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IW-Konjunkturprognose 2008 - Knapp 2 Prozent Wachstum

Die Aufregung um die möglichen Folgen der US-Immobilienkrise ist groß. Befürchtungen, der Aufschwung in Deutschland könne dadurch zum Erliegen gebracht werden, sind aber überzogen. Vielmehr dürfte die deutsche Wirtschaft auch 2008 noch um knapp 2 Prozent wachsen.

Ein Regenbogen über einer hügeligen Landschaft.

IWKonjunkturprognose 2008 Knapp 2 Prozent Wachstum
Köln, 02.10.2007 (iw)  - Die Aufregung um die möglichen Folgen der US-Immobilienkrise ist groß. Befürchtungen, der Aufschwung in Deutschland könne dadurch zum Erliegen gebracht werden, sind aber überzogen. Vielmehr dürfte die deutsche Wirtschaft auch 2008 noch um knapp 2 Prozent wachsen. Dabei wird die Konjunktur nicht mehr vom Außenhandel, sondern von der Inlandsnachfrage angetrieben. Wie gewonnen, so zerronnen? Angesichts der Immobilienkrise in den USA könnten Skeptiker meinen, dem Aufschwung in Deutschland drohe das Aus. Bei nüchterner Betrachtung besteht aber kein Grund zur Panik. Denn sofern sich die Turbulenzen am Immobilienmarkt nicht unerwartet verstärken, dürfte sich die Belastung der deutschen Banken in Grenzen halten. Damit bleiben auch die Kosten im Rahmen, die den Unternehmen hierzulande bei der Aufnahme von Fremdkapital entstehen. Zudem ist die Gefahr eher gering, dass die strauchelnde Immobilienbranche die Vereinigten Staaten in eine Rezession stürzt, die dann auf Deutschland übergreift. Für eine sanfte Landung der USKonjunktur sprechen die gute Ertragslage der Firmen, die noch immer hohe Konsumbereitschaft sowie die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt jenseits des großen Teichs. All dies deutet darauf hin, dass die Weltwirtschaft robust bleibt und der globale Warenaustausch nach 7,5 Prozent Zuwachs im laufenden Jahr auch 2008 um 7 Prozent expandieren kann. Für Deutschland bieten sich damit nach den Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) erfreuliche Perspektiven, obgleich das Wachstumstempo etwas nachlässt.



Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird in diesem Jahr voraussichtlich um 2,5 Prozent zulegen. Für 2008 ist ein Plus von 1,9 Prozent zu erwarten. Diese Prognose trägt den außenwirtschaftlichen Risiken durchaus Rechnung – neben den Finanzmarktturbulenzen zählen dazu die Entwicklung der Energie und Rohstoffpreise sowie die EuroWechselkurse. Sie berücksichtigt aber zugleich, dass sich die Voraussetzungen für ein anhaltendes Wirtschaftswachstum in der Bundesrepublik verbessert haben. Eine Folge ist, dass sich die Wachstumskräfte vom Ausland auf das Inland verlagern.

Im Jahr 2008 dürfte die Inlandsnachfrage für sich genommen das reale Wirtschaftswachstum um 2,1 Prozentpunkte erhöhen, während der grenzüberschreitende Handel den BIPAnstieg um 0,2 Prozentpunkte verringert.Ein detaillierter Blick auf das Prognose-Panorama bestätigt diese Verschiebung: Die Weltwirtschaft floriert - und ein Ende dieser Blütezeit steht nicht bevor. Folglich expandiert der globale Handel weiter. Die deutschen Exporteure können sich von diesem wachsenden Kuchen ein gutes Stück sichern. Zwar dürfte die Nachfrage aus den USA aufgrund der dortigen Finanzmarktprobleme nicht mehr so kräftig zulegen - dafür kaufen die europäischen Kunden verstärkt Erzeugnisse made in Germany. Der Aufwertungsdruck auf den Euro sowie die steigenden Lohnstückkosten verschlechtern zwar tendenziell die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft - aber nur in Maßen. Damit verliert das Außenhandelsgeschäft nur wenig an Schwung: Die realen deutschen Exporte nehmen im Jahr 2007 voraussichtlich um 8,2 Prozent zu und im kommenden Jahr immerhin noch um 6,4 Prozent. Allerdings dürften die stärker ausgelasteten Produktionskapazitäten sowie der lebhaftere Konsum die Importe 2008 um 7,8 Prozent in die Höhe treiben - sie wachsen damit nicht nur stärker als in diesem Jahr, sondern auch schneller als die Ausfuhren. Folglich tritt der Außenhandel erstmals seit 2003 - wenn auch nur leicht - auf die Bremse des Wirtschaftswachstums.

