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IW-Konjunkturprognose 2006 - Hohe Verunsicherung

Professor Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, erwartet nach 0,7 Prozent im Jahr 2005 für das kommende Jahr ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,1 Prozent.

Eine Person mit dunklem Pullover greift sich bei gesenktem Kopf ins Haar.

Überschaubare politische Risiken
Der Ausgang der Bundestagswahl vom 18. September 2005 hat die wirtschaftspolitische Unsicherheit in Deutschland zunächst einmal erhöht. Zur ökonomischen Unsicherheit infolge der heftig angestiegenen Öl- und Energiepreise kam ein wirtschaftspolitisches Unsicherheitsmoment dazu. Das erschwert natürlich auch die Prognosetätigkeit. Zumindest kann aber ein - worst case - im Sinne einer grundsätzlichen Revision des mit der Agenda 2010 eingeschlagenen Reformkurses ausgeschlossen werden. Das Wahlergebnis ist kein Beleg dafür, dass der Reformwille in Deutschland gebrochen wurde.

Wir sind in der Prognose von einer großen Koalition von CDU/CSU und SPD ausgegangen. Das bedeutet unter konjunkturellen Gesichtspunkten eine Fortsetzung der Agenda 2010 und eine Umsetzung der Beschlüsse des Job-Gipfels vom März 2005. Außerdem wird angenommen, dass es in absehbarer Zeit zu einer Senkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung und im Jahresverlauf 2006 zu einer höheren Mehrwertsteuer um jeweils 1 Prozentpunkt kommt. Die Steuerbelastung der Unternehmen wird durch eine Senkung des Körperschaftsteuersatzes verringert.

Deutscher Außenhandel auf Rekordjagd
Der deutsche Außenhandel marschiert von Rekord zu Rekord. Die Exporte sind bisher ungebrochen angestiegen, und das wird sich fortsetzen. Nach gut 5 Prozent in diesem Jahr expandieren die realen Ausfuhren im Jahr 2006 um weitere 5 Prozent. Auch die Importe bleiben in Schwung - mit einem Plus von jeweils 4 Prozent in diesem wie im nächsten Jahr. Die vergleichsweise starke Industrieproduktion begünstigt die grenzüberschreitenden Vorleistungsimporte. Außerdem führt die Verteuerung von Energiegütern und Rohstoffen in diesen Bereichen zu zusätzlichen Importen und Lagerinvestitionen.

Damit gehen im kommenden Jahr knapp drei Viertel des Wirtschaftswachstums auf das Konto des Außenbeitrags. Der Außenhandel bleibt die konjunkturelle Zugmaschine in Deutschland.

Folgende Faktoren liegen dem zugrunde:

  1. Die Weltwirtschaft bleibt weiterhin auf Expansionskurs. Der Welthandel wird in realer Rechnung im Jahr 2006 um 7,5 Prozent wachsen.
  2. Die Lohnstückkosten bleiben bei moderaten Lohnabschlüssen in der Industrie auch weiterhin rückläufig, und von daher können deutsche Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern. Allerdings zeigt die nahezu unverändert schlechte Positionierung Deutschlands bei den Arbeitskosten im internationalen Rahmen, dass wir hier nach wie vor ein Niveauproblem haben.
  3. Die Wechselkursentwicklung bleibt für den Außenhandel nahezu neutral. Bis zum Jahresende 2007 wird davon ausgegangen, dass sich der Euro in einer Bandbreite von 1,20 bis 1,30 US-Dollar bewegt.
  4. Die geplante und in der Prognose unterstellte Senkung der Sozialbeiträge und eine gleichzeitige Anhebung der Mehrwertsteuer begünstigen den deutschen Export und belasten tendenziell die deutschen Importe.

Die Produktion in Deutschland wird einerseits auf der Kostenseite entlastet. Andererseits werden die deutschen Exporte von der Mehrwertsteuererhöhung nicht tangiert, dagegen aber die Importgüter.

Investitionsstau löst sich auf
Die im letzten Jahr erwartete und von den halbjährlichen Unternehmensbefragungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln bekräftigte Erholung bei den Ausrüstungsinvestitionen ist eingetreten. Damit schlägt sich das dynamische Auslandsgeschäft allmählich in den Investitionen nieder. Im weiteren Prognosezeitraum wird von einem anhaltenden Auftrieb bei der Investitionstätigkeit der Unternehmen ausgegangen. Die realen Ausrüstungsinvestitionen werden im Jahr 2006 mit 5 Prozent in gleicher Stärke expandieren wie in diesem Jahr. Dafür gibt es folgende Gründe:

  1. Die weiterhin guten Absatzbedingungen im Ausland stärken die Investitionsanreize deutscher Unternehmen.
  2. Die Rahmenbedingungen für Investoren werden besser. Die große Koalition wird die Steuerbelastung der Unternehmen - etwa durch eine Senkung der Körperschaftsteuer - vermindern.
  3. Das Zinsniveau wird kein Problem bei der Finanzierung von Investitionen darstellen. Auch im Jahr 2006 bleiben die langfristigen Realzinsen weltweit auf niedrigem Niveau. Die Inflationserwartungen sind weiterhin moderat, und die internationalen Kapitalströme bringen die globalen Ersparnisse und Investitionen besser zum Ausgleich.
  4. Die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen haben sich in Deutschland auch verbessert, weil vor allem große Unternehmen ihre Eigenkapitalausstattung - vorwiegend durch eine Gewinnthesaurierung - verbessern konnten. Insgesamt ist die Unternehmensfinanzierung in Deutschland gleichwohl wegen fehlenden Eigenkapitals aber immer noch schwierig. Die Kreditaufnahme der Unternehmen ist nach wie vor ein Problem, es zeichnen sich aber Besserungstendenzen ab.
  5. Die Flexibilisierungstendenzen am Arbeitsmarkt haben das düstere Investitionsklima in Deutschland etwas aufgehellt. Das zeigt sich auch darin, dass das Rationalisierungsmotiv für die westdeutschen Industrieunternehmen nur noch eine nachrangige Rolle spielt. Ganz klar dominiert das Erweiterungsmotiv, wobei besonders in die Umstrukturierung des Produktionsprogramms investiert wird.
  1. Seite 1: Schwaches Wachstum in Deutschland
  2. Seite 2: Deutscher Außenhandel auf Rekordjagd
  3. Seite 3: Privater Konsum hängt unverändert durch
  4. Seite 4: Staatshaushalt auf Konsolidierungskurs

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