf eine Fortsetzung der Strukturreformen, die unter Mario Monti begonnen wurden.

Italienische Wirtschaftsexperten sehen die Rezession jedoch nicht als ausschließliches Ergebnis der aktuellen Krise. Vielmehr hat Italien in den vergangenen zehn Jahren stark an Attraktivität als Investitions- und vor allem als Produktionsstandort verloren. Mario Monti hat in seiner kurzen, nur rund eineinhalb Jahre dauernden Präsidentschaft viele Reformen auf den Weg gebracht: Er boxte ein Sparpaket durch, brachte eine Renten- sowie eine Arbeitsmarktreform auf den Weg und verstärkte den Kampf gegen Steuerhinterziehung. Zudem  führte er eine Immobiliensteuer ein und legte fest, dass die Mehrwertsteuer Mitte dieses Jahres von 21 auf 22 Prozent ansteigt. Mit diesen Reformen hat er sich zwar bei den anderen europäischen Ländern sowie der EU-Kommission beliebt gemacht, nicht jedoch bei den italienischen Bürgern. Die Konsequenz sind das aktuelle Wahlergebnis, das Patt zwischen den Parteien und wahrscheinlich Neuwahlen. Egal welche Parteien letztendlich die Regierung stellen werden, die Reformen werden wieder in Frage gestellt. Schon aufgrund der tiefgehenden Rezession dürfte es mit Sparen und Reformieren erst einmal vorbei sein. Darüber hinaus haben die Italiener bei der Wahl klar gemacht, dass sie den harten Sparkurs nicht mehr akzeptieren.

Konjunkturerwartung:    -35,2 Punkte
Einkommenserwartung:  -51,0 Punkte
Anschaffungsneigung:   -44,4 Punkte

Portugal: Bürger demonstrieren gegen Sparkurs
Portugal steckt nach wie vor tief in der Krise. Das Land durchlebt die schwerste Rezession seit 37 Jahren. Der Internationale Währungsfond hat für das hoch verschuldete Portugal ein Sparpotenzial in Höhe von 4 Milliarden Euro ausgerechnet. Demnach soll das Land weitere Beamte entlassen sowie Renten und Pensionen kürzen. Im Zuge dessen hat die Regierung neue Steuererhöhungen – die bislang stärksten – angekündigt. Ob damit jedoch die Schuldenlast reduziert werden kann, wird von Kritikern zunehmend bezweifelt. Denn inzwischen ist der Hauptgrund für die schwere Rezession der völlig zusammengebrochene private Konsum, den auch die Exporte nicht ausgleichen können. Die Bevölkerung sieht dies offensichtlich ähnlich. Bei einer Arbeitslosigkeit von 17,6 Prozent – der dritthöchsten in der EU hinter Griechenland und Spanien – sind die Bürger ihrer Meinung nach nicht mehr zu weiteren Opfern fähig. Diese Meinung tun die Portugiesen derzeit auch auf verschiedenen Demonstrationen kund. Zudem hat das portugiesische Verfassungsgericht vier der Maßnahmen im Budget für 2013 für rechtswidrig erklärt. Die Regierung muss diese nun korrigieren. Bei den Maßnahmen handelt es sich unter anderem um die Kürzung der Pensionen sowie eine Steuer auf den Zuschuss für Arbeitslose. Davon betroffen ist insgesamt eine Summe von mehr als 1,3 Milliarden Euro, fast 1 Prozent des BIP. Die Troika ist daher gezwungen, die Kredite für Portugal von fünf auf zehn Jahre zu verlängern.

Konjunkturerwartung:    -43,4 Punkte
Einkommenserwartung:  -50,8 Punkte
Anschaffungsneigung:   -44,7 Punkte

Griechenland: Arbeitslosigkeit größtes Problem
Das hochverschuldete Griechenland erlebt das sechste Rezessionsjahr in Folge. Die Sparmaßnahmen, die die Regierung als Gegenleistung für Finanzhilfen aus dem Ausland durgesetzt hat, bremsen die Konjunktur. Im Januar ist die Industrieproduktion um fast fünf Prozent eingebrochen – so stark wie seit vier Monaten nicht mehr. Im vergangenen Jahr schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um 6,4 Prozent. Das größte Problem der Menschen bleibt die hohe Arbeitslosigkeit von inzwischen über 26 Prozent. Von den jungen Leuten bis 25 Jahre haben mehr als die Hälfte keinen Job. Auch die Langzeitarbeitslosigkeit ist besorgniserregend. Mehr als 60 Prozent der arbeitslosen Griechen haben seit über einem Jahr keinen Job. Arbeitslosengeld gibt es jedoch nur für 12 Monate. Das neue Spar- und Reformprogramm sieht vor, dass Langzeitarbeitslose ab 2014 für ein weiteres Jahr Hilfen in Höhe von 200 Euro monatlich erhalten sollen.Konjunkturerwartung:    -36,9 Punkte
Einkommenserwartung:  -47,0 Punkte
Anschaffungsneigung:   -30,3 Punkte