Die stärkere Binnendynamik der Konjunktur ist zum guten Teil auf die rege Investitionstätigkeit zurückzuführen. Vor allem erwerben die Betriebe neue Maschinen und Fertigungsanlagen: Die Ausrüstungsinvestitionen expandieren im laufenden Jahr real um 10 Prozent. Für 2008 zeichnet sich eine Zunahme um 6,5 Prozent ab. Auch wenn dies wie ein herber Dämpfer aussieht, bleibt der Investitionsmotor insgesamt auf Touren. So müssen die Unternehmen etwa angesichts der wachsenden Auftragsbestände ihre Kapazitäten weiter modernisieren und erweitern. Zum Teil lassen sich der hohe Zuwachs der Ausrüstungsinvestitionen 2007 und die niedrigere Drehzahl im kommenden Jahr auch durch steuerliche Veränderungen erklären. Denn die sich Anfang 2008 verschlechternden Abschreibungsbedingungen für mobiles Sachkapital dürften so manche Firma bewegen, geplante Anschaffungen vorzuziehen. Die Bauinvestitionen können demgegenüber ihren 2005 eingeschlagenen Erholungskurs kaum noch fortsetzen. Doch auch hier ist immerhin noch ein reales Plus von 1 Prozent drin. Dabei stehen dem trägen Wohnungsbau ein deutliches Wachstum der Wirtschaftsbausparte sowie zunehmende Investitionen der öffentlichen Hand vor allem in den Straßen und Tiefbau gegenüber.

Die Mehrwertsteuer-Erhöhung hat den Bundesbürgern die Lust auf den Einkaufsbummel verdorben und die vorherige Aufwärtsbewegung des privaten Verbrauchs unterbrochen. Zwar brachte das zweite Quartal 2007 erneut eine Wende zum Besseren. Dennoch ist im Gesamtjahr 2007 wohl nur noch eine Stagnation möglich. Das kommende Jahr verspricht, deutlich besser zu werden: Für 2008 stellt die IW-Prognose ein reales Plus des privaten Konsums von 1,8 Prozent in Aussicht, sodass dieser rund die Hälfte zum Wirtschaftswachstum beitragen wird. Dass die Bundesbürger wieder tiefer ins Portemonnaie greifen, liegt z.B. am insgesamt entspannten Preisklima (vgl. iwd 38/2007), aber wohl vor allem an den in der Summe steigenden Nettoeinkommen, für die wiederum im Wesentlichen der Anstieg der Beschäftigtenzahlen verantwortlich ist.

Nach der ersehnten Wende im Jahr 2006 zeigt der Trend auf dem Arbeitsmarkt weiter aufwärts. Mit einem Zuwachs um fast 600.000 wird die Zahl der Erwerbstätigen 2007 einen neuen Höchststand erreichen. Zugleich dürfte sich die Schar der Arbeitslosen im Jahresmittel um rund 700.000 auf 3,8 Millionen verkleinern.

Ganz so dynamisch wird es 2008 zwar nicht weitergehen, doch immerhin ist abermals von 300.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen und 280.000 weniger Jobsuchern auszugehen. Mit dann durchschnittlich 3,5 Millionen Arbeitslosen wird die entsprechende Quote nur noch bei gut 8 Prozent liegen. Vor allem die gering qualifizierten Arbeitslosengeld-II-Empfänger profitieren von den neuen Stellen allerdings nur wenig.

Peer Steinbrück kann sich freuen - die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen kommt voran. Von 2003 bis 2006 fiel die Staatsquote - der Anteil der staatlichen Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt - um über 3 Prozentpunkte auf 45,4 Prozent. Der Aufschwung legt dem Bundesfinanzminister nun noch mehr gute Nachrichten auf den Tisch. Im laufenden Jahr wird der Staatshaushalt erstmals seit 1989 mit einem positiven Saldo von 2,1 Milliarden Euro bzw. 0,1 Prozent des BIP abschließen - 2008 könnte der Überschuss sogar 3,3 Milliarden Euro betragen. Insgesamt sind für das kommende Jahr allerdings keine größeren Verbesserungen der Finanzlage mehr zu erwarten. Dies ist nicht zuletzt auf die geringeren Einnahmen infolge der 2008 in Kraft tretenden Unternehmenssteuerreform zurückzuführen.