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CEO Survey 2009 - Vorstandschefs erwarten kein schnelles Ende der Wirtschaftskrise

Die globale Wirtschaftselite rechnet nach dem Rezessionsjahr 2009 nur mit einer allmählichen Erholung der Welt­konjunktur in den kommenden Jahren. Dabei hat die Krisenstimmung mittlerweile auch die Führungskräfte aus den an Wachstum gewöhnten Schwellenländern erfasst.

ifo Geschäftsklima 2008
CEO Survey 2009 - Vorstandschefs erwarten kein schnelles Ende der Wirtschaftskrise
Davos/Frankfurt am Main, 29.01.2008 (pwc) - Die globale Wirtschaftselite rechnet nach dem Rezessionsjahr 2009 nur mit einer allmählichen Erholung der Welt­konjunktur in den kommenden Jahren. Dabei hat die Krisenstimmung mittlerweile auch die Führungskräfte aus den an Wachstum gewöhnten Schwellenländern erfasst. Dies geht aus dem 12th Annual Global CEO Survey 2009 der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor. Für die Studie, die zum Auftakt des World Economic Forums in Davos veröffentlicht wird, befragte PwC im vierten Quartal 2008 weltweit 1.124 CEOs (Chief Executive Officers) von Unternehmen aus 50 Ländern. Rund 30 Prozent der Unternehmen erzielen einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro, knapp jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) ist eine börsennotierte Aktiengesellschaft. Die kurzfristigen Wachstumserwartungen der Vorstandsvorsitzenden haben den tiefsten Stand seit der erstmaligen Befragung im Jahr 2003 erreicht. Nur knapp 21 Prozent der CEOs sind »sehr zuversichtlich«, den Umsatz ihres Unternehmens 2009 steigern zu können. Die Zuspitzung der Konjunkturkrise hat die Geschäftserwartungen im Laufe des vierten Quartals 2008 noch weiter eingetrübt - Ende November rechnete nur noch jeder zehnte CEO für 2009 mit einer Umsatzsteigerung. In der vorangegangenen Umfrage für das Jahr 2008 waren noch 50 Prozent der Befragten fest von Zuwächsen ausgegangen. Wie ernst die CEOs die Krise nehmen, zeigen auch die mittelfristigen Prognosen. Nur 34 Prozent der Befragten prognostizieren auf Sicht der kommenden drei Jahre Erlössteigerungen, vor einem Jahr waren davon noch 42 Prozent überzeugt. »Besorgniserregend ist der drastische Stimmungswandel in den Schwellenländern. Die deutliche Verschlechterung der Geschäftserwartungen ist ein Beleg dafür, dass sich die gegenwärtige Rezession anders als frühere Krisen nicht auf einige Wirtschaftsregionen beschränkt, sondern eine globale Herausforderung ist«, kommentiert Hans Wagener, Sprecher des Vorstands von PwC Deutschland. So erwarten in China nur noch 29 Prozent (2008: 73 Prozent) der CEOs mit großer Sicherheit eine Umsatzsteigerung für das laufende Jahr. In Russland sank der Anteil der »sehr zuversichtlichen« Vorstandsvorsitzenden von 73 auf 30 Prozent und in Mexiko sogar von 77 auf 13 Prozent.

Die Geschäftserwartungen der CEOs aus den etablierten Industriestaaten haben sich gegenüber der Vorjahresumfrage weiter verschlechtert. Nur noch 13 Prozent (2008: 35 Prozent) der Vorstandsvorsitzenden von US-Unternehmen erwarten für das laufende Jahr ein Umsatzplus. Im Vereinigten Königreich ist der Anteil der »sehr zuversichtlichen« CEOs von 43 auf 12 Prozent gefallen, in Frankreich sogar von 26 auf nur noch 5 Prozent. Demgegenüber sind die Vorstandschefs deutscher Unternehmen vergleichsweise optimistisch. Hierzulande gehen noch 17 Prozent fest von einem Umsatzwachstum aus (2008: 57 Prozent). Allerdings weichen die Einschätzungen für das eigene Unternehmen deutlich von der erwarteten allgemeinen Entwicklung ab. So glauben nur neun Prozent der CEOs aus Deutschland an eine positive Entwicklung ihrer Branche auf Sicht der nächsten drei Jahre, während im weltweiten Mittel 20 Prozent der Befragten Erlössteigerungen in ihrem Wirtschaftszweig erwarten. Eine wichtige Ursache der pessimistischen Wachstumsprognosen sind die anhaltenden Liquiditätsprobleme im Finanz- und Bankensektor. Diese erschweren nach Ansicht von 69 Prozent der CEOs die Finanzierung geplanter Investitionen (Befragte in Deutschland: 62 Prozent). Konkret rechnen 79 Prozent mit höheren Finanzierungskosten, 73 Prozent befürchten einen erschwerten Zugang zu Krediten und anderen Kapitalquellen. Als Konsequenz setzen 76 Prozent der Vorstandsvorsitzenden auf eine Investitionsfinanzierung durch den Cash-Flow, nur 28 Prozent vertrauen auf Kredite. Die Kapitalbeschaffung an der Börse ist für lediglich 17 Prozent der CEOs eine Option, allerdings für 38 Prozent der Vorstandsvorsitzenden deutscher Unternehmen.

