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Jahresgutachten 2008/09 des Sachverstaendigenrates

Die weltweite Finanzkrise hat sich im Jahr 2008 noch einmal gravierend verschärft. Für kurze Zeit drohte ein Zusammenbruch des globalen Finanzsystems, der nicht absehbare realwirtschaftliche Folgen gehabt hätte.

Gutachten Sachverstaendigenrat

Jahresgutachten 2008/09 des Sachverstaendigenrates
Wiesbaden, 12.11.2007 (svr) - Die weltweite Finanzkrise hat sich im Jahr 2008 noch einmal gravierend verschärft. Für kurze Zeit drohte ein Zusammenbruch des globalen Finanzsystems, der nicht absehbare realwirtschaftliche Folgen gehabt hätte. Die Politik hat durch ihr entschlossenes Eingreifen eine solche Entwicklung verhindern können. Gleichwohl hinterlassen die Turbulenzen auf den Finanzmärkten deutliche Bremsspuren in der Realwirtschaft. Die Schockwellen der Krise trafen die deutsche Wirtschaft in einer Phase der zyklischen Abkühlung. Im Laufe des Jahres trübten sich die Konjunkturperspektiven stark ein. Nur wegen eines überraschend kräftigen ersten Quartals nahm das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2008 noch um 1,7 vH zu. Bei zeitweise negativen Veränderungsraten im Verlauf gleitet die deutsche Volkswirtschaft in eine Rezession ab. Im Jahresdurchschnitt 2009 wird die wirtschaftliche Leistung stagnieren. Die Unsicherheiten der Prognose sind in diesem Jahr sehr hoch, wobei die Abwärtsrisiken überwiegen.


 

Vertrauen in Finanzsystem massiv erschüttert
Mit einer merklichen Belebung der deutschen Konjunktur ist nicht zu rechnen. Die direkten realwirtschaftlichen Auswirkungen der Finanzkrise auf die deutsche Volkswirtschaft halten sich zwar bislang in Grenzen, die indirekten Folgen sind dafür umso markanter. Deutschlands wichtigste Handelspartner sind von den weltweiten rezessiven Entwicklungen besonders stark betroffen. Als direkte Konsequenz von Finanzkrise und kollabierenden Immobilienmärkten kommt es dort zu ausgeprägten konjunkturellen Schwächephasen, die zu einem deutlichen und nach Lage der Dinge länger anhaltenden Rückgang der für die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft wichtigen Auslandsnachfrage führen.

Die seit Mitte 2007 schubartig zunehmenden Erschütterungen auf den Finanzmärkten haben das Vertrauen in die Stabilität des Finanzsystems massiv erschüttert. Deshalb war es richtig, dass mit dem Finanzmarktstabilisierungsgesetz ein umfassendes Rettungsprogramm verabschiedet wurde. Es kommt jetzt darauf an, deutsche Finanzinstitute möglichst bald auf eine tragfähige Basis zu stellen, so dass staatliche Stützungsmaßnahmen entbehrlich werden.
Um die Wahrscheinlichkeit globaler Finanzkrisen in der Zukunft deutlich zu verringern, ist eine stärker internationale Ausrichtung der Finanzaufsicht erforderlich. Dazu bedarf es eines neu zu schaffenden globalen Frühwarnsystems und einer regelmäßigen Überprüfung der nationalen Finanzaufsicht. Für diese Aufgaben ist der Internationale Währungsfonds am ehesten geeignet. Um die Widerstandskraft des Finanzsystems zu verbessern müssen zudem die Risikopuffer der Finanzinstitute erhöht werden.

Tabelle


 


Vorschläge des Sachverständigenrats
Angesichts der ausgeprägten realwirtschaftlichen Schwäche der deutschen Ökonomie ist die Finanzpolitik gefordert, eine konjunkturgerechte Wachstumspolitik einzuleiten, die gleichermaßen kurzfristig die Binnennachfrage stimuliert und das Produktionspotenzial erhöht. Aus diesem Grund rät der Sachverständigenrat dazu, im nächsten Jahr wachstumsfördernde Maßnahmen durch ein temporär höheres Defizit zu finanzieren. Dieses Wachstumspaket sollte in einer Größenordnung von etwa 0,5 vH bis 1 vH des Bruttoinlandsprodukts liegen. Die Stabilisierung der Finanzmärkte und die Stärkung der Wachstumskräfte sind die derzeit vordringlichen Aufgaben. Sie dürfen allerdings nicht als Alibi dienen, in den Bemühungen nachzulassen, die Verzerrungen im Steuersystem abzubauen, die Sockelarbeitslosigkeit weiter zu senken und die Nachhaltigkeit der Sozialversicherungen zu gewährleisten.

Download Jahresgutachten vom Sachverständigenrat 2008/2009 [PDF - 5,4 MB]
http://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/download/gutachten/ga08_ges.pdf

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