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AHK-Weltkonjunkturbericht 2014|2015 - Geopolitisches Sorgenjahr 2014

Die Weltkonjunktur tritt derzeit auf der Stelle. Von der Krise in Osteuropa und den weiteren Konflikten rund um den Globus erwarten die Deutschen Auslandshandelskammern zum Teil spürbare Dämpfer – das beeinträchtigt auch den deutschen Außenhandel, wie der AHK-Weltkonjunkturbericht 2014|2015 zeigt.

Wissenschaft interaktiv 2012

AHK-Weltkonjunkturbericht 2014|2015 - Geopolitisches Sorgenjahr 2014
Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), stellte die auf den Rückmeldungen aller AHKs in 90 Ländern basierende Umfrage in Berlin vor. "Das Jahr 2014 entpuppt sich als geopolitisches Sorgenjahr", fasste er die Lage zusammen. Die EU-Sanktionen gegen Russland wie auch die russischen Gegenmaßnahmen zögen den deutschen Export weiter in Mitleidenschaft. "Zu den direkten Beeinträchtigungen kommen die Bremsspuren in der Konjunktur anderer europäischer Staaten, die dann auch weniger deutsche Produkte abnehmen", so Treier. Außerdem entwickelten sich viele Schwellenländer ungünstiger als im letzten Jahr absehbar. Und weitere Konflikte – vor allem im Nahen Osten – forcierten die Unsicherheit im internationalen Handel zusätzlich.

Der DIHK senke seine Exportprognose deshalb abermals: "Statt mit einem Plus von 4,5 Prozent, wie zu Beginn des Jahres noch erwartet, rechnen wir aktuell für 2014 mit einem Wachstum der deutschen Ausfuhren von bestenfalls 3,5 Prozent." Im Mai hatte die Prognose noch bei 4,0 Prozent gelegen.

"Damit setzen die deutschen Exporteure rund elf Milliarden Euro weniger um als angenommen", konkretisierte der DIHK-Außenwirtschaftschef. "Für sich gesehen sind dadurch rund 100.000 Arbeitsplätze bei Unternehmen in Deutschland gefährdet." Der globale Aufschwung sei "vertagt": "Mit einem Wachstum von nur 3,2 Prozent für 2014 kommt die Weltwirtschaft nun zum dritten Mal in Folge kaum vom Fleck". Eine Erholung werde wohl erst 2015 greifbar. "Nach Schätzungen der AHKs zieht die Weltwirtschaft im kommenden Jahr um 3,8 Prozent an", berichtete Treier.

Die deutsche Exportwirtschaft werde davon profitieren: "Die AHKs erwarten für 2015 insgesamt ein deutsches Exportwachstum von 5 Prozent." Allerdings setze diese Prognose "eine allmähliche Entspannung der schwierigen Situation mit Russland voraus". Damit die Weltwirtschaft ab 2015 zur Normalität zurückkehren könne, müsse sich in den internationalen Beziehungen "die Vernunft durchsetzen", mahnte Treier.

Kernergebnisse

Russland-Ukraine-Krise bremst deutsche Exporte im laufenden Jahr 2014
Der DIHK senkt abermals seine Prognose für die deutschen Exporte im laufenden Jahr. Statt einem Plus von 4,5 Prozent zu Beginn des Jahres rechnen wir aktuell mit einem Wachstum der deutschen Ausfuhren von bestenfalls 3,5 Prozent. Damit setzen die deutschen Exporteure rund elf Mrd. Euro weniger um als Anfang 2014 erwartet. Für sich gesehen sind dadurch rund 100.000 Arbeitsplätze bei deutschen Unternehmen gefährdet. Die Anpassung der Prognose resultiert insbesondere aus den Auswirkungen der Sanktionen der EU gegenüber Russland und den Gegensanktionen der russischen Regierung.

Weltwirtschaft wächst in diesem Jahr um 3,2 Prozent
Mit einem Wachstum von nur 3,2 Prozent liegt die Weltwirtschaft in diesem Jahr zumindest noch knapp über dem enttäuschenden Vorjahreswert (drei Prozent). Damit tritt die Weltwirtschaft seit mittlerweile drei Jahren auf der Stelle. Die Krise in Osteuropa hinterlässt aktuell spürbare Bremsspuren: Das geringe Wachstum der Eurozone bleibt durch die Krise fragil. Die AHKs in nahezu allen Ländern der EU erwarten durch die Sanktionen Beeinträchtigungen auf die Konjunktur an ihren Standorten, vielfach sogar deutlich spürbare Bremseffekte.

