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ifo-Geschäftsklimaindex: Volkswirte warnen vor Konjunktur-Optimismus

Der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex wird von Volkswirten skeptisch bewertet.

Ein spanischer Stier aus Metall steht für Konjunktur und den Ifo-Geschäftsklimaindex.
Berlin, 11. August 2003 (ots) Volkswirte bewerten den kürzlich veröffentlichten Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex skeptisch. »Das hat uns nicht vom Hocker gehauen«, sagte Ulrich Hombrecher, Chefvolkswirt der WestLB, dem Berliner Tagesspiegel. Angesichts des wieder schwächeren Euro, der vorgezogenen Steuerreform und der jüngsten Zinssenkung sei der Ausblick der Unternehmen überraschend vorsichtig ausgefallen.

Sorge bereitet Hombrecher die wieder gewachsende Diskrepanz zwischen gegenwärtiger Lageeinschätzung und den Zukunftserwartungen. Dies habe schon im Jahr 2002 zu einem überraschenden Rückfall des Ifo-Index geführt. »Dieses Fehlsignal steckt uns noch in den Knochen«, sagte Hombrecher.Beschäftigungsschwelle muss sinken
Auch Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, warnte vor überzogenem Optimismus. Zwar sei das Fundament des nächsten Aufschwungs solide gelegt, die Wachstumsaussichten für Deutschland in diesem und im kommenden Jahr blieben aber sehr unbefriedigend. »Wir werden in einer Zeit niedrigen Wachstums leben müssen«, sagte Mayer dem Tagesspiegel. »Die Finanz- und Wirtschaftspolitik muss in den kommenden fünf Jahren mit deutlich niedrigeren Raten von einem bis 1,5 Prozent kalkulieren.« Für den Arbeitsmarkt bedeute dies, »dass die Beschäftigungsschwelle sinken muss, wenn neue Arbeit entstehen soll«.

Bislang waren Volkswirte immer davon ausgegangen, dass zwei Prozent Wachstum notwendig sind, um zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. »Von dieser Logik müssen wir uns verabschieden«, sagte Mayer. Zu den dringendsten Aufgaben der Politik zähle nun die Reform der Tarifpolitik. »Seit zehn Jahren wird diese Reform verschoben, obwohl sehr deutlich geworden ist, dass die Tarifparteien versagt haben«, sagte Mayer. »Sie sind ihrer Verantwortung für den Arbeitsmarkt nicht gerecht geworden.« Das deutsche Tarifrecht brauche »zumindest Öffnungsklauseln in den Tarifverträgen«, sagte der Volkswirt dem Tagesspiegel.
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www.tagesspiegel.de