Bulgarien: Strukturreform essentiell für wirtschaftlichen Aufschwung
Brüssel lobt Bulgariens Finanzdisziplin in Krisenzeiten. Das Staatsdefizit betrug für das Jahr 2012 nur 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Doch in dem Land herrscht nach wie vor bittere Armut. Gut ein Fünftel der Bevölkerung lebt rund um die Armutsgrenze von umgerechnet 120 Euro im Monat. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei etwa einem Drittel. Im Januar haben hohe Stromrechnungen die knappen Budgets vieler Haushalte gesprengt. Daraufhin gingen zehntausende Menschen auf die Straße und protestierten. Zunächst richtete sich der Protest gegen die geringen Einkommen, die zu hohen Stromkosten sowie das Wahlsystem. In der Folge mussten der Finanzminister, schließlich sogar die gesamte bulgarische Regierung zurücktreten. Neuwahlen sollen am 12. Mai stattfinden. Doch die Proteste gegen weiter. Die vor allem im Internet organisierten Aktivisten nehmen inzwischen das gesamte politische System ins Visier. Die Regierung hatte versprochen, die Korruption zu bekämpfen, die Infrastruktur zu entwickeln, die Wirtschaft zu liberalisieren, Wachstum zu schaffen und die Arbeitslosigkeit zu senken. Außerdem sollte das Bildungssystem modernisiert sowie die Renten- und Gesundheitssysteme reformiert werden. Die wichtigen Strukturreformen lassen jedoch bis heute auf sich warten. Dass in Bulgarien etwas passieren muss, ist offensichtlich: Das Land ist weiterhin das ärmste der EU. Die arbeitende Bevölkerung kommt mit einem Durchschnittseinkommen von 400 Euro im Monat kaum über die Runden. Die Lebenshaltungskosten steigen. Rentner mit Pensionen von rund 100 Euro im Monat sind zum Überleben häufig auf Erzeugnisse aus dem eigenen Garten angewiesen – sofern einer vorhanden ist.

Konjunkturerwartung:    -21,0 Punkte
Einkommenserwartung:  -23,4 Punkte
Anschaffungsneigung:    10,9 Punkte

Polen: Wirtschaftswachstum verlangsamt sich
Polen steht im europäischen Vergleich bisher noch sehr gut da. Die Staatsverschuldung ist mit 56 Prozent des BIP eine der niedrigsten in Europa. Die Wirtschaft wächst. Allerdings sinken die Wachstumsraten deutlich. Waren es im Jahr 2011 noch 4,5 Prozent, schaffte die Wirtschaft im vergangenen Jahr nur noch 2 Prozent. Für dieses Jahr prognostiziert die EU-Kommission lediglich 1,2 Prozent. Doch es ist nicht nur die Krise im Euro-Raum, die dem Land zu schaffen macht. Vielmehr stößt Polen an die Grenzen seines bisherigen Wirtschaftsmodells. Nach Jahrzenten des Mangels im Sozialismus hatten die Verbraucher gewaltige Bedürfnisse, die sie mit dem großen wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre befriedigen konnten. Das trieb den privaten Konsum, von dem wiederum viele kleine und mittlere Unternehmen profitierten. Sie bildeten in den letzten 20 Jahren das Fundament der Wirtschaft. Doch inzwischen zeigen sich vor allem die Schwächen des stark deregulierten Sozialstaats. Es gibt wenig staatliche Absicherung für die Bevölkerung. Das gilt besonders für den Arbeitsmarkt. Es gibt keinen funktionierenden Kündigungsschutz und keine Zeitarbeit, dafür aber sehr viele befristete Verträge. Viele Arbeitsverhältnisse haben keinerlei soziale Absicherung. Die Konsequenz daraus: Die Arbeitslosigkeit steigt. Aktuell liegt sie bei über 10 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit ist in etwa doppelt so hoch.Konjunkturerwartung:    -25,4 Punkte
Einkommenserwartung:  -22,1 Punkte
Anschaffungsneigung:   -19,0 Punkte

