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Konstruktion - Der Wirtschafts-Thriller: Teil 19

Was hatte Frazier aber gewusst, was ihn zu einer absoluten Gefahr für die Cymatrix Company machte?

Philipp hatte dem jungen Steven Sheeney vorgeschlagen, sich gemeinsam gegen Mittag in ein Restaurant zu begeben. Sheeney hatte so schien es jedenfalls begeistert eingewilligt. Philipp war ihm offenbar nicht unsympathisch. Gegen kurz nach zwölf hatten sie sich in Philipps Büro verabredet, von wo aus es dann weiterging. Sie kehrten in ein chinesisches Fastfood Restaurant ein, das schnelle Bedienung versprach, und trotzdem den Gästen ermöglichte, das Essen ungestört an einem der vielen Tische in nettem Ambiente einzunehmen.

Als sie sich schließlich niedergelassen hatten und das Essen zu sich nahmen, versuchte Philipp zuerst, ein ziemlich unverfängliches Gespräch anzufangen. Es ging im Allgemeinen um die gute Bezahlung, die einem in der Cymatrix Company zu Teil wurde, und um die guten Perspektiven, die sich einem im Unternehmen boten. Wie sich herausstellte hatte Sheeney kurz nach ihm angefangen und von Anfang an mit Frazier zusammengearbeitet. Die Tatsache, dass er praktisch die rechte Hand von Frazier gewesen war, eröffnete Philipp gleich die passende Möglichkeit bei dem einzusteigen, was er mit Hilfe von Sheeney über Frazier und die Firma herauszufinden gedachte.

Welches Verhältnis hatten sie zu Frazier. Ich meine wie war er?“ „Meinen sie fachlich oder eher privat?“ gab Sheeney die Frage unvermittelt zurück. „Dass er auf seinem Gebiet gut gewesen sein muss, das steht doch außer Frage, oder? Sonst hätte er doch kaum so einen Posten bekommen!“ „Ja klar. Sie wollen also eher wissen wie er sonst so drauf war?“ Sheeney machte eine Pause, nahm etwas von dem Hühnchen, das er bestellt hatte. „Er war irgendwie sonderbar. Vor allem kurz bevor das dann am JFK passiert ist!“ “Wie meinen sie das, Steven?“ “Ich glaube am Ende hat bei ihm so einiges ausgesetzt!” “Einiges ausgesetzt?” wiederholte Philipp. “Ja, wissen sie vorher hatte es die ganze Zeit über keine Schwierigkeiten mit einigen Partnerunternehmen gegeben. Alles war termingerecht geliefert worden. Doch dann fing es plötzlich an.

Bei zwei kleineren Unternehmen lag es offensichtlich nur an den eigenen Kapazitäten, weswegen die nicht liefern konnten, aber ....“ Sheeney sah sich kurz um, schien sich vergewissern zu wollen, ob man sie nicht belauschte. Seine Stimme war zudem zum Schluss hin sehr gedämpft gewesen. „Aber Mc Innis!“ Da ist es nicht so gewesen!“ vervollständigte Philipp den Satz. „Stimmt!“ brachte Sheeney erstaunt hervor, „woher wissen sie das?“ „Sie hatten bereits während der Konferenz von Mc Innis´ Bedenken gesprochen, die dieser hinsichtlich gewisser Teile hatte.“ Erwiderte Philipp und zerschlug somit die kurzfristig aufgetretene Skepsis in Sheeney´s Blick.

Philipp ahnte bereits, wollte er etwas herausbekommen, so musste er auf der Hut sein und durfte kein Misstrauen erwecken. Er wusste schließlich zu wenig Bescheid über die internen Beziehungsgeflechte in der Cymatrix Company. „Stimmt, sie haben Recht! Ich habe das eben während der Konferenz angesprochen! Sie scheinen ein aufmerksamer Zuhörer zu sein, Geiger!“ stellte Sheeney mit einem anerkennenden Blick fest. „Hören sie, das liegt in der Natur der Sache. Immerhin übernehme ich die Stelle von Frazier. Da sollte ich doch einfach an allen wichtigen Vorgängen interessiert sein, oder wie sehen sie das!“ „Klar, ich vergaß. Ich muss es wohl einen Moment lang verdrängt haben, dass es den guten, alten Frazier erwischt hat. Friede seiner Asche. Aber er hat wenigstens keine Schmerzen gehabt. Seymour sagte mir das.“ „Dann wird es wohl so gewesen sein. Aber was ist denn nun tatsächlich dran an den Differenzen mit Mc Innis?“ bohrte Philipp nach. Er spürte er war kurz davor den entscheidenden Hinweis aus seinem jungen Kollegen heraus zu kitzeln.

