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MittelstandsMonitor 2009: Deutsche Wirtschaft in der Rezession - Talfahrt auch im Mittelstand

Die Rezession hat den deutschen Mittelstand im Lauf des Jahres 2008 - vor allem im zweiten Halbjahr - voll erfasst. Die international orientierten Großunternehmen besonders in der Industrie sind bisher allerdings stärker von der Krise betroffen.

Ein Gebirgstal mit einer kurvigen Straße und schneebedeckten Bergen.

MittelstandsMonitor 2009: Deutsche Wirtschaft in der Rezession - Talfahrt auch im Mittelstand
Frankfurt/Main, 18.03.2009 (kfw) - Die Rezession hat den deutschen Mittelstand im Lauf des Jahres 2008 - vor allem im zweiten Halbjahr - voll erfasst. Die international orientierten Großunternehmen besonders in der Industrie sind bisher allerdings stärker von der Krise betroffen. Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen hat sich im Verlauf des Jahres 2008 vor dem Hintergrund des globalen Konjunkturabschwungs, der bereits Mitte Jahres einsetzte und der durch die Finanzkrise erheblich verstärkt wurde, rasch und massiv verschlechtert. Die Geschäftserwartungen der Mittelständler fielen Ende 2008 mit weitem Abstand auf ein neues historisches Tief. Gemessen daran war der Rückgang bei der Investitionsbereitschaft und den Beschäftigungsplänen der kleinen und mittleren Firmen relativ moderat. Viele Firmen dürften bestrebt sein, die Produktionsanlagen nicht veralten zu lassen und knappes Fachpersonal auch in der Krise zu halten, um für den nächsten Aufschwung gerüstet zu sein. Dies zeigt der neue MittelstandsMonitor 2009, den die KfW Bankengruppe jährlich gemeinsam mit dem Verband der Vereine Creditreform, dem IfM Bonn, dem RWI Essen und dem ZEW Mannheim erstellt. Weitere Schwerpunktthemen des MittelstandsMonitors 2009 sind das Gründungs- und Liquidationsgeschehen sowie die Mikrofinanzierungen bei Gründungen in Deutschland, die Dynamik im Innovationsverhalten sowie Patentaktivitäten mittelständischer Unternehmen.

Seit dem Jahr 2005 nimmt die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland ab. Vorläufige Berechnungen deuten darauf hin, dass für 2008 nochmals eine geringere Gründungsintensität (Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige) zu verzeichnen ist. Der seit Jahren rückläufige Trend ist in engem Zusammenhang mit der bis Mitte des Jahres 2008 hinein sehr guten konjunkturellen Lage zu sehen. Mit dieser gingen eine steigende Zahl abhängiger Beschäftigungsverhältnisse und ein Rückgang der Arbeitslosenzahlen einher, was die Gründungsbereitschaft gesenkt hat. Die Finanz- und Wirtschaftskrise wird voraussichtlich im Jahr 2009 Auswirkungen auf das Gründungsgeschehen entfalten. Insbesondere sind wieder verstärkt Gründungen aus der Arbeitslosigkeit zu erwarten.

Wie 2006 waren auch im Jahr 2007 - dank der guten Konjunktur - die Liquidationsquote (Unternehmensschließungen je 1.000 Unternehmen) und die Insolvenzquote rückläufig. Auch im Jahr 2008 ist die Zahl der Liquidationen wieder gesunken und bei den Insolvenzen ist ebenfalls keine Trendumkehr zu beobachten. Creditreform Vorstand Prof. Helmut Rödl betont aber: »Wenn sich der Konjunkturabschwung in 2009 deutlich bemerkbar macht, dürfte es wieder zu mehr Unternehmensschließungen kommen.« Der Saldo aus Gründungen und Liquidationen ist seit 2004 rückläufig. Im Jahr 2007 war der Gründungsüberschuss zwar noch positiv, für 2008 ist jedoch mit einem negativen Saldo zu rechnen.

