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Konstruktion - Der Wirtschafts-Thriller: Teil 15

Business as usal - Zurück in die Höhle des Löwen!

„Bisher war es der reinste Alptraum, den ich bei der Cymatrix Company erleben musste.“ Philipp hielt inne, schien zu überlegen und fuhr dann in bedachtem Ton fort. „Was sollte mir daran liegen für Euch den Informanten zu spielen? Das ist ja auch alles nicht ganz ungefährlich!“ „Da haben sie nicht ganz unrecht Geiger. Was sie im Gegenzug von uns erwarten, dürfte eigentlich klar sein!“ „Ach ja?“ gab Philipp mit gespielt nachdenklicher Miene zurück. „Ich weiß was sie bewegt! Sie wissen ganz genau was da auf dem J.F.K. abgegangen ist. Die haben die Videobänder, die zeigen, dass sie den Koffer mit der Bombe übergeben haben. Die Beweislast ist erdrückend. Eigentlich unmöglich da wieder raus zu kommen.“ Dann schaltete sich auf einmal Delaney ins Gespräch ein. „Wir können die Bänder verschwinden lassen, Philipp. Das ist alles kein Problem!“ „Ihr wollt mir also einen Deal vorschlagen.“ „C`est ça! Einen Deal der für beide Seiten perfekt zu sein scheint! Oder was denkst Du?“ Callahan schaute erwartungsvoll in Philipps Richtung.

Philipp zögerte, fing dann an zu schmunzeln und plötzlich begannen auch die anderen beiden zu schmunzeln. Es endete für kurze Zeit in befreitem Gelächter. „Also gut.“ Philipp hatte sich wieder gefangen wie auch Delaney und Callahan. Beide nickten sie zufrieden in Philipps Richtung. „Und wie soll das Laufen, dass ihr überhaupt an die Bänder dran kommt! Habt ihr schon einen Plan.“ „Da mach dir keine Sorgen. Die Bänder werden sich in Kürze in unserem Besitz befinden. Zur Zeit sind sie bei der Oberstaatsanwaltschaft, wenn ich recht informiert bin. Aber es wird einen Deal geben.“ Delaney und Callahan hatten scheinbar an alles gedacht. „Und wie sieht der aus der Deal?“ „Wir bieten ihnen ein paar belastende Unterlagen über eine Flugzeugentführung einer amerikanischen Maschine im südpazifischen Raum aus dem Jahr 1996 an!“ Callahan hatte wieder das Wort ergriffen. Philipps Gesicht schien sich merklich zu entkrampfen, trotzdem schloss er unmittelbar eine Frage an.

Und ihr seid sicher, dass die darauf einsteigen?“ „Zu neunundneunzig Prozent!“ versicherte Delaney und erntete einen zustimmenden Blick von seinem Chef. „Aber mir ist bei alledem noch nicht ganz klar geworden was ihr von Seymour wollt. Weswegen hat der C.I.A. etwa seine Augen seit mehr als zehn Monaten auf ihn gerichtet? Da muss es doch irgend etwas geben! gespannt wartete Philipp auf die Antwort, hatte er doch das Gefühl, im nächsten Moment die ungeheuerlichste Geschichte, die er je gehört hatte, aufgetischt zu bekommen.

„Seymour war damals im Jahre 1994 am Bau eines Militärstützpunktes der Luftwaffe in Florida beteiligt. Es handelt sich dabei um einen Stützpunkt von hohem strategischem Wert, was sofort klar werden dürfte, betrachtet man einmal die Lage. Er soll damals die Pläne von Teilen der Anlage an die Iraker verkauft haben.“ „Spionage!“ „Du hast es erfasst! Dein feiner Chef ist ein mieser, kleiner Spion. Käuflich und bereit die eigene Nation ans Messer zu liefern!“ „Ist er denn wegen der ganzen Geschichte vor Gericht gestellt worden?“ „Sicherlich, der Verkauf der Pläne konnte ihm aber nie vollständig nachgewiesen werden.“ „Was heisst hier vollständig?“ „Vollständig meint, dass die Beweise der Anklage damals nicht ausgereicht haben, um ihm das Ganze eindeutig zur Last zu legen.“ erwiderte Callahan. „Und was wollt ihr erreichen, damit das Verfahren gegen ihn wieder aufgerollt wird? Denn das habt ihr ja wohl vor, oder?“