Rumänien: Wirtschaftswachstum und sinkende Arbeitslosigkeit
Auch wenn die Wirtschaft im vergangenen Jahr nur 0,3 Prozent gewachsen ist, gehen Experten davon aus, dass das Land im ersten Quartal 2013 mit einer Steigerung von 0,7 Prozent bis 1 Prozent rechnen kann. Für das gesamte Jahr 2013 prognostiziert die EU-Kommission 1,6 Prozent. Die Arbeitslosigkeit ist im Laufe des vergangenen Jahres deutlich gesunken. Im Januar 2012 lag sie noch bei 7,4 Prozent, im Februar dieses Jahres nur noch bei 6,7 Prozent. Lediglich die Jugendarbeitslosigkeit verharrt mit rund 23 Prozent auf sehr hohem Niveau. Problematisch könnte in den nächsten Monaten jedoch die Inflation werden. Aktuell steht sie laut EU-Kommission bei 3,8 Prozent. Für das laufende Jahr rechnen Experten mit einem Anstieg auf 4,6 Prozent. In der ersten Jahreshälfte werden vor allem die Lebensmittelpreise als Preistreiber fungieren. Doch auch Energie soll aufgrund von Liberalisierungen am Energiemarkt in den nächsten Monaten und Jahren teurer werden.

Konjunkturerwartung:   -13,6 Punkte
Einkommenserwartung:   -5,4 Punkte
Anschaffungsneigung:  -18,3 Punkte

Tschechische Republik: Ältere durch Globalisierung verunsichert
Die tschechische Republik durchlebte 2012 ein Jahr der Rezession. Insgesamt ist die Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent gesunken. In diesem Jahr rechnet die EU-Kommission mit einem Nullwachstum. Die Arbeitslosigkeit liegt nach EU-Angaben konstant bei etwas über 7 Prozent. In den letzten Wochen und Monaten war das beherrschende Thema die Neuwahl des tschechischen Staatsoberhaupts. Am Ende hat Milos Zeman in einer Stichwahl gegen Karel Schwarzenberg gewonnen. Die Wahl war letztlich nicht nur eine zwischen zwei Personen sondern auch zwischen zwei politischen Richtungen. Die Wahl zeigt die beiden verschiedenen Lebenswelten, die das Land derzeit prägen. Insofern war sie auch eine Abstimmung darüber, welches Selbstbild bei den Bürgern heute überwiegt und welche Vision sie für die Zukunft haben.Konjunkturerwartung:   -17,5 Punkte
Einkommenserwartung:   -3,3 Punkte
Anschaffungsneigung:  -29,6 Punkte

Österreich: harter Winter lässt Arbeitslosigkeit ansteigen
Das erste Quartal 2013 war in Österreich vor allem durch den Anstieg der Arbeitslosigkeit geprägt. Den harten Winter hat vor allem die Baubranche deutlich zu spüren bekommen. Die Quote lag im Februar laut EU-Kommission bei 4,8 Prozent. Auch die Jugendarbeitslosigkeit liegt derzeit mit 8,9 Prozent auf einem sehr hohen Niveau. Die weltweite Rezession sowie die Schuldenkrise in der Europäischen Union haben sich auch in Österreich bemerkbar gemacht. Mit 0,7 Prozent fiel das Wirtschaftswachstum im Jahr 2012 deutlich niedriger aus als in den Jahren zuvor (2011: 2,7 Prozent, 2010: 2,1 Prozent). Für das aktuelle Jahr prognostiziert die EU-Kommission einen Anstieg des BIP um 0,7 Prozent. Äußerst positiv hat sich jedoch das österreichische Budgetdefizit entwickelt. Laut Statistik Austria lag es bei 2,5 Prozent. Im Herbst ging die Regierung noch von einem Minus von 3,1 Prozent aus. Verantwortlich dafür ist vor allem die strikte Haushaltsdisziplin von Bund und Ländern.

Konjunkturerwartung:     0,6 Punkte
Einkommenserwartung:   7,6 Punkte
Anschaffungsneigung:  18,2 Punkte

Konjunkturerwartung: Griechen und Spanier hoffen auf Überwindung der Rezession in diesem Jahr
Die europäischen Verbraucher schätzen die Entwicklung der Konjunktur in ihrem jeweiligen Land während der nächsten Monate sehr unterschiedlich ein. Während in einigen Ländern die Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung deutlich wachsen, stagnieren sie in anderen Ländern oder gehen weiter zurück. Den höchsten Wert weisen derzeit Österreich und Deutschland (beide 0,6 Punkte) auf, gefolgt von Rumänien (-13,6 Punkte). Am negativsten beurteilen die Portugiesen (-43,4 Punkte), Franzosen (-41,6 Punkte) und Griechen (-36,9 Punkte) die Aussicht auf eine wirtschaftliche Besserung.

