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Chinas Wachstumseinbruch wird unterschätzt

Das Ausmaß der wirtschaftlichen Abkühlung in China wird von offizieller Seite unterschätzt. Die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung der Konjunktur ist aktuell erheblich gestiegen. Die Kursverluste an den Börsen beeinflussen die Konjunktur dabei nur geringfügig, so die Analyse der Forscher des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW).

China-Studie Wachstum 2015

Chinas Wachstumseinbruch wird unterschätzt
Kiel, 13.08.2015 (ifw) - Forscher des IfW gehen in einer aktuellen Analyse für den Wirtschaftsdienst davon aus, dass Chinas konjunkturelle Dynamik bis auf weiteres verhalten bleiben wird. Die Wirtschaft des Landes war im letzten Jahr um 7,4 Prozent gewachsen, in den ersten beiden Quartalen 2015 aber nur noch um 1,4 Prozent und 1,7 Prozent.

„Die Produktion dürfte vorerst in einem ähnlichen Tempo zulegen wie es durchschnittlich in der ersten Jahreshälfte zu verzeichnen war“, so IfW-Konjunkturexperte Klaus-Jürgen Gern. Zwar deuteten einige Indikatoren wie eine anziehende Industrieproduktion und steigende Umsätze im Einzelhandel zuletzt auf eine leichte Belebung hin. „Insgesamt besteht aber der Verdacht, dass das Aus­maß der wirtschaftlichen Abkühlung von offizieller Seite Chinas unterschätzt wird“, so Gern.

So zeige der „Keqiang-Index“, der die wirtschaftliche Aktivität anhand von Energiever­brauch, Kreditvergabe und Eisenbahnfrachttonnen misst, derzeit eine ausgeprägte Abkühlung an. Zweifel, inwieweit die offiziellen Zahlen die wirtschaftliche Expansion korrekt wiedergeben, ergäben sich auch aus der im internationalen Vergleich ungewöhnlichen Entwicklung des Verhältnisses zwischen implizitem BIP-Deflator und Verbraucherpreisindex. Bei sinkenden Rohstoffpreisen wie zuletzt weist der BIP-Deflator eine höhere Inflation aus als der Verbraucherpreisindex. Diese Entwicklung sei in Deutschland und auch in den Vereinigten Staaten derzeit zu beobachten, nicht aber in China, obwohl auch dort – ungeachtet der bedeutenden heimischen Rohstoffproduktion – netto in großem Umfang Rohstoffe importiert würden.

„Werden die niedrigen Importpreise in der Berechnung des BIP-Deflators nicht adäquat berücksichtigt, wird die reale Zuwachsrate des BIP als Folge überschätzt“, so Gern.

Sinkende Absatzzahlen der Automobilhersteller in China und die anhaltende Schwäche der chinesischen Importe seien ebenfalls Anzeichen dafür, dass die Binnenkonjunktur langsamer expandiert als offizielle Statistiken suggerierten. Zwar dürften die gesunkenen Importzahlen zumindest teilweise mit dem drastischen Rückgang der Rohstoffpreise zu erklären sein. Die preisbereinigten Zahlen des World Trade Monitor zeigten aber, dass die von der Entwicklung in China dominierten realen Importe der asiatischen Schwellenländer insgesamt seit Jahresbeginn rückläufig sind. Die Auswirkungen der jüngsten hohen Kursverluste an den chinesischen Börsen auf die Konjunktur seien dagegen nur gering. Zum einen lägen die Kurse auch nach der Korrektur noch deutlich über ihren Werten zu Jahresbeginn, zum anderen seien im ersten Quartal 2015 nicht mehr als sechs Prozent der chinesischen Haushalte überhaupt im Besitz von Aktien gewesen, der Rückgang der Aktienkurse dürfte das Konsumklima daher kaum belasten.

Einen konjunkturellen Einbruch erwarten die Forscher allerdings nicht, trotzdem stehe der chinesischen Wirtschaft ein Anpassungsprozess bevor. Denn nur mit Hilfe einer expansiven Geldpolitik und umfangreichen staatlichen Ausgabenprogrammen gelang es der Regierung, die Expansionsraten seit der Finanzkrise hoch zu halten.

„Dies führte zu einer enormen Zunahme der Verschuldung, Überkapazitäten in der Industrie und einer Überhitzung am Immobilienmarkt, die eine Konsolidierung erforderlich machen“, so Gern.

Die jüngsten Entwicklungen an Chinas Aktienmärkten hätten die Grenzen der Regierung aufgezeigt, stabilisierend auf die Finanzmärkte einzuwirken. Die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung der Konjunktur sei somit gestiegen.

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Konjunktur in China: quo vadis?

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