Es gab eigentlich die ganzen letzten acht Monate, so lange ich in der Firma bin, keine Differenzen mit Mc Innis. Gerade vorgestern habe ich dann noch mit einem Mitarbeiter der Firma telefoniert. Es hatte aber nicht den Anschein als wäre da etwas im Argen gewesen. Wissen sie, Geiger, das hätte der Mann mir gesagt. Wir kannten uns zwar nur übers Telefon, hatten aber ansonsten ein recht gutes Verhältnis.“ „Sind sie sich da ganz sicher, dass er ihnen davon erzählt hätte, wenn Schwierigkeiten aufgetaucht wären?“ „Ich denke schon!“ Sheeney zögerte einen Augenblick, schien das ganze noch einmal zu überdenken und knüpfte dann an seine Gewissheit an:„ Ja, das hätte er, und ich erinnere mich ihn sogar direkt danach gefragt zu haben!“

„Wie kam es dazu, dass sie das von ihm in Erfahrung bringen wollten?“ „Frazier. Ich hatte ihn noch nie vorher so erlebt. Er war völlig außer sich, total von der Rolle. Gar nicht mehr so richtig ansprechbar. Er sagte nur immer so etwas zu mir wie, wenn das wahr ist Steve, wenn das wahr ist, dann Gnade uns Gott!“ „Wenn was wahr ist?“ harkte Philipp wieder nach. „Das hat er nicht gesagt. Er meinte nur, dass er kurzfristig zu Mc Innis nach Detroit müsse. Er müsse da etwas klären, und zwar unbedingt, bevor alles zu spät wäre. Es klang alles sehr dramatisch. Frazier hatte zudem diesen gehetzten nahezu wahnsinnigen Blick. So etwas bekommt man nicht oft zu Gesicht, verstehen sie? Auch mir hat das Angst gemacht! Vielleicht hat er es auch irgendwie gespürt, dass er in unmittelbarer Gefahr war!“ „Vielleicht.“ erwiderte Philipp sichtlich ein wenig unzufrieden.

Wie passte das alles zusammen. Was war passiert, weshalb Frazier so einen kopflosen Eindruck hinterlassen hatte wie ein aufgescheuchtes Huhn? Oder hatte Sheeney einfach nur übertrieben. Er kannte Sheeney zu wenig um drüber zu befinden, dass dieser aus einer Mücke einen Elefant machte, doch irgendwie schien er ihm glaubwürdig zu sein. Aber wie passte die Reaktion Seymours während der Konferenz in die ganze Angelegenheit? Er rief sich die Situation noch einmal vor Augen. Nein, darin konnte er unmöglich irren. Es war so, als hätte Seymour Sheeney absichtlich unterbrochen, um von irgendwelchen anderen Dingen abzulenken. Und ihm erschien es durchaus plausibel zu sein, dass er die Aufmerksamkeit von der ominösen Geschichte mit Frazier wegführen wollte. Wie sollte es auch anders sein?

Es war doch schon mehr als merkwürdig, dass Frazier völlig aufgelöst und nahezu von Sinnen noch vorgestern entschieden hatte unbedingt mit Mc Innis zusammentreffen zu müssen, und dass zwei Tage später wieder alles in bester Ordnung sein sollte. So schien es jedenfalls, wenn man sich die Worte Seymours vor Augen rief. Das passte doch alles vorne und hinten nicht. Irgend etwas war faul an der ganzen Sache. Die Mittagspause ging schließlich kurz nach dem sie dieses Gespräch beendet hatten vorbei, so dass sie sodann ins Büro zurück schlenderten. Dabei trotteten sie schweigend und jeder für sich in Gedanken versunken nebeneinander her. Er hatte Sheeney nicht nach dessen Eindruck bezogen auf Seymours Reaktion während der Sitzung gefragt. Er hatte es bewusst vermieden, um nicht selber da zu stehen wie einer, der die Flöhe husten hört. Auch wusste er nicht wie Sheeney zu Seymour stand.


Kurze Zeit später hatte Philipp wieder in seinem Büro Platz genommen. Es wartete einiges an Arbeit auf ihn. Diverse Unterlagen mussten durch gegangen werden, Vorbereitungen für den Eintritt in die entscheidende Bauphase standen an. Doch so sehr er sich auch mühte, sich in die Akten konzentriert Einblick zu verschaffen, die Sache mit Frazier ging ihm nicht aus dem Kopf. Zudem tauchte immer wieder das Bild des sterbenden Fraziers vor seinen Augen auf. Frazier verfolgte ihn, und je mehr das der Fall war, um so mehr verstärkte sich auch bei Philipp der Eindruck, dass Frazier ihm am Flughafen etwas hatte sagen wollen. Nicht unbedingt mit Worten, sondern mit einer kurzen Geste. Hatte er nicht kurz seinen Arm berührt, und hatte nicht seine Hand für kurze Zeit auf seinem Arm geruht? Wie viel von alledem bildete er sich aber am Ende nur ein? Es war doch in der Tat nur ein sehr kurzer Augenblick gewesen, in dem sie aufeinander getroffen waren. Zu etwas einschneidendem war der Augenblick dann erst wenige Sekunden später geworden. In dem Moment als die Bombe hochging.

Frazier, wie ließ sich das alles erklären? Irgendwie hatte Philipp das Gefühl, dass Frazier in der ganzen Sache mit Mc Innis maßlos übertrieben haben musste. Aber andererseits lag vielleicht in seinem nicht gerade verhältnismäßigen Handeln der Schlüssel zum Verstehen seines ominösen Todes. Seymour hatte seinen Tod als eine zwingend erforderliche Maßnahme dargestellt. Laut seiner Aussage war es die Absicht von Frazier gewesen, die Baumaßnahme zu sabotieren und somit Projekt M zum Erliegen zu bringen. Was hatte Frazier aber gewusst, was ihn zu einer absoluten Gefahr für die Cymatrix Company machte? Er schien tatsächlich irgend etwas in der Hand gehabt zu haben, was den Mord an ihm in Seymours Augen rechtfertigte, aber was bitte war das? Philipp kam in seinen Überlegungen einfach nicht weiter. Bis zum Ende des Arbeitstages bewegten sich seine Gedanken im Kreis.