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RWI erhöht BIP-Prognose für 2008 und senkt sie für 2009

Das RWI Essen hebt seine Prognose des Wirtschaftswachstums für das Jahr 2008 um 0,5 Prozentpunkte auf 2,2 Prozent an und senkt sie gleichzeitig für das Jahr 2009 um 0,3 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent.

Die großen, grünen Buchstaben: BIP mit einem roten I-Punkt.

RWI erhöht BIP-Prognose für 2008 und senkt sie für 2009
Essen, 02.07.2008 (rwi) - Das RWI Essen hebt seine Prognose des Wirtschaftswachstums für das Jahr 2008 um 0,5 Prozent-Punkte auf 2,2 Prozent an und senkt sie gleichzeitig für das Jahr 2009 um 0,3  Prozent-Punkte auf 1,5 Prozent. Mit dieser Anpassung reagiert das Institut zum einen auf die unerwartet kräftige Zunahme des Bruttoinlandsprodukts zu Beginn dieses Jahres. Zum anderen trägt es der Tatsache Rechnung, dass die Anzeichen zugenommen haben, die auf ein gedämpftes Wachstum hinweisen. Das RWI Essen hebt zwar seine Prognose des Wirtschaftswachstums im Jahr 2008 von 1,7 Prozent auf 2,2 Prozent an, blickt zugleich aber deutlich skeptischer in die Zukunft. Daher erwartet es für 2009 eine Zuwachsrate von 1,5 Prozent, nachdem es im März noch 1,8 Prozent waren. Die höhere Prognose für 2008 reflektiert in erster Linie die unerwartet kräftige Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu Beginn des Jahres. Dieses ist im ersten Quartal saison- und arbeitstäglich bereinigt um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen - ein Wert, der zuletzt 2006 beobachtet worden war. Allerdings ist diese gute Nachricht mit Vorsicht zu genießen. Erstens ist der Zuwachs zu einem guten Teil auf einen Lageraufbau zurückzuführen. Dies deutet auf Diskrepanzen zwischen Teilen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung hin, was erfahrungsgemäß auf bevorstehende Revisionen hinweist. Zweitens wird die BIP-Rate wesentlich durch technische Verfeinerungen bestimmt. Es sei dahingestellt, ob die Saisonbereinigungsverfahren dem zuletzt ausgesprochen milden Winter angemessen Rechnung tragen und die Kalenderbereinigung die wegen des ungewöhnlich frühen Osterfestes im ersten Quartal geringere Zahl an Arbeitstagen adäquat erfasst. Wahrscheinlich ist, dass allein die zuvor genannten Bereinigungsverfahren dafür sorgen werden, dass das saison- und kalenderbereinigte BIP im zweiten Quartal sinken wird.

Darüber hinaus deuten inzwischen zahlreiche Indikatoren auf eine nachlassende Konjunktur hin. So war die Industrieproduktion im April bereits zum dritten Mal in Folge rückläufig. Der Auftragseingang in der Industrie sinkt sogar schon seit Dezember 2007. Zudem dürfte die Aufwertung des Euro den deutschen Export mehr und mehr belasten. Hinzu kommt, dass die Weltmarktpreise für Energie und Rohstoffe weiter gestiegen sind, wodurch die Inflation bei reichlicher Liquiditätsversorgung vorerst hoch bleiben dürfte. Im Jahresdurchschnitt erwartet das RWI Essen eine Teuerungsrate von 3 Prozent, die den Anstieg der Realeinkommen spürbar dämpfen dürfte, wenngleich diese aufgrund der vorerst noch guten Arbeitsmarktlage und höherer Lohnsteigerungen voraussichtlich noch leicht zunehmen werden. Alles in allem geht das Institut für den Rest dieses Jahres von einem deutlich verlangsamten Wachstum aus. Die Jahresrate von 2,2 Prozent wurde wohl im Wesentlichen bereits im ersten Quartal "erwirtschaftet". Im vierten Quartal 2008 dürfte das saison- und arbeitstäglich bereinigte BIP kaum höher sein als im ersten.

Für 2009 ist eine zunächst wohl lebhaftere Konjunktur zu erwarten. Dazu dürfte beitragen, dass sich die Wirtschaft in den USA belebt und der Welthandel wieder rascher ausgeweitet wird. Da davon ausgegangen wird, dass die Verunsicherungen an den Finanzmärkten allmählich schwindet, wird zugleich erwartet, dass die Geldpolitik der Inflationsbekämpfung wieder mehr Aufmerksamkeit schenken wird. Inzwischen ist nämlich unverkennbar, dass die Teuerung nicht mehr alleine von den Energie- und Nahrungsmittelpreisen getrieben wird. So steigen inzwischen in Deutschland Löhne und Lohnstückkosten beschleunigt. Selbst wenn - wie hier unterstellt - die Notierungen an den Rohstoffmärkten nicht weiter anziehen, dürfte die Preissteigerung im Euro-Raum auch im Jahr 2009 über dem Ziel der EZB bleiben. Daher wird erwartet, dass die Geldpolitik restriktiver wird, was die Konjunktur im Verlauf des kommenden Jahres dämpfen dürfte. Das BIP wird im Jahresdurchschnitt voraussichtlich um 1,5 Prozent zunehmen.

 

Eckwerte der RWI-Konjunkturprognose vom Juni 2008

Veränderung gegenüber dem Vorjahr in  Prozent

 

2007

2008S

2009S

Bruttoinlandsprodukt

2,5

2,2

1,5

Verwendung1      
Konsumausgaben

0,2

1,1 1,5
Private Haushalte2 -0,4 0,9 1,3
Staat 2,2 1,9 2,2
Anlageinvestitionen 5,0 4,6 1,5
Ausrüstungen 8,2 7,0 3,5
Bauten 2,3 3,0 -0,3
Sonstige Anlagen 6,6 2,8 3,9
Vorratsveränderung (Wachstumsbeitrag) -0,1 0,1 0,1
Inlandsnachfrage 1,0 2,0 1,6
Außenbeitrag (Wachstumsbeitrag) 1,6 0,4 0,0
Ausfuhr 7,8 5,2 6,6
Einfuhr 4,8 5,2 7,7
Erwerbstätige3, in 1 000

39 765

40 289

40 507

Arbeitslose4, in 1 000

3 776

3 296

2 991

Arbeitslosenquote5, in  Prozent

8,7

7,6

6,9

Verbraucherpreise6

2,3

3,0

2,3

Lohnstückkosten7

0,3

1,4

2,1

Finanzierungssaldo des Staates8,
in Mrd. Euro
in  Prozent des nominalen BIP


3,3
0,1


1,9
0,1


11,4
0,4

Leistungsbilanzsaldo9, in Mrd. Euro

184

176

174

Eigene Berechnungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes, der Deutschen Bundesbank und der Bundesagentur für Arbeit - 1Preisbereinigt. - 2Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck. - 3Im Inland. - 4Nationale Abgrenzung. - 5Bezogen auf inländische Erwerbspersonen. - 6Verbraucherpreisindex . - 7Arbeitnehmerentgelte je Beschäftigten bezogen auf das reale Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen. - 8In der Abgrenzung der VGR. - 9In der Abgrenzung der Zahlungsbilanzstatistik. - SEigene Schätzung.