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Standort Deutschland besser als sein Ruf

Bei vielen wichtigen Wettbewerbsmerkmalen nimmt der Standort Deutschland nach wie vor eine führende Position ein - gerade hinsichtlich der besonders wichtigen Faktoren, wie dem Zugang zu neuer (Hoch-) Technologie, dem Serviceniveau sowie kundennahen, individuellen Entwicklungspartnerschaften.

Eine kleine, weiße Fahne mit der Nummer 1 und dem Wort Standort.

Standort Deutschland besser als sein Ruf
Gummersbach, 18.12.2008 (kb) - Bei vielen wichtigen Wettbewerbsmerkmalen nimmt der Standort Deutschland nach wie vor eine führende Position ein. Gerade hinsichtlich der besonders wichtigen Faktoren, wie dem Zugang zu neuer (Hoch-) Technologie, dem Serviceniveau sowie kundennahen, individuellen Entwicklungspartnerschaften weist Deutschland im Vergleich zu Osteuropa und China, beziehungsweise Indien einen erheblichen Vorsprung auf. Dies ist ein Kernergebnis der aktuellen Kienbaum-Studie »Wege aus der Standortfalle«, zu der mehr als 100 Top-Manager aus den klassischen Industriebranchen (Maschinen- & Anlagenbau, Stahl- und Prozessindustrie, Automobilwirtschaft, Chemie & Pharma) befragt wurden. »Der entscheidende Wettbewerbsvorteil Deutschlands liegt jedoch auf Seite des  Mitarbeiterpotentials«, sagt Kienbaum-Direktor Stefan Falckenberg, Projektleiter der Studie. Bei Kriterien wie Erfahrung, Qualitätsverständnis, Verfügbarkeit und Produktivität von hochqualifizierten Mitarbeitern liege Deutschland im internationalen Vergleich teilweise deutlich vorn. Nur bei Flexibilität und der Motivation gibt es hierzulande deutlichen Nachholbedarf. Dagegen stellen nach wie vor die hohe Produktivität sowie die hohe Fertigungsqualität aus deutscher Sicht zunehmend wichtigere Standortvorteile dar. Auch bei Prozesssicherheit, Liefertreue und Innovations­kraft haben deutsche Unternehmen im Vergleich mit ihren Wettbewerbern aus Osteuropa, China und Indien deutlich die Nase vorn. Weniger deutlich als in den Vorjahren fällt der Vorsprung jedoch beim Thema kurze Entwicklungszeiten (»Time to Market«) aus.

Immer wieder findet sich in Diskussionen um den Standort Deutschland der Hinweis, deutsche Unternehmen würden aus reinen Kostenmotiven Produktion ins Ausland verlagern. Tatsächlich ergibt auch die Kienbaum-Studie, dass mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen den Auf- oder Ausbau von Standorten im Ausland plant. Vor allem der Maschinen- und Anlagenbau tut sich hier hervor, zudem nimmt mit der Größe eines Unternehmens auch dessen Bereitschaft zu, Auslandsstandorte zu gründen. Die Personalkosten bilden dabei noch das mit Abstand wichtigste Motiv für eine Standortverlagerung. Durchschnittlich müssen die Kostenvorteile im Durchschnitt laut Studie mindestens 23,3 Prozent betragen, damit die Unternehmen nach eigener Auskunft noch eine Verlagerung von Produktionskapazität erwägen. Allerdings gibt es je nach Unternehmen relativ große Unterschiede: »Bei großen und auslandserfahrenen Unternehmen liegt der entsprechende Schwellenwert um rund zehn Prozentpunkte niedriger«, sagt Kienbaum-Berater Falckenberg. Tatsächlich ist zu beobachten, dass gerade die Personalkostenvorteile im Ausland immer geringer werden. Die Lohnkostenzuwächse etwa in Osteuropa sind momentan 10 bis 25 Mal größer als in Deutschland. Immerhin elf Prozent der Befragten gaben sogar an, Verlagerungen ins Ausland auch ohne Kostenvorteile zu tätigen. In der Zukunft sind denn auch für einen zunehmenden Anteil (gut 60 Prozent) der Befragten »Markterschließung« und »Kundennähe« das wichtigste Motiv bei der Beantwortung der Standortfrage.

Der Schritt ins Ausland ist aber nur eine Maßnahme, mit der die deutschen Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Die große Mehrheit der befragten Unternehmen setzt zudem Optimierungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen ein. 83 Prozent der Befragten verstärkt dazu seinen IT-Einsatz, der gleiche Anteil will prozessorientierte Strukturen und Abläufe schaffen, um Kosten- und Optimierungspotenziale zu erschließen. Es folgen stärkere Automatisierung (74 Prozent) und Kontinuierliche Verbesserungsprozesse (65 Prozent). »Die Mehrheit der Unternehmen setzt damit auf Maßnahmen, die mit relativ hohen Investitionen verbunden sind. Preiswertere Instrumente, wie moderne, interne Optimierungsmethoden werden dagegen vergleichsweise seltener eingesetzt«, kommentiert Falckenberg. Auffällig ist weiterhin, dass die Unternehmen in erster Linie immer noch in der Produktion zuerst nach Optimierungspotenzialen suchen. Lediglich die Hälfte der Befragten setzt auch in anderen Bereichen wie Verwaltung, Vertrieb sowie Forschung und Entwicklung moderne Optimierungsinstrumente ein.