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Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie im Juli 2004

Um die Stimmung der deutschen Verbraucher ist es weiterhin nicht gut bestellt. Nach der positiven Entwicklung im Monat Juni ging es im Juli mit durchweg allen Indikatoren, die die Verbraucherstimmung in Deutschland erfassen, wieder bergab.

GfK-Konsumklima: Mehrere Passanten, die eine Straße überqueren vor einer Straßenbahn im Hintergrund.
Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie im Juli 2004
Nürnberg, 28. Juli 2004 – Im Vormonat hatten sich alle Indikatoren der Verbraucherstimmung, das heißt Konjunktur- und Einkommenserwartung sowie die Neigung der Verbraucher, größere Anschaffungen zu tätigen, deutlich nach oben bewegt. Die Hoffnung, dass dies eventuell als ein erstes Zeichen einer Stimmungswende zu werten ist, bestätigte sich im Juli jedoch nicht: Bei der Konjunktur- und Einkommenserwartung wurden die Zuwächse des Vormonats im Juli mehr als zurückgenommen. Auch die Anschaffungsneigung ging wieder auf Talfahrt. Entsprechend prognostiziert das Konsumklima für den Monat August – nach revidiert 3,9 Punkten im Juli – einen deutlich niedrigeren Wert in Höhe von 3,4 Punkten. -

Damit zeigt sich, dass Verbraucher derzeit eindeutig weniger optimistisch sind als Unternehmer (ifo), Finanzanalysten (ZEW) und Wirtschaftsforschungsinstitute, die – insbesondere wegen des gut laufenden Exportgeschäfts – ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr nach und nach angehoben hatten.

Konjunkturerwartung: dem Trend nach negativ
Von der schrittweisen Anhebung der Wachstumsprognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute für Deutschlands Wirtschaft in Richtung zwei Prozent lassen sich die Verbraucher derzeit noch nicht beeindrucken. Nachdem sie sich im Monat Juni deutlich optimistischer gegeben hatten als im Vormonat, ging es im Juli mit einem Minus von 8,5 auf einen Wert von minus 20,5 Punkten wieder bergab. Ein niedrigerer Wert wurde letztmals im Mai 2003 gemessen. Seit dem Jahreswechsel 2003/2004, an dem der Indikator kurzzeitig sogar den langjährigen Durchschnittswert von Null überschritten hatte, entwickelt er sich in der Tendenz abwärts – denn dem Aufschwung des einen Monats war jeweils ein vergleichsweise größerer Abschwung im nächsten Monat gefolgt.

Den Verbrauchern schwindet der Glauben, dass es in absehbarer Zeit eine wirkliche konjunkturelle Wende gibt, die auch die insbesondere von ihnen erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bringen könnte. Die weiterhin hohe Zahl der Arbeitslosen und die derzeit vielerorts entfachten Diskussionen um die Verlagerung von Arbeitsplätzen, die Erhöhung der Arbeitszeit und neuerdings der mit Hartz IV eingeleiteten Maßnahmen zur Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe nähren ihre Zweifel, dass Privatwirtschaft und Politik in der Lage sind, den konjunkturellen Aufschwung einzuleiten – und zwar nicht nur zugunsten der Unternehmer, sondern auch zugunsten „des kleinen Mannes von der Straße“.

Einkommensentwicklung: Zickzackkurs mit Abwärtsneigung
Das ständige Auf und Ab der Erwartungen der Verbraucher in Deutschland an ihr persönliches Einkommen setzt sich auch im Juli fort. Nachdem sich der Indikator im Juni deutlich nach oben entwickelt hatte, sank er im Juli wiederum ab: mit einem Minus von 7,5 Punkten nach einem Vormonatsplus von 3,5. Gegenwärtig liegt der Indikator Einkommenserwartungen bei minus 14 Punkten. Seit Mitte des vergangenen Jahres legt er regelmäßig in einem Monat zu, im nächsten nimmt er dann wieder ab. Wie beim Indikator Konjunkturerwartung sind auch bei der Einkommenserwartung die Verluste jeweils etwas größer als die Zuwächse des Vormonats gewesen, so dass der Indikator sich der Tendenz nach leicht nach unten entwickelt.

