Herbstgutachten 2005 der sechs deutschen Wirtschaftsinstitute
Das aktuelle Herbstgutachten der sechs führenden deutschen Wirtschaftsinstitute zur Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Herbst 2005 ist erschienen.
Herbstgutachten 2005 der sechs deutschen Wirtschaftsinstitute
Berlin, 20.10.2005 (cesifo) - Die Weltwirtschaft expandiert im Herbst 2005 trotz des Anstiegs der Ölpreise weiter kräftig. Den dämpfenden Effekten durch die höheren Preise für Rohöl und andere Rohstoffe standen Anregungen durch
- eine expansiv ausgerichtete Geldpolitik,
- niedrige Kapitalmarktzinsen,
- kräftig steigende Vermögenswerte und
- eine sehr günstige Ertragslage der Unternehmen
gegenüber. So erhöhte sich das reale Bruttoinlandsprodukt in den Wachstumszentren USA und China im ersten Halbjahr unverändert rasch, und in Japan nahm es nach vorangegangener Stagnation deutlich zu. Dabei haben sich die weltwirtschaftlichen Ungleichgewichte erneut verstärkt. So ist das Leistungsbilanzdefizit in den USA auf reichlich 6 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt gestiegen. Auf der anderen Seite hat der Überschuss in China erheblich zugenommen. Vor allem aber weiteten sich die Leistungsbilanzüberschüsse der Öl exportierenden Länder deutlich aus.
Der Preisanstieg verstärkte sich im Verlauf des Jahres vor allem aufgrund gestiegener Energiepreise zumeist merklich. Zu spürbaren Zweitrundeneffekten kam es nicht, der Lohnanstieg beschleunigte sich allenfalls leicht. Im Prognosezeitraum dürfte sich die weltwirtschaftliche Expansion in etwas geringerem Tempo als in der ersten Hälfte dieses Jahres fortsetzen, die weltwirtschaftliche Dynamik bleibt aber trotz der deutlichen Verteuerung von Rohöl hoch. Der Anstieg der Energiepreise hat die Konjunktur weltweit weniger stark belastet als dies noch vor einiger Zeit erwartet worden war. Hierfür sind mehrere Gründe ausschlaggebend: Zum einen wurde die Ölverteuerung diesmal nachfrageseitig ausgelöst und nicht durch eine Angebotsverknappung. Auch schient das Recycling der Ölgelder besser zu funktionieren. Zudem wurde die Weltkonjunktur durch niedrige Langfristzinsen und steigende Vermögenswerte gestützt. Wesentlich ist aber die diesmal von früher abweichende Reaktion der Lohnund Geldpolitik: Es wurde keine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt und deshalb konnten die Notenbanken ihren expansiven Kurs beibehalten.