Die Tschechische Republik hat mit dem Jahr 2012 ein Jahr der Rezession hinter sich gelassen. Das BIP ging laut EU-Kommission insgesamt um 1,3 Prozent zurück. Doch die Konjunktur soll im Laufe dieses Jahres langsam wieder anspringen. Für 2013 wird zwar lediglich ein Null-Wachstum prognostiziert, doch die Bevölkerung geht von einer deutlichen konjunkturellen Verbesserung in den nächsten Monaten aus. Dafür spricht auch die steigende Beschäftigung. Diese war Ende 2012 um 0,9 Prozent höher als noch ein Jahr zuvor. Die Konjunkturerwartung der Tschechen ist dementsprechend in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich gestiegen: um mehr als 20 Punkte. Der Indikator liegt aktuell bei -17,5 Punkten. Das ist der höchste Wert seit Februar 2011.

Die griechische Wirtschaft ist am Boden. Eine Erholung zeichnet sich auch in diesem Jahr nicht ab. Aber die negativen Wachstumszahlen sollen geringer werden: Nach einem Minus des BIP im Jahr 2012 von 6,4 Prozent erwartet die EU-Kommission in diesem Jahr ein Minus von 4,4 Prozent. Nach dieser Prognose soll es im Jahr 2014 erstmals nach sechs Jahren schwerer Rezession ein leichtes Wachstum von 0,6 Prozent geben. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Zahlen im Laufe des Jahres bestätigen lassen. Bei der Beurteilung dieser Prognosen sind die griechischen Experten jedoch in zwei Lager geteilt. Der eine Teil – der nichts von den drastischen Sparmaßnahmen hält – geht von einer noch Jahre andauernden Rezession aus. Der andere Teil – der die Maßnahmen von Regierung und Troika unterstützt – bestätigt die Prognosen der EU-Kommission. Die Bevölkerung scheint zunehmend zu hoffen, dass der zweite Teil der Experten Recht behält. Sie gehen jedenfalls von einer leicht verbesserten Konjunktur im Laufe dieses Jahres aus. Der Indikator der Konjunkturerwartung ist in den vergangenen Monaten kontinuierlich gestiegen und liegt aktuell bei -36,9 Punkten. Seit er im Februar letzten Jahres seinen absoluten Tiefstwert von -61,8 Punkten erreichte, hat er sich bis jetzt deutlich erholt.

Nachdem das Bruttoinlandsprodukt bereits im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent gesunken ist, steht Spanien nun ein weiteres Rezessionsjahr bevor. Die EU-Kommission rechnet beim Wirtschaftswachstum mit einem ähnlichen Minus wie 2012. Dennoch scheinen die spanischen Verbraucher Hoffnung zu schöpfen. Verschiedene Experten gehen davon aus, dass Spaniens Wirtschaft im nächsten Jahr wieder wachsen wird – vorausgesetzt sie schafft in diesem Jahr die Trendwende. Auch die Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit nicht mehr so stark steigt, wird inzwischen als positives Zeichen gedeutet. Diese Entwicklung zeigt sich auch bei der Konjunkturerwartung. Aktuell liegt sie bei -32 Punkten. Im Dezember lag der Wert rund 20 Punkte tiefer.

Einkommenserwartung: steigende Einkommen durch sinkende Arbeitslosigkeit in Rumänien
Ein ähnlich uneinheitliches Bild zeigt sich auch bei der Einkommenserwartung. Steigende oder stabile Einkommen erwarten die Verbraucher in Deutschland (29,4 Punkte), Österreich (7,6 Punkte) und der Tschechischen Republik (-3,3 Punkte). Dagegen rechnen die Franzosen (-57,9 Punkte), Italiener (-51 Punkte) und die Portugiesen (-50,8 Punkte) mit weiter sinkenden Löhnen beziehungsweise steigenden Steuern und Abgaben.