Seymour muss damals bei der ganzen Sache gut abkassiert haben. Das dürfte klar sein. Unklar ist aber wie und wo das Geld hin geflossen ist. Beträge in derartiger Höhe werden normalerweise auf geheime Konten transferiert und fließen dann ein in irgendwelche Geldwäschetransaktionen. Wir vermuten, dass es irgendwelche Konten im Fürstentum Monaco, der Steueroase, sind.“ „Wie kommt ihr gerade darauf, dass es gerade monegassische Banken sind über die die Geldwäsche gelaufen ist beziehungsweise laufen wird? Genau kann man ja anscheinend immer noch nicht sagen, was da im Einzelnen statt gefunden hat beziehungsweise ob da bis jetzt überhaupt was passiert ist.“

Gute Frage. Zum Bau der Brücke dieses Projektes mit dem Namen M ist eigens eine Aktien Gesellschaft gegründet wurde, um das Ganze zu finanzieren. Neben dem nordamerikanischen Staat sind es unter anderem zwei texanische Ölbarone, ein Waffenhändler und eine in Monaco ansässige Fondsgesellschaft, die den Hauptanteil am Kuchen haben. Kleinere Privatanleger gibt es natürlich auch, aber der Anteil ist verschwindend gering. Zudem dürfte kaum bekannt sein, dass bei dem Projekt eine AG. dahinter steckt. Der Börsengang ist nämlich so gut wie überhaupt nicht bekannt gemacht worden. Zumal die Aktie nicht an der Wallstreet geführt wird, sondern in England. Dazu muss man wissen, dass es sich bei der Cymatrix Company um eine Fusionsgesellschaft handelt. Der Fusionspartner hat seinen Sitz in London und heißt T.I.C., wobei T.I.C. für Trust in Construction steht.

Philipps Augen blickten starr aber dennoch konzentriert aus der Frontscheibe des Wagens, schienen einen Punkt zu fixieren, den es nur in Philipps Vorstellung gab. Sein Mund war weit aufgerissen und seine Kinnlade hing ihm herunter. Er konnte anscheinend gar nicht mehr aufhören, über das ihm Offenbarte zu staunen. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Da war er gerade aufs Neue und für ihn völlig unvorhersehbar mit lauter nahezu unvorstellbaren Neuigkeiten konfrontiert worden. Einmal mehr war er schlicht und ergreifend überfordert und konnte es nicht so recht fassen, was sich da in seiner unmittelbaren Umgebung für ungeheuerliche Machenschaften abspielen sollten, schenkte man den Aussagen von Callahan Vertrauen. Und das tat er. Wem sollte er schließlich sonst trauen, wenn nicht diesen beiden Männern, mit denen er in diesem Auto, an diesem geheimnisvollen, verschworenen Ort saß und die ungeheuerlichsten Verschwörungstheorien zu hören bekam. Bisher hatte er nur seinen Job und die Brücke gesehen, doch jetzt mit einem mal wurde er dazu gezwungen, noch mehr in der ganzen Sache zu sehen. Hier ging es eindeutig um kriminelle Machenschaften im großen Stil, denn es ging um sehr viel Geld. Geld, das in dunklen Kanälen transferiert wurde.

Wenn ich richtig mitgekommen bin,“ gab Philipp langsam und betont von sich, „dann geht ihr davon aus, dass das Geld in die Aktiengesellschaft eingeflossen ist, nicht wahr?“ „So ist es. Zumindest indirekt dürften sie auf irgendwelche Art und Weise eingebracht worden sein. Wir sind zur Zeit damit beschäftigt über unsere Kontakte zum britischen Geheimdienst mehr über die Aktiengesellschaft herauszufinden, doch die ganze Sache ist anscheinend so gut getarnt, dass wir da derzeit nicht weiterkommen. Auch mit unseren Informationen was die T.I.C. in London anbetrifft sind wir erst ganz am Anfang, da wir lange Zeit einer völlig falschen Spur nachgehangen haben.“ Callahan machte ein augenscheinlich zerknirschtes Gesicht. Es war eine Rechnung mit vielen Unbekannten, und der Gegner wirkte zum Teil übermächtig.

Damals bei der Anklageerhebung gegen ihn war man einfach zu schnell vorgegangen und hatte wohl unterschätzt, welche Möglichkeiten dieser Mann besaß. Er hatte bei diesem Prozess die besten Anwälte und die Zeugen, die damals zu seinen Gunsten aussagten, haben die Anklage in einigen Punkten ganz schön schlecht aussehen lassen. Wir hatten erst versucht bei eben diesen fragwürdigen Zeugen anzusetzen, konnten da aber nichts erreichen.“ Dann trat eine etwas längere Pause ein. Der Wind peitschte mit hoher Geschwindigkeit über den Atlantik und hätte wohl auch am liebsten den Wagen Callahans mit sich gerissen. Doch dessen massiges Gewicht schien allem, was da auch kommen wollte, zu trotzen. Ebenso wie die Männer, die angetreten waren, um das offensichtliche Mysterium dieses Mannes zu knacken, der Seymour hieß.