Die erschwerte Refinanzierung hat auch Folgen für die internationalen Wachstumsstrategien der CEOs. Auf Sicht der kommenden drei Jahre glauben insbesondere CEOs in Westeuropa und Lateinamerika, dass Allianzen und Joint Ventures eine größere Rolle spielen werden als direkte Zusammenschlüsse. Ungeachtet der Krisenstimmung plant die Mehrzahl der Unternehmen keine Einschnitte beim Personal. Weltweit rechnen nur 26 Prozent der CEOs mit einem Stellenabbau, während 35 Prozent von einer unveränderten und 37 Prozent sogar von einer steigenden Beschäftigung ausgehen. Von den deutschen Vorstands­vorsitzenden wollen 36 Prozent mehr Personal einstellen, während nur 17 Prozent an den Abbau von Jobs denken.  »Die Personalplanung der CEOs überrascht nur auf den ersten Blick. Angesichts des latenten Fachkräftemangels wird verständlich, dass die Unternehmen qualifiziertes Personal nach Möglichkeit auch in Krisenzeiten an sich binden wollen«, kommentiert  Hans Wagener.

Die Folgen von Finanzkrise und Rezession sind nach Einschätzung der befragten CEOs die mit Abstand größten Probleme, die Unternehmen kurzfristig zu bewältigen haben (vgl. Grafik). So zeigen sich 42 Prozent der Vorstandsvorsitzenden »ausgesprochen besorgt« über den Konjunkturabschwung in den wichtigsten Volkswirtschaften (2008: 21 Prozent), 30 Prozent halten die Verwerfungen auf den Kapitalmärkten für ein ebenso großes Risiko. Der Klimawandel ist angesichts der akuten derzeitigen Sorgen der CEOs in den Hintergrund gerückt - nur noch sieben Prozent sehen die Erderwärmung als unmittelbare Gefahr für die Geschäftsent­wicklung ihres Unternehmens, ein Jahr zuvor taten dies noch zwölf Prozent der CEOs.


Dennoch ist ein deutlicher Bewusstseinswandel bei den Befragten zu verzeichnen - trotz oder vielleicht aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung fordern zahlreiche CEOs ein Umdenken innerhalb der Vorstandsetagen - weg von einer Orientierung an kurzfristigen finanziellen Erfolgen hin zu Strategien und Geschäfts­modellen, die langfristig tragbar und erfolgversprechend sind. Das Verant­wortungs­bewusstein angesichts wachsender sozialer, politischer und ökologischer Herausforderungen nimmt zu. Damit verbunden ist allerdings auch eine deutliche Forderung an die Politik, klare Rahmenbedingungen und verlässliche Vorgaben für Unternehmen zu schaffen, die langfristige Strategien ermöglichen. Hinsichtlich des Themas Regulierung sind die Aussagen der befragten CEOs ambivalent: Über die Hälfte der befragten Vorstandsvorsitzenden (55 Prozent) sehen Überregulierung nach wie vor als Gefahr an, auf der Prioritätenliste der unmittelbaren Bedrohungen für das Wachstum ihres Unternehmen liegt das Thema Regulierung auf Rang drei (vgl. Grafik 3). Andererseits fordern 80 Prozent der Befragten klare und verlässliche Vorgaben seitens der Politik hinsichtlich des Themas Klimawandel. Doch nur 28 Prozent glauben, dass ihre Regierungen ein klares Konzept und Maßnahmen hierfür vorhalten.