Frühjahrsgutachten 2016 der Wirtschaftsforschungsinstitute – Aufschwung moderat
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem moderaten Aufschwung. Das Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr daher voraussichtlich um 1,6 Prozent steigen. Getragen wird der Aufschwung dabei vom privaten Konsum. Impulse kommen derzeit außerdem von den staatlichen Ausgaben, die durch die Versorgung und die Unterbringung der großen Zahl von Flüchtlingen entstehen. Vom Außenhandel werden keine positiven konjunkturellen Antriebe erwartet. Insgesamt verringert sich das Expansionstempo im Jahresverlauf, wie aus dem Frühjahrsgutachten 2016 der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hervorgeht.
Frühjahrsgutachten 2016 der Wirtschaftsforschungsinstitute Aufschwung moderat
München, 18.04.2016 (ifo) - Die deutsche Wirtschaft befindet sich laut aktuellem Frühjahrsgutachten 2016 der Wirtschaftsforschungsinstitute in einem moderaten Aufschwung. Im Vergleich zum Frühjahrsgutachten 2015 der Wirtschaftsinstitute ist das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent gesunken. Dennoch dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 1,6 Prozent und im kommenden Jahr um 1,5 Prozent zulegen. Gestützt wird der Aufschwung vom privaten Konsum, der vom anhaltenden Beschäftigungsaufbau, den spürbaren Steigerungen der Lohn- und Transfereinkommen und den Kaufkraftgewinnen infolge der gesunkenen Energiepreise profitiert. Zudem ist die Finanzpolitik, auch wegen der zunehmenden Aufwendungen zur Bewältigung der Flüchtlingsmigration, expansiv ausgerichtet. Während die Bauinvestitionen ebenfalls merklich ausgeweitet werden, bleibt die Investitionstätigkeit der Unternehmen verhalten. Aufgrund der nur allmählichen weltwirtschaftlichen Erholung und der starken Binnennachfrage ist vom Außenhandel kein positiver konjunktureller Impuls zu erwarten. Die öffentlichen Haushalte dürften im Prognosezeitraum deutliche Überschüsse erzielen. Würden diese Handlungsspielräume wie bereits in den vergangenen Jahren wenig wachstumsorientiert genutzt, wäre das nicht nachhaltig.
Ausschlaggebend für die Revision war ausschließlich, dass sich die Weltwirtschaft Ende 2015 merklich abgekühlt hat. Die deutsche Binnenkonjunktur stellt sich aus heutiger Sicht sogar besser dar, als noch im Herbst, sagte Timo Wollmershäuser, kommissarischer Leiter des ifo Zentrums für Konjunkturforschung und Befragungen.
Insgesamt befindet sich die deutsche Konjunktur in einem moderaten Aufschwung. Die Zahl der Erwerbstätigen wird daher weiter steigen, von 43,0 Millionen 2015 auf 43,5 Millionen im laufenden Jahr, wie aus dem Frühjahrsgutachten hervorgeht, das die Institute am vergangenen Donnerstag in Berlin vorstellten. Die Arbeitslosigkeit steigt trotz des Beschäftigungsaufbaus im nächsten Jahr leicht, da die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt langwierig ist. Die Arbeitslosenquote erhöht sich aber kaum, von 6,2 Prozent auf 6,4 Prozent. Die Mehrausgaben im Zusammenhang mit der Flüchtlingsmigration sind ein wichtiger Grund dafür, dass der Finanzierungssaldo des Staates von 21 Mrd. Euro im Jahr 2015 auf 11 Mrd. Euro im Jahr 2016 sinken dürfte. Da die deutsche Wirtschaft in etwa normal ausgelastet ist, ist dieser Überschuss weitgehend strukturell. Es besteht also weiterhin ein gewisser finanzpolitischer Handlungsspielraum. Dieser sollte nach Auffassung der Wirtschaftsforschungsinstitute im Frühjahrsgutachten wachstumsorientiert eingesetzt werden. Die aktuelle Ausrichtung der Geldpolitik im Euroraum halten die Institute für angemessen.