„
Wäre nur eine Frage offen, aber die hat es in meinen Augen in sich!“ sprach Philipp mit sonorer Stimme. „Ja bitte, fragen Sie nur!“ forderte Callahan ihn auf weiter zu reden. „Wie soll ich mich nur Seymour jetzt gegenüber verhalten. Immerhin hat er mir einen Mord in die Schuhe geschoben! Da wäre es doch wenig glaubwürdig, wenn ich jetzt einfach so meinen Job weitermache, oder?“ Zweifel, die er nicht einfach so abschütteln konnte, lagen unverkennbar in Philipps Miene. „Wenn Seymour gewollt hätte, dass sie bei dem Attentat umkommen sollten, dann hätte er das arrangiert. Die Bombe funktionierte über Fernzündung. Und wenn er ihnen das Massaker hätte in die Schuhe schieben wollen, so hätte es auch ausgereicht, wenn im Nachhinein die Videobänder einen Toten als Attentäter überführt hätten. Und der Tote wären sie gewesen. Das wäre für ihn am einfachsten gewesen, verstehen sie?“

Philipp schien die Worte Callahans einen Moment lang reflektieren zu müssen. Dabei machte er ein äußerst angestrengtes Gesicht. „Zugegeben, einen glaubwürdigen Selbstmordattentäter hätten sie im ersten Augenblick wohl kaum abgegeben. Doch irgendwelche Leute, die befragt worden wären, hätten sie als undurchsichtigen Einzelgänger bezeichnet, der zudem psychisch labil ist. Am Ende hätte es wahrscheinlich keiner mehr in Frage gestellt.“ Philipp nickte. Die Erklärung klang durchaus plausibel. Callahan fuhr fort zu sprechen. „Sie scheinen noch irgendeine Bedeutung in seinen weiteren Plänen zu haben!“ „Das klingt ja schön und gut, aber trotzdem, wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten?“ „Er wird auf sie zukommen, Philipp. Er wird ihnen Rückendeckung versprechen. Sie werden einwilligen in das, was er ihnen vorschlägt, wenn auch nur zum Schein, denn Seymour wird ihnen klar machen, dass es ihre einzige Chance ist!“ Es herrschte gespannte Ruhe zwischen den drei Männern. Im Auto konnte man das Heulen des Windes hören, das direkt über die peitschenden Wogen des Atlantiks fegte.

Okay, ich gebe zu du hast eine schwierigen Aufgabe, aber es ist zur Zeit unsere einzige Chance! Du wirst doch mitmachen, oder?“ Delaney warf ihm einen eindringlichen Blick zu. „Natürlich, das habe ich doch bereits gesagt!“ erwiderte Philipp mit einem langgezogenen Kopfnicken. „Delaney wird sich in Zukunft immer in ihrer Nähe aufhalten. Sie werden ihn aber nur selten wahrnehmen. In unregelmäßigen Abständen werden wir Kontakt zu ihnen aufnehmen. Wir werden sie jeweils wissen lassen, was wir von ihnen erwarten. Zuallererst werden wir versuchen alles über diesen Frazier herauszufinden. Wenn es ihnen ebenfalls gelingt an irgendwelche Informationen zu gelangen, dann wäre das sicherlich von Vorteil!“ „Wann höre ich denn das nächste Mal wieder etwas von ihnen?“ „Wir werden ihnen eine E-Mail zusenden. Eine „alte Bekannte“ wird sich wieder bei ihnen melden. Sie wird ihnen ein Wiedersehenstreffen vorschlagen. Statt den in der Nachricht angegebenen Ort aufzusuchen, kommen sie bitte zum Tasmanian Garden. Es dürfte ja ein leichtes Sein, diesen Club zu finden. Die Uhrzeit wird angegeben sein in der Mail!“ „Okay, ich weiß Bescheid. Wollen wir hoffen, dass es sich auch genauso umsetzen lässt!“ „Daran hege ich keinen Zweifel!“

Callahan hatte sich wieder nach vorne hin umgedreht und Delaney und Geiger hatten den Wagen verlassen. Kurz darauf saßen auch sie wieder in ihrem Wagen und fuhren auf dem Garden Street Parkway in Richtung New York. Die Lichter der Stadt lagen vor ihnen und mit ihnen die vielen Geheimnisse rund um Seymour und die Cymatrix Company. Etwas hatte sich sicherlich zwischen ihnen verändert. Philipp hätte aber nicht konkret zu sagen vermocht was es war. Es war scheinbar etwas Namenloses. Vielleicht war es die Unbeschwertheit, die ihre Freundschaft eingebüßt hatte.