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DIHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2015: Sonderfaktoren tragen Konjunktur

Die Tiefstände von Ölpreis, Euro und Zinsen sorgen dafür, dass sich die Wirtschaftslage in Deutschland gegenüber Herbst 2014 leicht aufhellt. Auf Grundlage seiner aktuellen Konjunkturumfrage erwartet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) für 2015 ein Wachstum von 1,3 Prozent.

DIHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2015

DIHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2015: Sonderfaktoren tragen Konjunktur
"Die deutsche Wirtschaft schlägt sich wacker in einem unsicheren Umfeld", kommentierte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben die Ergebnisse der auf rund 27.000 Unternehmensantworten basierenden Untersuchung, die er heute gemeinsam mit DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann in Berlin vorstellte. Dies sei drei Sonderfaktoren zu verdanken, erklärte Wansleben: "Die niedrigen Ölpreise entlasten Verbraucher und Unternehmen. Der schwache Euro treibt den Export. Die niedrigen Zinsen befördern weiterhin die Bautätigkeit."

Dieses "Doping" verschleiere auch die zunehmenden Belastungen im Inland: Aus Sicht der Unternehmen seien die Geschäftsrisiken, die aus den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, den Arbeitskosten und dem Fachkräftemangel erwachsen, höher denn je.

"Der DIHK rechnet für 2015 mit einem Wachstum von 1,3 Prozent", berichtete der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Damit liege die aktuelle Prognose wegen des niedrigen Ölpreises um 0,5 Prozentpunkte über der vom vergangenen Herbst. Allerdings: "Ohne diese Entlastung wäre sogar eine weitere Verschlechterung der Geschäftserwartungen zu befürchten gewesen."

Höher als in der Umfrage vom Herbst veranschlagt der DIHK nun auch die Beschäftigung: Sie soll 2015 um rund 200.000 Stellen zulegen. In den Jahren zuvor sei der Personalaufbau größer gewesen, obwohl die Wirtschaft langsamer gewachsen sei, betonte Wansleben in diesem Zusammenhang. "Die Unternehmen fahren derzeit auf Sicht."

Dabei mache sich auch der Mindestlohn bemerkbar, vor allem im Osten. Insgesamt wird die Zahl der Arbeitslosen nach Einschätzung des DIHK um rund 50.000 auf durchschnittlich 2,85 Millionen sinken.

Geschäftslage
Die Wirtschaftslage hellt sich gegenüber dem Herbst 2014 leicht auf. Der deutliche Rückgang der Ölpreise entlastet Verbraucher und Unternehmen. Befürchtungen weiter eskalierender globaler Krisen haben sich bisher nicht bestätigt. Die Auslandsnachfrage erhält zusätzlichen Schub von der guten US-Konjunktur, aber auch vom schwächeren Euro. Infolgedessen bewertet die Industrie ihre Geschäftslage zumindest etwas besser. Auch unter den Großhändlern, den Unternehmensdienstleistern und den Verkehrsunternehmen hellt sich die Stimmung wieder auf.

Geschäftserwartungen
Die Unternehmen blicken zu Jahresbeginn etwas zuversichtlicher auf die kommenden Monate. Vor allem die Industrie gewinnt wieder an Optimismus. Sie profitiert von den gesunkenen Ölpreisen und den besseren Absatzperspektiven. Das schlägt sich auch in steigenden Erwartungen von industrienahen Handels- und Dienstleistungsbranchen nieder. Die Bauwirtschaft erwartet gute Geschäfte, wenn auch ohne weitere Zuwächse. Einer stärkeren konjunkturellen Verbesserung stehen allerdings zunehmende strukturelle Hindernisse entgegen. Das Geschäftsrisiko "Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen" steigt wieder auf seinen Höchststand.

Exporterwartungen
Nach einem spürbaren Dämpfer im Herbst 2014 ziehen die Exporterwartungen der Industrie wieder leicht an. Der Euro schwächelt insbesondere gegenüber dem Dollar weiter und begünstigt Ausfuhren in Drittstaaten. Zudem schafft die Halbierung des Ölpreises Kaufkraft in wichtigen europäischen und ostasiatischen Abnehmerländern. Einen besseren Ausblick der deutschen Exportwirtschaft verhindern die Sorgen über die Entwicklung in Russland, aber auch die noch immer bescheidene Investitionsneigung unserer Hauptabnehmerländer in der Eurozone.

Investitionsabsichten
Die leichte Verbesserung der Stimmung führt auch zu einem vorsichtigen Anstieg der Investitionsabsichten. Ein wirklicher Durchbruch bleibt weiter aus. Die Investitionsabsichten holen den Einbruch aus der zweiten Hälfte des letzten Jahres nicht wieder auf. Die Industrie weitet ihre Anschaffungspläne etwas stärker als der Durchschnitt aus, bleibt aber ebenfalls hinter dem ersten Halbjahr 2014 zurück. Die Investitionsmotive sind weitgehend unverändert. Von Finanzierungsschwierigkeiten berichtet weiterhin nur ein kleiner Anteil der Unternehmen, so dass eine unzureichende Kreditvergabe nicht die Ursache für die Schwäche der Investitionserholung ist.

Beschäftigungsabsichten
Die Unternehmen bleiben beim Personalaufbau zurückhaltend. Expansiver zeigt sich nur die Industrie. Weitere Impulse vom Dienstleistungssektor als traditionellem Beschäftigungsmotor sind hingegen derzeit nicht absehbar. Im Gegensatz zu allen anderen Regionen verschlechtern sich die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen im Osten. Hier sind besonders viele Unternehmen vom Mindestlohn betroffen. Insgesamt rückt das Geschäftsrisiko steigender Arbeitskosten wieder stärker in den Fokus der Unternehmen und erreicht den höchsten Stand seit Befragungsbeginn 2010. Trotz steigender Löhne hält sich das Geschäftsrisiko Fachkräftemangel auf hohem Niveau.

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DIHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2015


Zur DIHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2015
Mit der Auswertung "Wirtschaftslage und Erwartungen zu Jahresbeginn 2015" präsentiert der DIHK die Ergebnisse seiner aktuellen Konjunkturumfrage bei den 80 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutschland. Die Umfrage wurde erstmals im Herbst 1977 durchgeführt und findet seitdem zweimal jährlich statt. Zusätzlich legt der DIHK seit dem Jahr 2000 mit "Konjunktur im Frühsommer" auch zu einem Zwischentermin eine bundesweite Auswertung von IHK-Konjunkturumfragen vor.

Grundlage für die DIHK-Ergebnisse sind Befragungen der Unternehmen durch die IHKs. Die IHKs befragen jeweils eine repräsentative Auswahl von Mitgliedsunternehmen. Zu Jahresbeginn 2015 werteten sie mehr als 27.000 Antworten aus. Die regionalen Auswertungen finden Sie hier. Die Antworten verteilen sich auf die Industrie (29 Prozent), die Bauwirtschaft (7 Prozent), den Handel (23 Prozent) und die Dienstleistungen (41 Prozent).