Die Rumänen blicken weitgehend optimistisch in die Zukunft. Das Wirtschaftswachstum steigt, die Arbeitslosigkeit sinkt. Aktuell sind laut EU-Kommission 6,7 Prozent der Rumänen ohne Job. Das ist eine der niedrigsten Arbeitslosenraten in Europa. Und auch mittelfristig rechnen die Experten nicht mit einem Anstieg. Mehr Jobs führen zu mehr Einkommen bei der Bevölkerung. Dies lässt sich deutlich an dem Indikator der Einkommenserwartung ablesen: Aktuell liegt er bei -5,4 Punkten. Vergleicht man diesen Wert mit seinem Stand von vor einem Jahr (-22,7 Punkte), erkennt man, wie viel sich in dieser Zeit auf dem Arbeitsmarkt getan hat.

Die Italiener haben mit ihrem Votum bei der Wahl Ende Februar gezeigt, dass sie sich gegen das Spardiktat der EU in Brüssel wenden und nicht mehr bereit sind, weitere Opfer zu bringen. Viele Bürger haben offensichtlich darauf spekuliert, dass bei der Wahl eine Partei die Mehrheit erhält, die sich deutlich gegen den Sparkurs aus Brüssel stellt. Diesen Schluss lässt die Entwicklung der Einkommenserwartung zu. Lag der Indikator im Januar noch bei -61,7 Punkten, stieg er kurz vor der Wahl im Februar deutlich auf -45,1 Punkte. Nachdem der Sieg der weniger auf das Sparen fokussierten Parteien ausgeblieben ist, ist der Indikator im März wieder gefallen und steht aktuell bei -51 Punkten.

Obwohl die Polen wirtschaftlich eigentlich noch recht gut dastehen, rechnen die Bürger mit geringeren Einkommen. Das liegt zum einen am rückläufigen Wirtschaftswachstum sowie der relativ hohen Inflation, zum anderen an der steigenden Arbeitslosigkeit. Hier hegen die Verbraucher jedoch die Hoffnung, dass der Arbeitsmarktnach dem langen und harten Winter wieder anzieht. Das zeigt auch der Indikator der Einkommenserwartung. Aktuell liegt er bei -22,1 Punkten. Im Vergleich zum Dezember 2012 ist er um 10 Punkte angestiegen.

Anschaffungsneigung: Frankreich braucht tiefgreifende Reformen
In den meisten europäischen Ländern müssen die Bürger ihr Geld zusammenhalten und sehr genau wirtschaften. Ausgabefreudig zeigen sich die Deutschen (36,2 Punkte), Österreicher (18,2 Punkte) und die Bulgaren (10,9 Punkte). Drastisch sparen müssen hingegen die Portugiesen (-44,7 Punkte), Italiener (-44,4 Punkte) sowie die Franzosen
(-36,2 Punkte).

Die Briten müssen weiterhin auf ihre Ausgaben achten. Zwar hat die Regierung einige Steuern gesenkt. Dafür sind die Ausgaben für die Sozialversicherung gestiegen. Somit bleibt den meisten Verbrauchern nicht mehr Geld im Portemonnaie. Die Inflation liegt seit Monaten konstant knapp unter der 3-Prozent-Marke. Die Arbeitslosigkeit verharrt nach wie vor bei knapp unter 8 Prozent. Diese Zahlen sind für britische Verhältnisse zwar relativ hoch. Doch die Konstanz vermittelt offensichtlich das Vertrauen, dass es in den nächsten Monaten nicht schlimmer wird. Diese Hoffnung spiegelt sich in der Anschaffungsneigung der Verbraucher wieder. Die Briten trauen sich ganz langsam wieder, ihr verfügbares Geld in werthaltige Produkte zu investieren. Der Indikator ist seit Dezember um 11,6 Punkte gestiegen und liegt aktuell bei -35,6 Punkten. Das ist der höchste Wert seit Dezember 2010.

Die Krise hat Frankreich im Vergleich zu den anderen großen Wirtschaftsnationen der EU nach Italien am schlimmsten getroffen. Die Arbeitslosigkeit erreicht jeden Monat neue Höchstwerte. Aktuell steht sie laut EU-Kommission bei 10,8 Prozent. Bei den Jungen  unter 25 Jahren hat sogar jeder Vierte keinen Job. Die Franzosen sind inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass nur tiefgreifende Strukturreformen beim Arbeitsmarkt, dem Steuer- und Sozialsystem eine Wende schaffen können. Dies bedeutet für die Verbraucher jedoch erst einmal weitere Einschnitte. Den bisherigen Lebensstandard werden sie bis auf weiteres nicht halten können. Dementsprechend schlecht ist es um die Konsumfreude der Franzosen bestellt. Der Indikator der Anschaffungsneigung liegt aktuell bei
-36,2 Punkten. Das ist der schlechteste Wert seit April 2010.