Konstruktion - Der Wirtschafts-Thriller: Teil 12
Es wunderte ihn kaum, dass er am Eingang des Parkhauses von zwei uniformierten Polizisten angehalten wurde.
Erst das Klingeln seines Telefons ließ ihn aus seiner Bewegungsstarre, seinem apathischen Zustand erwachen. Er hätte nicht einmal sagen können ob er wach gewesen war oder geschlafen hatte. Es kam ihm selber vor wie ein Dämmerzustand, aus dem er jetzt heraustrat. Genau wie in dem Ausschnitt der Berichterstattung hatte er mit angezogenen Beinen auf der Seite gelegen. Wie lange er da gelegen hatte, hätte er nicht einmal schätzen können. Das Gefühl für Raum und Zeit hatte ihn verlassen. Das Telefon klingelte zweimal, dreimal, ja viermal, bevor sich sein Anrufbeantworter einschaltete.
Es war sein Freund Colin Delaney. Zuerst schien er sich darüber aufzuregen, dass Philipp nicht zu Hause war. Er sagte, dass sie sich unbedingt treffen müssten. Weshalb er ihn sehen wollte, das ließ er allerdings offen. Colin erwähnte dann so etwas wie, dass er am Telefon unmöglich darüber sprechen könnte und machte auch sonst einen eher mysteriösen Eindruck. Seine Stimme wirkte da auch noch unterstützend, da er zwar nicht hektisch sprach, aber die kurzen, abgehackten Sätze irgendwie ein bisschen heraus presste. Zudem klang er irgendwie geheimnisvoll, was sich durch die Andeutungen noch verstärkte. Er gab ihm zu verstehen, dass es ausgesprochen wichtig sei, dass quasi kein Weg daran vorbei führte, dass es zu einer unmittelbaren Begegnung kommen musste. Etwas, das man nicht aufschieben konnte, so drückte sich Colin aus, ja, darum ginge es. Philipp hatte Mühe, sich aus seiner starren Haltung zu befreien. Doch allein die Stimme seine Freundes vermochte ihn aus seiner massiven Lethargie zu befreien. Der nahezu chronische Schmerz in seinem Kopf, das Stechen, hatte indes nicht nachgelassen. Aber etwas in ihm mahnte ihn, sich aufzurappeln. Zwar hatte Colin nicht so geklungen als wäre er selber persönlich in Bedrängnis geraten, doch was hieß das schon. Colin konnte so etwas gut verbergen, zumal er nie zu extremen Gefühlsausbrüchen neigte.
Es dauerte eine Weile bis er die Nummer seines Freundes gewählt hatte. Delaney. Philipp hier. Er stockte. Was ist denn los? Geht´s Dir nicht so blendend? Scheiße! Blendend? Ich und blendend? Nee, davon bin ich weit entfernt! Eh scheiße, Mann, ich habe nicht mal das Gefühl richtig atmen zu können. Oh, verdammt! erwiderte Colin, ich hätte es ahnen müssen! Was sagst Du da? Ach mir war so als hätte ich in den letzten Tagen das Gefühl gehabt, dass sich alles über Dir zusammenbraut. Dann hatte ich also recht mit meiner Vermutung! Weißt Du Colin, es ist noch weitaus schlimmer als Du denkst! Ich werde langsam paranoid. Ich drehe durch! Oh Shit! So schlimm? Noch weitaus schlimmer als Du glaubst! Ich befinde mich in einer ganz üblen Situation. Und jedes Mal, wenn ich denke, beschissener gehts nicht mehr, dann wirds noch schlimmer. Die Worte von Philipp waren von einem langgezogenen Seufzer begleitet. Okay, ich komme vorbei, sagen wir in einer dreiviertel Stunde! Klar, also, bis dahin!