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Deflationsgefahr für Konsum deutlich geringer als bisher angenommen

Deflation und Konsumstau? - Die Diskussion über Deflationsgefahren in Europa wird mit einem zweifelhaften Argument geführt. Die gängige These, fallende Preise dämpften die Nachfrage auf lange Zeit, weil Konsumenten ihre Käufe in Erwartung weiter sinkender Preise aufschöben, lässt sich nach einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft empirisch nicht stützen.

Pendeln: Ein Autobahnstau von hinten im Regen durch eine Scheibe abgelichtet.

Deflationsgefahr für Konsum deutlich geringer als bisher angenommen
Kiel, 30.07.2014 (ifw) - Die Diskussion über Deflationsgefahren in Europa wird mit einem zweifelhaften Argument geführt. Die gängige These, fallende Preise dämpften die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auf lange Zeit, weil Konsumenten ihre Käufe in Erwartung weiter sinkender Preise aufschöben, lässt sich nach einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) empirisch nicht stützen. Die Autoren der Studie haben den Absatz von Warengruppen mit über längere Zeit sinkenden Preisen in Deutschland ausgewertet und kommen zu dem Schluss: Eine fallende Nachfrage bei sinkenden Preisen ist nicht die Regel – oft steigt die Nachfrage sogar deutlich an.

„Das Argument, dauerhaft fallende Preise bremsen den Konsum, wird laufend wiederholt, aber damit wird es nicht richtiger“, sagt Henning Klodt, Leiter des Zen­trums Wirtschaftspolitik des IfW, der die Studie gemeinsam mit Anna Hartmann erstellt hat. Wenn der Zusammenhang stimmen würde, müsste er auch auf der mikroökonomischen Ebene, also bei einzelnen Gütern, zu beobachten sein, so die These der beiden Forscher. Sie untersuchten also einen detaillierten, teilweise unveröffentlichten Datensatz, den das Statistische Bundesamt zur Berechnung des Verbraucherpreisindex heranzieht. Darin fanden sie zahlreiche Güter, deren Preise im Untersuchungszeitraum 1991 bis 2013 trendmäßig lange Zeit gefallen sind. Ganz besonders ist das der Fall bei Unterhaltungselektronik, Computern und großen Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen.

Das Ergebnis der Untersuchung: Während eines Preisverfalls ist im Zeitablauf in deutlich mehr Fällen die konsumierte Menge gestiegen anstatt gefallen. Von spekulativer Konsumzurückhaltung also keine Spur. Ähnliche Ergebnisse finden die Autoren für weitere Güter, bei denen sich der Preistrend von „plus“ auf „minus“ (und umgekehrt) verändert hat: Auch hier müsste sich Kaufzurückhaltung herausbilden (bzw. auflösen). Aber das ist in deutlich weniger Fällen zu beobachten als das gegenteilige Ergebnis.

„Unsere Analyse kann zwar nicht die Gefahren einer Deflation komplett widerlegen, aber sie sind doch mit Blick auf den Konsum deutlich geringer als immer wieder genannt“, so IfW-Forscher Klodt. Dieses Ergebnis hat besondere Relevanz, weil die Furcht vor dauerhaft gesamtwirtschaftlich fallenden Preisen ein wichtiger Treiber für die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist. „Die Zentralbanken wären gut beraten, bei ihren geldpolitischen Überlegungen dem Gespenst der Deflation gelassen ins Auge zu blicken“, sagt Klodt.

Download der Studie - Kieler Arbeitspapier 1935 [PDF, 16 Seiten - 927 KB]
„Deflation und Konsumstau: Mikroökonomische Evidenz“

 

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