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GfK-Konsumklima-Studie April 2006: Kauflaune steigt

Offenbar nährt der Glaube an den wirtschaftlichen Aufschwung die Bereitschaft der deutschen Verbraucher, ihre Kaufzurückhaltung aufzugeben. Mehrwertsteuererhöhung und Fußballweltmeisterschaft fachen die Kaufbereitschaft zusätzlich an.

GfK-Konsumklima: Mehrere Passanten, die eine Straße überqueren vor einer Straßenbahn im Hintergrund.
Konsumklima-Studie: Kauflaune steigt
Nürnberg, 26.04.2006 (gfk) - Es sieht so aus, als nähre der Glaube an den wirtschaftlichen Aufschwung die Bereitschaft der deutschen Verbraucher, die lange Zeit gehegte Kaufzurückhaltung aufzugeben. Die näher rückende Mehrwertsteuererhöhung - und bis zu einem gewissen Grad sicherlich auch die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft - sind zusätzliche Auslöser dafür. Die Zahl derer, die beabsichtigen, in nächster Zeit größere Anschaffungen zu tätigen, steigt weiter - obwohl die persönliche Einkommensperspektive nicht gerade positiv bewertet wird.

Nach revidiert 5,3 Punkten im April prognostiziert der Gesamtindikator Konsumklima für den Monat Mai einen Wert von 5,5 Punkten. Obwohl sich der Arbeitsmarkt in diesem Frühling wegen der ungewöhnlich kalten Witterung sehr spät belebt hat und die Ölpreise weiter steigen, geht es mit der Verbraucherstimmung auch im April weiter nach oben. Insgesamt ist der Optimismus derzeit so ausgeprägt wie zuletzt zum Ende des Jahres 2001 vor der Einführung des Euro.

Die aus den neuen Bundesländern stammenden Verbraucher denken in Bezug auf größere Anschaffungen in nächster Zeit inzwischen ähnlich positiv wie die aus den alten Bundesländern. Sie äußern sich jedoch nach wie vor in Bezug auf die konjunkturellen Aussichten und ihre persönlichen Einkommenserwartungen deutlich negativer als diese. Die Verbraucher befinden sich mit ihrem Optimismus derzeit in guter Gesellschaft: Nachdem sich die Verbraucher in den vergangenen zwei Monaten in ihren Erwartungen an die Konjunktur etwas skeptischer geäußert hatten, beurteilten sie diese im April wieder deutlich positiver. Nach 14,0 Punkten im März erreicht der Indikator im April einem Wert von 22,2 Punkten, den er bereits zu Jahresbeginn erreicht hatte. Inzwischen liegt der Indikator 37,8 Punkte über dem entsprechenden Vorjahreswert. Dabei legte der Indikator im Westen Deutschlands stärker zu als im Osten. Die nach wie vor robuste Weltwirtschaft, die gute Auftragslage vor allem in der Exportindustrie und die zuletzt wieder positiveren Bewertungen des Standorts Deutschlands sorgen derzeit offensichtlich für größeres Vertrauen in das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr. Einkommenserwartung: Skepsis hält an
Die Erwartung der Verbraucher in Bezug auf ihre persönliche Einkommenssituation kann mit der positiven Tendenz der anderen Stimmungsindikatoren im April nicht mithalten. Nach einem ermutigenden Start ins Jahr 2006 befindet sich die Einkommenserwartung seit Februar in einem leichten Abwärtstrend und sank im April wiederum um 1,5 Punkte. Mit einem Wert von minus 0,5 Punkten liegt er in etwa auf Vorjahresniveau und damit wieder leicht unter dem langfristigen Durchschnitt von 0. Es sind vor allem die westdeutschen Verbraucher, die sich in diesem Monat wieder skeptischer äußern. Die während des Befragungszeitraums noch anhaltenden, zäh verlaufenden Tarifverhandlungen, die Diskussion um die Zukunft der Renten und der Gesundheitsreform sowie die weiter steigenden Energiepreise schlagen sich offensichtlich in erster Linie in der Einkommenserwartung nieder. Obwohl die Konsumenten der Wirtschaft den Aufschwung prinzipiell zutrauen, glauben sie offensichtlich, dass dies nicht unbedingt ihre persönliche Einkommenssituation verbessern wird.

Nach langer Zeit der Zurückhaltung ist die Neigung, in nächster Zeit größere Anschaffungen zu tätigen, der derzeit am deutlichsten steigende Stimmungsindikator. Nach einem Plus von 7,6 Punkten im März kletterte die Anschaffungsneigung im April um weitere 15,0 Punkte auf einen Wert von 34,5 Punkten. Das sind knapp 4 Punkte weniger als der seit der Wiedervereinigung höchste Wert im April 1999. Während es im März nahezu ausschließlich die Verbraucher aus den neuen Bundesländern waren, die für einen Anstieg der Anschaffungsneigung sorgten, sind es in diesem Monat die aus den alten Bundesländern. Die Neigung, in naher Zukunft größere Anschaffungen zu tätigen, liegt inzwischen in beiden Landesteilen auf ähnlich hohem Niveau. Es sieht so aus, als wollten sie nach Jahren der Konsumzurückhaltung zumindest die notwendig gewordenen Anschaffungen nicht weiter aufschieben. Neben Käufen, die mit der Fußballweltmeisterschaft in Zusammenhang stehen, spielen dabei sicher vor allem auch größere Anschaffungen eine Rolle. Man will sie noch in diesem Jahr tätigen, um die höhere Mehrwertsteuer im Jahr 2007 zu umgehen. Die gestiegene Anschaffungsneigung ist deshalb möglicherweise weniger Lustgefühl als vielmehr die nüchterne Überlegung, dass sie das, was ohnehin auf der Agenda steht, angesichts drohender Preissteigerungen nicht mehr aufschieben können.

Die positive Beurteilung der Konjunkturaussichten und die derzeit stark gestiegene Anschaffungsneigung führen auch zu einer Stabilisierung des Konsumklimas. Nach revidiert 5,3 Punkten im April prognostiziert der Indikator für Mai einen Wert von 5,5 Punkten. Zuletzt war der Optimismus der Verbraucher Ende 2001 ähnlich hoch. Sollte die Verbraucherstimmung über das Jahr hinweg auf diesem Niveau bleiben, ist damit zu rechnen, dass der private Verbrauch im Jahr 2006 um 0,5 Prozent wachsen wird. Ein großer Teil dieses Zuwachses ist dabei wohl der bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung und teilweise auch den Sondereffekten der Fußballweltmeisterschaft zuzuschreiben. Ob es zu einer nachhaltigen Belebung der Binnennachfrage kommen wird, steht und fällt mit der Stärke des Konjunkturaufschwungs und mit der weiteren Entwicklung des Arbeitsmarkts.
Zur Studie
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie »GfK-Konsumklima MAXX« und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Der nächste Veröffentlichungstermin ist der 27. Januar 2006. Zur GfK-Gruppe
Die GfK-Gruppe, weltweit die Nummer 5 der Marktforschungsunternehmen, ist in den fünf Geschäftsfeldern Custom Research, Retail and Technology, Consumer Tracking, Media und HealthCare aktiv. Neben 13 Niederlassungen in Deutschland gehören der GfK-Gruppe insgesamt weltweit über 130 Unternehmen in 63 Ländern an. Von den derzeit rund 7.600 Beschäftigten arbeiten 80 Prozent außerhalb Deutschlands.

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