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US-Bankenkrise: Den Crash als Chance begreifen

Allgemeine Zeitung Mainz: Kommentar von Christin Wiens

10 Dollar Geldschein

US-Bankenkrise: Den Crash als Chance begreifen
Mainz, 17.09.2008 (ots) - »Wir sollten nicht versuchen, jedes einzelne Institut zu schützen«, kommentiert Amerikas Finanzguru Alan Greenspan cool den neuen Höhepunkt der Finanzmarktkrise in den USA. Was so lapidar klingt, zeigt indes genau den Weg, den die weltgrößte Volkswirtschaft noch vor sich hat. Es wird eine brutale Bereinigung am Markt geben, am Ende werden einige wenige gestärkt daraus hervorgehen, und zwar die, die sich eben nicht in dem ungeheuerlichen Maß auf das Roulette am US-Immobilienmarkt eingelassen haben. Die Nummer drei an der Wall Street im Investmentsektor, Merrrill Lynch, hat es unter das schützende Dach der Bank of America geschafft, Lehman Brothers nicht. Der Staat, der noch vor einer Woche bei zwei anderen Finanzkonzernen die Regie übernommen hat, hat sich bei den Wall Street-Hasardeuren ganz nach Greenspans Rat einfach weggedreht.

Droht dem Rest der Welt nun eine Finanzkatastrophe ungeahnten Ausmaßes? Sicher nicht. Zehn große global agierende Banken, darunter auch die Deutsche Bank, haben ein Liquiditätspaket geschnürt, übernehmen damit konsequent Verantwortung. Notenbanken geben massiv Liquidität in die Märkte. Gut so, denn das ist jetzt das wichtigste überhaupt. Dem deutschen Bankkunden droht kaum Ungemach, seine Einlagen sind über Sicherungsfonds geschützt. Alles also nicht so schlimm? Leider doch, denn größte Marktwirtschaft der Welt steht an einem Scheideweg, das freie Spiel der Kräfte funktioniert nicht mehr, weil es schlicht nicht genug verbindliche Spielregeln gab und deshalb jetzt die Gefahr droht, dass das System selbst in Frage gestellt wird. Durch die faktische Sozialisierung der gigantischen Verluste durch den Staat hat Washington bislang das Schlimmste verhütet, damit aber auf Kosten der Steuerzahler gegen den Markt verstoßen.

Das aber darf auf Dauer nicht die Lösung sein. Amerikas Finanzsystem braucht neue, knallharte Vorschriften, die künftig das verhüten, was am US-Immobilienmarkt passiert ist, nämlich das ungestrafte Außerkraftsetzen von Marktmechanismen des schnellen Profits wegen. Die aktuelle Krise birgt also auch eine große Chance. Der neue US-Präsident sollte sie deshalb so schnell wie möglich nutzen.