Vor allem Russland und die Ukraine selbst müssen ihre Wachstumszahlen für dieses Jahr deutlich nach unten korrigieren. Hinzu kommt die schwächere wirtschaftliche Entwicklung in einer ganzen Reihe von Schwellenländern – allen voran den sogenannten „Fragile Five“. Dazu gehören Indien, Indonesien, die Türkei, Südafrika und Brasilien.

Weltwirtschaft erholt sich im kommenden Jahr – Wachstum von 3,8 Prozent
Die ursprünglich für das laufende Jahr angekündigte Erholung der Weltwirtschaft wird auf das kommende Jahr vertagt. Nach Schätzungen der AHKs zieht die Weltwirtschaft im kommenden Jahr um 3,8 Prozent an. Alle Weltregionen tragen zu dem höheren Wachstum bei. Insbesondere die beiden Schwergewichte, die USA und China, halten die Weltwirtschaft auf Kurs. Die AHKs vor Ort gehen davon aus, dass Chinas Wirtschaft aus den angekündigten Reformen gestärkt hervorgehen wird. Dabei können deutsche Unternehmen von der Förderung der chinesischen Binnenwirtschaft profitieren.

In den USA verstetigt sich die positive wirtschaftliche Entwicklung. Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten dürfte 2015 voraussichtlich um 2,5 Prozent zulegen. Auch die Konjunktur in der Eurozone kräftigt sich mit rund 1,5 Prozent Wachstum.

Deutsche Ausfuhren ziehen im kommenden Jahr auf rund fünf Prozent an
Deutschlands Exportwirtschaft profitiert vom Anziehen der Weltkonjunktur im kommenden Jahr. Die Schätzung von plus fünf Prozent geht von einer Erholung der geopolitischen Situation in Russland und der Ukraine aus. In diesem Fall wachsen die Exporte deutscher Unternehmen gerade in diese beiden Länder, aber auch in die von den aktuellen Sanktionen betroffenen Länder. Darüber hinaus stabilisieren sich nach dem Rückschritt in diesem Jahr die Ausfuhren in die Schwellenländer. In den USA ziehen die Konjunktur und damit auch der Absatz von Waren „Made in Germany“ weiter an. Die Nachfrage aus China kann nicht mehr ganz mit den Wachstumsraten vergangener Jahre mithalten, wächst aber weiterhin dynamisch.

Länder der Eurozone wachsen nur moderat
Frankreichs Wirtschaftswachstum bleibt mit kaum mehr als einem Prozent auch im kommenden Jahr unter seinen Möglichkeiten. Hier gilt es, bei den Reformen aufs Tempo zu drücken und die angekündigten, teils unpopulären Maßnahmen auch umzusetzen. Italien bleibt großes Sorgenkind in der Eurozone. Im 1. Halbjahr 2014 ist das Land in die Rezession zurückgeglitten. Gleichwohl sieht die AHK in Mailand für das kommende Jahr ein leichtes Wachstum von rund einem Prozent als realistisch. Spanien profitiert bereits von seinen Reformanstrengungen: Nach einem Konjunkturplus von 1,4 Prozent in diesem Jahr, prognostiziert die AHK in Madrid für 2015 zwei Prozent Wachstum. Großbritannien erwartet ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent in diesem und im kommenden Jahr. Damit liegt das Land fast an der Spitze der Industrieländer. Eine Anhebung der Zinsen durch die Bank of England kann durch die Stärkung des Pfundes die Aussichten deutscher Exporteure weiter verbessern. Schon in diesem Jahr werden hiesige Unternehmen ihre Verkäufe
im Vereinigten Königreich um sieben Prozent steigern können.

Gerade in Europa bleibt zudem der Kreditzugang für ausländische Importeure deutscher Waren ein Problem. Deutsche Unternehmen müssen hier oft selbst die Finanzierung mitbringen oder mindestens mit spürbaren Verzögerungen bei ihren Aufträgen rechnen.

Branchenübersicht: Umwelttechnologien auf dem Vormarsch
Das Knowhow deutscher Unternehmen im Bereich Energieeffizienz stößt im Ausland auf immer größere Nachfrage. Dementsprechend ist die Dynamik in dieser Branche im Vergleich zu anderen Sektoren am höchsten. In Sachen Expansionstempo steht auch die Gesundheitswirtschaft nach den Einschätzungen der AHKs noch vor dem Maschinen- und dem Fahrzeug

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AHK-Weltkonjunkturbericht 2014|2015
 

Seit 1982 erfasst der DIHK regelmäßig in seiner Umfrage zu den deutschen Exporten und Importen die Außenhandelserwartungen aller Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) in mehr als 90 Ländern.