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Konsumklima - fiskalpolitisch gebremst

Das Konsumklima hat zum Jahresende 2006 seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Vor allem die Erwartung der Verbraucher an die weitere Einkommensentwicklung ist im Vergleich zum Vormonat November deutlich getrübt. Die Anschaffungsneigung verliert dagegen nur leicht.

GfK-Konsumklima: Mehrere Passanten, die eine Straße überqueren vor einer Straßenbahn im Hintergrund.
Konsumklima - fiskalpolitisch gebremst
Nürnberg, 02.01.2007 (gfk) - Das Konsumklima hat zum Jahresende 2006 seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Vor allem die Erwartung der Verbraucher an die weitere Einkommensentwicklung ist im Vergleich zum Vormonat November deutlich getrübt. Die Anschaffungsneigung verliert dagegen nur leicht. Im Gegensatz dazu werden die Konjunkturaussichten im Dezember wesentlich optimistischer eingeschätzt. Der Konsumklimaindikator prognostiziert nach revidiert 9,2 Punkten im Dezember einen Wert von 8,7 Punkten für den Beginn des kommenden Jahres. Die stark gestiegenen Konjunkturerwartungen deuten darauf hin, dass der Aufschwung an Breite gewonnen hat und der Konjunkturoptimismus zusehends die Verbraucher positiv beeinflusst. Vor allem die deutlich bessere Beschäftigungssituation stärkt offenbar das Vertrauen der Konsumenten in eine anhaltend stabile wirtschaftliche Entwicklung.

Dagegen verhindern die drastischen Steuer- und Abgabenerhöhungen, dass sich die Einkommensaussichten zurzeit vom gegenwärtigen Konjunkturoptimismus anstecken lassen. So sorgt auch die sinkende Einkommenserwartung momentan dafür, dass sich das Konsumklima zu Beginn des Jahres 2007 mäßigen wird. Der Ost-West-Vergleich zeigt, dass sich die Konsumenten in den neuen Bundesländern tendenziell weniger optimistisch äußern als die in Westdeutschland. So fallen die Rückgänge bei der Einkommenserwartung und der Anschaffungsneigung weitaus drastischer aus als im Westen. Auch stellen sich die Zuwächse bei der Konjunkturerwartung im Osten wesentlich verhaltener dar. Damit hat sich die Schere zwischen beiden Regionen Deutschlands zum Jahresende wieder stärker geöffnet.

Der gegenwärtig verbreitete Konjunkturoptimismus scheint nun auch die Bundesbürger anzustecken. Nach einer leichten Zunahme im November können die Konjunkturerwartungen im Dezember kräftig zulegen. Der Indikator gewinnt 25,4 Punkte hinzu und liegt nun bei 35,7 Punkten. Dies ist der höchste Stand seit fast sechs Jahren. Lediglich im Januar 2001 wurde ein höherer Wert gemessen. Auch im Vorjahresvergleich ist ein Zugewinn von knapp 24 Punkten zu verzeichnen. Mit dieser positiven Entwicklung zum Jahresende konnte dem zuletzt rückläufigen Trend der Konjunkturstimmung Einhalt geboten werden. Damit setzt sich die Hoffnung auf eine anhaltende wirtschaftliche Dynamik, wovon zurzeit die Medien und ein Großteil der Experten ausgehen, auch seitens der Bundesbürger durch. Dem entsprechend werden momentan auch die Wachstumsprognosen für das kommende Jahr deutlich hoch gesetzt. Inzwischen erwarten Experten für 2007 mehrheitlich eine reale Zunahme des BIP von etwa 2 Prozent (nach geschätzten 2,5 Prozent für dieses Jahr). Zudem gehen die Unternehmen in der Bundesrepublik derzeit von einer Fortsetzung des Aufschwungs aus. Dies belegt der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex. Offenbar erwarten die Unternehmen insgesamt kaum negative Auswirkungen durch die Mehrwertsteuererhöhung. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Finanzanalysten ab. Die ZEW-Konjunkturerwartungen konnten sich im Dezember ebenfalls spürbar erholen. Somit können sowohl der starke Euro als auch weitere drohende Zinserhöhungen die aktuelle Stimmung nicht wesentlich trüben. Hinsichtlich der Lebenswelten fällt auf, dass vor allem die gehobenen sozialen Schichten sowie die Mittelschicht die Konjunkturaussichten optimistischer bewerten.