Der offensichtlich steigende Einkommenspessimismus speist sich in erster Linie aus der großen Verunsicherung darüber, was zukünftig auf die privaten Haushalte an finanziellen Einschränkungen zukommt. Dazu trägt nicht unerheblich die Fortsetzung der Diskussion um die Gesundheitsreform, um Kopfpauschale und Bürgerversicherung oder einer Mischform beider bei. Darüber hinaus wächst die Angst vor Arbeitslosigkeit die – vor dem Hintergrund der Hartz-IV-Diskussion – insbesondere von älteren Arbeitnehmern als bedrohlich empfunden wird. Die um DaimlerChrysler und andere Unternehmen entbrannten Diskussionen um Kosteneinsparungen, Arbeitszeitverlängerung und Arbeitsplatzverlagerung tun ihr übriges dazu, dass Bürger sich als die „wahren“ Leidtragenden verfehlter Politik und Missmanagement der privaten Unternehmen empfinden.

Anschaffungsneigung: andauernde Zurückhaltung
Am stärksten an Wert verlor im Monat Juli die Anschaffungsneigung der Deutschen: Mit fast 13 Punkten sank der Indikator auf minus 37,4 Punkte. Damit ist es mit der leicht positiven Tendenz, die trotz des Auf und Abs in den vorhergegangenen Monaten feststellbar war, wieder vorbei. Die neuerlich negative Entwicklung begründet sich unmittelbar aus den allmählich wieder pessimistischer werdenden Erwartungen an die Entwicklung sowohl der Konjunktur als auch der persönlichen Einkommenssituation. Beides veranlasst die Verbraucher, insbesondere beim Einkauf längerlebiger Konsumgüter wie Produkte aus der Unterhaltungselektronik Vorsicht walten zu lassen.

Offensichtlich sind immer mehr Bundesbürger davon überzeugt, dass sie die Verlierer der Reformdiskussionen sind. Deshalb halten sie sich auch weiterhin bei ihren Konsumausgaben zurück. Verstärkend wirkt sich aus, dass die Verbraucher steigende Preise erwarten – ein weiteres Moment, das ihre Konsumlust dämpft.

Konsumklima: Quo vadis?
Angesichts der erneuten Eintrübung der Verbraucherstimmung und der Tatsache, dass alle in das Konsumklima eingehenden Stimmungsindikatoren sich auch im Trend nach unten bewegen, ist abzusehen, dass sich das Konsumklima insgesamt abschwächt. So prognostiziert der Indikator Konsumklima für den Monat August ein Wert von 3,4 Punkten – nach einem Wert von revidiert 3,9 Punkten im Monat Juli.

Vieles spricht dafür, dass sich die seit Monaten im Raum stehende Befürchtung bewahrheitet, dass vom privaten Konsum in diesem Jahr keine wirksamen Impulse auf die konjunkturelle Entwicklung ausgehen. Eine belebende Rolle kommt offensichtlich allein dem Export zu. Dagegen ist es um die Binnennachfrage wahrscheinlich für den Rest dieses Jahres eher schlecht bestellt. Eine grundlegende Wende ist erst dann zu erwarten, wenn die Verbraucher erkennen, dass sich die Arbeitsmarktsituation grundsätzlich entspannt und ein Ende der finanziellen, teilweise sogar existenziellen Verunsicherung erkennbar ist. --

Zur Studie
Die Ergebnisse stammen aus der Studie „GfK-Wirtschaftsdienst Konsum- und Sparklima“, die von der GfK Marktforschung herausgegeben wird. Sie basieren auf monatlichen Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In der ersten Hälfte eines jeden Monats werden turnusmäßig rund 2.000 repräsentativ ausgewählte Personen unter anderem gefragt, wie sie die gesamtwirtschaftliche Lage, ihre Anschaffungsneigung und ihre Einkommenserwartung einschätzen. Zur GfK Gruppe
Die GfK Gruppe, weltweit die Nummer 5 der Marktforschungsunternehmen, ist in den fünf Geschäftsfeldern Consumer Tracking, HealthCare, Non-Food Tracking, Medien und Ad Hoc Forschung aktiv. Neben 15 Niederlassungen in Deutschland gehören zur GfK Gruppe weltweit über 120 Unternehmen und Beteiligungen in 57 Ländern. Von den derzeit mehr als 5.200 Beschäftigten arbeiten rund 1.500 in Deutschland.

www.gfk.de