Weitaus die meisten Gründer, die eine externe Finanzierung in Anspruch nehmen, benötigen Mittel im Mikrobereich. Gemäß EU-Definition sind dies gewerbliche Finanzierungen mit einem Volumen von bis zu 25.000 EUR. Im Jahr 2007 haben knapp 200.000 Gründer (externe) Finanzierungsmittel im Mikrobereich aufgenommen. Dies entspricht einem Finanzierungsvolumen von etwa 1 Mrd. EUR. Gründer haben bei der kleinvolumigen Mittelaufnahme oft mit besonderen Hürden zu kämpfen. »Somit ist das Vorhandensein eines passenden und ausreichenden Angebots im Mikrofinanzsegment nicht nur für Entwicklungsländer, sondern auch für Deutschland von Bedeutung« sagte der KfW-Chefvolkswirt Dr. Norbert Irsch und fügt hinzu: »Der Konjunkturabschwung könnte vor dem Hintergrund der steigenden Gründungen aus der Arbeitslosigkeit dazu führen, dass Mikrofinanzierung weiter an Aktualität gewinnt.«

Die Anteile der Unternehmen, die Forschung und Entwicklung (FuE) betreiben und Innovationen in Form von neuen Produkten und Prozessen hervorbringen, haben sich in Deutschland über die letzten 10 Jahre gegenläufig entwickelt. Tendenziell hat der Anteil der Unternehmen mit kontinuierlichen FuE-Aktivitäten moderat zugenommen, während der Innovatorenanteil rückläufig ist. Die Innovationsaktivitäten der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) haben sich insgesamt schwächer entwickelt als die der Großunternehmen.

Die Ergebnisse des MittelstandsMonitors zeigen, dass der Anteil der Unternehmen mit FuE-Aktivitäten in den FuE-intensiven Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes tendenziell mit dem Unternehmensalter abnimmt. Gleiches gilt für den Anteil der Unternehmen, die Innovationen, insbesondere Marktneuheiten, hervorbringen. »Wenn Unternehmen älter werden, konzentrieren sie sich zunehmend auf die schrittweise Verbesserung ihrer Produkte und
Herstellungsverfahren«, sagt der Präsident des ZEW, Professor Wolfgang Franz. »Häufig entwickeln sie bestehende Produkte nach Kundenwünschen weiter. Dabei kommt ihnen ihre über viele Jahre hinweg gesammelte Erfahrung zu Gute.«

Etwa 20 % aller Patentanmeldungen in Deutschland stammen von KMU. Dieser im Vergleich zu Umsatz- oder Beschäftigtenanteilen geringe Prozentsatz ist zum einen auf den geringen Anteil forschungsaktiver KMU zurückzuführen. Zum anderen neigen KMU eher als Großunternehmen dazu, Erfindungen geheim zu halten, anstatt sie durch ein Patent zu schützen. Eine Analyse des Patentgeschehens in der Textil- und Nanotechnologie zeigt, dass KMU in beiden Bereichen in komplementärer Beziehung zu den Großunternehmen einen wichtigen Beitrag zum Innovationsgeschehen leisten. Für die Politik ergibt sich als zentrale Botschaft, dass sich die Entwicklung neuer, zukunftsträchtiger Technologie- und Marktfelder unter maßgeblicher Beteiligung von KMU vielfach auch jenseits der Hochtechnologie in den traditionellen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes vollzieht.

Der seit dem Jahr 2003 von der KfW Bankengruppe gemeinsam mit dem Informationsdienstleister Creditreform sowie den Forschungsinstituten IfM Bonn, RWI Essen und ZEW Mannheim vorgelegte MittelstandsMonitor vereint die exklusiven, sich gegenseitig ergänzenden Datenbestände aller beteiligten Institute zu einer umfassenden Basis. Die jeweils spezielle Expertise der Kooperationspartner macht den MittelstandsMonitor zu einem umfassenden jährlichen Gutachten zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen. Ziel der gemeinsamen Publikation ist es, der Öffentlichkeit umfassende Informationen über die aktuelle Lage und Perspektiven des Mittelstands zu präsentieren.

Mittelstandsmonitor 2009 [PDF, 194 Seiten - 3,8 MB]
ftp://ftp.zew.de/pub/zew-docs/mimo/MittelstandsMonitor_2009.pdf