Konjunktur-
erwartung
Einkommens-
erwartung
Anschaffungs-
neigung

Wert

Veränderung
Vormonat

Wert

Veränderung
Vormonat

Wert

Veränderung
Vormonat

Studierende,
in Ausbildung
Befindliche

48,8

+22,8

15,7

-31,3

68,5

+1,4

Gehobene soziale Schichten

54,4

+28,8

21,5

-4,6

68,5

-13,7

Mittlere soziale Schichten

34,2

+32,9

-11,3

-0,6

68,0

-0,9

Einfache
Lebenslage

20,2

+24,4

-13,8

-24,5

49,8

-8,3

Ältere Männer und Frauen im Ruhestand

32,9

+20,1

-49,3

-4,5

48,1

-15,1

Alte
Bundesländer

41,0

+29,4

-9,6

-6,5

62,3

+1,3

Neue
Bundesländer

15,6

+10,6

-36,1

-19,9

51,0

-16,6

Gesamtheit

35,7

+25,4

-16,6

-10,2

59,9

-4,0

 Einkommenserwartung: stark getrübt
Je näher der Termin der Steuer- und Abgabenerhöhungen rückt, desto stärker wird offenbar deren Einfluss auf die Einkommensaussichten. Der Indikator musste im letzten Monat des Jahres 2006 Einbußen in Höhe von 10,2 Punkten hinnehmen. Mit aktuell –16,6 Punkten liegt er damit signifikant unter seinem langjährigen Durchschnittswert von 0 Punkten. Auch im Vorjahresvergleich ergibt sich ein Minus von 5,3 Punkten. Somit konnte der aufgekommene Konjunkturoptimismus seine stimulierende Wirkung auf die Einkommensstimmung noch nicht entfalten. Die bevorstehende Mehrwertsteuererhöhung betrachten die Konsumenten offensichtlich als eine drastische Belastung für ihre Kaufkraft. Höhere Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge sowie wegfallende Steuervorteile verschärfen zudem diese Situation. Abgesenkte Beiträge zur Arbeitslosenversicherung werden diese nur teilweise kompensieren.

Der steigende Konjunkturoptimismus in Verbindung mit vermehrter Beschäftigung sowie die Aussicht auf wieder stärkere Lohn- und Gehaltserhöhungen lassen die Hoffnung erwachen, dass sich die Einkommenserwartungen nach dem Steuerschock zu Jahresbeginn im weiteren Verlauf wieder erholen können. Bei den nach Lebenswelten differenzierten Verbrauchergruppen sind es die Angehörigen der einfachen sozialen Schichten sowie die Jugendlichen und Studenten, die die Einkommensaussichten wesentlich pessimistischer als im Vormonat November beurteilen.Anschaffungsneigung: weiterhin auf sehr hohem Niveau
Offenbar setzen die Verbraucher in den letzten Wochen dieses Jahres hinsichtlich ihrer Kauflaune zum Endspurt an. Der Indikator Anschaffungsneigung musste zwar im Dezember Einbußen von 4 Punkten hinnehmen, allerdings bewegt er sich mit aktuell 59,9 Punkten in der Nähe seines historischen Höchststandes von gut 64 Punkten. Im Vorjahresvergleich ist immer noch ein beträchtliches Plus von 57,8 Punkten zu messen.

Nach wie vor halten die Verbraucher es für ratsam, größere Ausgaben noch in diesem Jahr zu tätigen. Trotz der leichten Verluste des Indikators deutet dies auf eine verstärkte Kauflaune im Weihnachtsgeschäft hin. Dieses wird voraussichtlich besser verlaufen als im vergangenen Jahr. Allerdings ist zu befürchten, dass mit dem Wegfall der Vorzieheffekte die Konsumneigung zu Beginn des kommenden Jahres mit Einbußen zu rechnen hat. Aufgrund der derzeitigen konjunkturellen Dynamik mit den deutlichen Fortschritten auf dem Arbeitsmarkt sind allerdings die Aussichten gewachsen, dass der Rückgang der Konsumneigung weniger ausgeprägt sein dürfte als ursprünglich befürchtet. Die differenzierte Betrachtung bestimmter Lebenswelten zeigt, dass unter den Jugendlichen und Studenten sowie den Angehörigen der Mittelschicht im Dezember das hohe Niveau der Konsumneigung gehalten werden konnte.

Konsumklima: Zenit ist überschritten
Das Konsumklima wird, gegenüber dem Monat Dezember 2006, mit einem Rückgang in das neue Jahr starten. Der Indikator prognostiziert nach revidiert 9,2 Punkten im Dezember für Januar 2007 einen Wert von 8,7 Punkten. Der Indikator hat vorerst seinen Zenit überschritten. Somit wird die seit Monaten vorausgesagte Abschwächung des Konsumklimas zu Beginn des neuen Jahres eintreten. Wie tief greifend und anhaltend diese Schwächephase sein wird, ist schwer abzuschätzen. Allerdings steigen momentan aufgrund der Stabilisierung des Aufschwungs die Chancen dafür, dass auch die Konsumkonjunktur relativ zügig wieder auf einen soliden Wachstumskurs einschwenken kann. Durch die nachhaltige Besserung auf dem Arbeitsmarkt wird das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte wieder zunehmen. Zudem steigen mit der florierenden Konjunktur unter den Arbeitnehmern die Aussichten auf stärkere Lohn- und Gehaltserhöhungen, die den Konsum zusätzlich stützen dürften. Nach wie vor gehen wir für das kommende Jahr von einem realen Zuwachs des privaten Verbrauchs von 0,5 Prozent (nach 1 Prozent in diesem Jahr) aus.

Ein konsequenter und stringenter Kurs bei den notwendigen Reformen könnte dafür Sorge tragen, dass sich die Binnennachfrage nachhaltig stabilisieren kann. Hier kommt es vor allem auf die Berechenbarkeit und Verlässlichkeit der anstehenden Reformvorhaben an, die zu keinen weiteren massiven Belastungen der Verbraucher führen dürfen.
Zur Studie
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie »GfK-Konsumklima MAXX« und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Der nächste Veröffentlichungstermin ist der 27. September 2006. Zur GfK-Gruppe
Die GfK-Gruppe, weltweit die Nummer 5 der Marktforschungsunternehmen, ist in den fünf Geschäftsfeldern Custom Research, Retail and Technology, Consumer Tracking, Media und HealthCare aktiv. Neben 13 Niederlassungen in Deutschland gehören der GfK-Gruppe insgesamt weltweit über 130 Unternehmen in 63 Ländern an. Von den derzeit rund 7.600 Beschäftigten arbeiten 80 Prozent außerhalb Deutschlands.

http://www.gfk.de