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GfK-Konsumklima Juni 2015 - Grexit-Gefahr dämpft Konjunkturerwartung

Das Konsumklima geht leicht zurück. Für Juli prognostiziert der Gesamtindikator 10,1 Punkte nach 10,2 Zählern im Juni. Die Einkommenserwartung steigt dagegen auf einen neuen Rekordwert seit der Wiedervereinigung, während die Konjunkturerwartung und die Anschaffungsneigung zum Teil deutliche Einbußen verzeichnen.

GfK-Konsumklima: Mehrere Passanten, die eine Straße überqueren vor einer Straßenbahn im Hintergrund.

GfK-Konsumklima Juni 2015 - Grexit-Gefahr dämpft Konjunkturerwartung
Nürnberg, 25.06.2015 (gfk) - Die Stimmung der Verbraucher ist im Juni insgesamt betrachtet etwas verhaltener als im Vormonat. Das Konsumklima geht leicht zurück. Für Juli prognostiziert der Gesamtindikator 10,1 Punkte nach 10,2 Zählern im Juni. Die Einkommenserwartung steigt dagegen auf einen neuen Höchststand seit der Wiedervereinigung, während die Konjunkturerwartung und die Anschaffungsneigung zum Teil deutliche Einbußen verzeichnen.

Grafik zeigt Entwicklung des GfK-Konsumklima-Index von 2 Punkten in 2008 auf 10,1 Punkte bis zum Juni 2015.

Die bislang erfolglosen Bemühungen um eine Lösung der Schuldenkrise in Griechenland sowie die drohende Pleite des Landes scheinen nun doch die Konjunkturaussichten der deutschen Verbraucher zu dämpfen. Der Konjunkturindikator rutscht deutlich ab. In dessen Sog geht auch die Anschaffungsneigung etwas zurück, behauptet jedoch ihr insgesamt hohes Niveau. Dagegen scheint die Einkommenserwartung noch völlig unbeeindruckt. Sie steigt im Juni auf einen neuen Höchststand seit der Wiedervereinigung.

Die Tabelle zeigt die Daten für Konjunkturerwartung, Einkommenserwartungen, Anschaffungsneigung und Konsumklima im Vergleich von Mai und Juni 2015 und Juni im Vorjahr 2014.Griechenland-Krise lässt Konjunkturerwartung sinken
Nun schlägt die Griechenland-Krise doch auf die Konjunkturstimmung der Bundesbürger durch. Der Indikator Konjunkturerwartung verliert im Juni 13,4 Zähler und sinkt damit auf 24,9 Punkte. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt im Januar dieses Jahres mit 22,5 Punkten gemessen. Damit ist der Aufwärtstrend des Indikators vorerst gestoppt.

Bislang konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Diskussionen um eine Lösung der Schuldenkrise in Griechenland die Konjunkturstimmung nicht nachhaltig beeinträchtigen. Die Wahrscheinlichkeit einer Pleite und eines möglichen anschließenden Austritts Griechenlands aus der Eurozone wurde bislang – auch von den meisten Experten – als äußerst gering eingeschätzt. Dies hat sich in den letzten Wochen jedoch geändert. Inzwischen scheint der „Grexit“ ein durchaus realistisches Szenario zu sein. Dies verunsichert die Verbraucher, denn die Folgen eines Ausstiegs sind derzeit nicht absehbar. Entsprechend schätzen sie die Konjunkturaussichten weniger optimistisch ein.

Daran kann offenbar auch die Tatsache nichts ändern, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal gegenüber der Entwicklung zu Jahresbeginn wieder anziehen soll. Experten erwarten für das zweite Vierteljahr ein Wachstum von 0,5 Prozent. Trotz der aktuell guten konjunkturellen Lage werden auch die deutschen Unternehmen angesichts der sich zuspitzenden Entwicklung in Griechenland langsam nervös. Dies belegt der ifo-Geschäftsklimaindex, der im Juni überraschend deutlich gesunken ist.

Einkommenserwartung mit neuem Rekordwert
Unbeeindruckt von der getrübten Konjunkturstimmung zeigt sich die Einkommenserwartung der Verbraucher. Der Indikator verzeichnet ein Plus von 5,2 Zählern und steigt damit auf 57,2 Punkte. Dies ist ein neuer Höchstwert seit der Wiedervereinigung. Der alte Rekordwert aus dem April dieses Jahres (55,1 Punkte) wird nochmals um gut 2 Punkte übertroffen.

Die deutschen Konsumenten sehen ihre künftige finanzielle Lage bisher nicht durch eine mögliche Insolvenz Griechenlands bedroht. Für sie spielen im Moment die gute Arbeitsmarktlage sowie die aus ihrer Sicht erfreulichen Tarifverhandlungen eine größere Rolle. Beflügelt durch die niedrige Arbeitslosigkeit in Deutschland können die Arbeitnehmer in diesem Jahr mit Lohnsteigerungen von etwa drei Prozent rechnen. Angesichts einer Inflationsrate von unter einem Prozent bedeutet dies, dass die Arbeitnehmer auch real spürbar mehr im Portemonnaie haben.

Möglicherweise profitiert die Einschätzung der persönlichen finanziellen Situation  auch von den zuletzt nicht weiter gestiegenen Energiepreisen. Dies hat unter anderem auch dazu geführt, dass die Inflationserwartungen der Bundesbürger im Juni leicht gesunken sind.

Anschaffungsneigung: leichte Einbußen
Nach dem Plus im Vormonat ist die Anschaffungsneigung im Juni wieder zurückgegangen. Der Indikator verliert 5,6 Zähler und weist nun 57,0 Punkte auf. Damit liegt er immer noch knapp vier Zähler über seinem entsprechenden Vorjahreswert. Der Trend weist momentan leicht nach unten. Das Niveau ist jedoch nach wie vor sehr hoch.

Möglicherweise ist die aktuelle konjunkturelle Verunsicherung ein Grund für die etwas weniger euphorische Konsumlust der Verbraucher. Dafür würde auch sprechen, dass die Sparneigung im Juni erneut etwas angestiegen ist, wenn auch deren Niveau nach wie vor ausgesprochen niedrig bleibt. Die anhaltend hohe Konsumneigung zeigt sich bislang in diesem Jahr auch beim Einzelhandel. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die realen Umsätze in den ersten vier Monaten um etwa drei Prozent.

Konsumklima sinkt leicht
Für Juli 2015 prognostiziert der Gesamtindikator 10,1 Punkte nach 10,2 Zählern im Juni. Damit geht das Konsumklima zum ersten Mal seit Oktober letzten Jahres etwas zurück.

Trotz des Dämpfers bleibt der private Konsum für Deutschland eine wesentliche Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung. Allerdings zeigt die aktuelle Entwicklung auch, dass das Konsumklima durch internationale Krisen Risiken ausgesetzt ist. Insbesondere das Ringen um eine Lösung der Schuldenkrise Griechenlands, die zuletzt eskaliert ist und eine Pleite des Landes immer wahrscheinlicher wird, könnte den bislang rund laufenden Konsummotor ins Stottern bringen.

Zur Studie
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie »GfK-Konsumklima MAXX« und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 erhoben.

Zur GfK-Gruppe
Die GfK-Gruppe, weltweit die Nummer 4 der Marktforschungsunternehmen, ist in den fünf Geschäftsfeldern Custom Research, Retail and Technology, Consumer Tracking, Media und HealthCare aktiv. Neben 13 Niederlassungen in Deutschland gehören der GfK-Gruppe insgesamt weltweit über 130 Unternehmen in 63 Ländern an.