Konstruktion - Der Wirtschafts-Thriller: Teil 2
Was war geschehen? Wie war es ihm gelungen, dem Henker noch einmal zu entkommen? Er ahnte nichts Gutes.
Die letzten zwei Wochen hatten ihn an den Rand des Abgrundes getrieben. Er hatte seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen, hatte versucht, den Schmerz, der in seinem Innern tobte, abzuschalten, doch musste er sich eingestehen, dass dies unmöglich war. All die Drinks, die er in sich reingeschüttet hatte, vermochten sein inneres Ungleichgewicht nicht auszuloten. Und getrunken hatte er auch nur, weil er einen Drang danach verspürte, sich selbst zu bemitleiden, und weil es seiner Ansicht nach dem gängigen Klischee entsprach. Es war ein äußerst klischeehafter und abgegriffener Weg, seinen Problemen die Stirn zu bieten.
Wie viele Filme hatte er gesehen, in denen die gebeutelten Hollywoodhelden zur Flasche griffen. Wie oft hatte er mit ihnen gelitten. Den Mel Gibsons, Sean Penns, Brad Pitts oder Nicolas Cages. Seine Helden, die ihm auf diese Weise verbunden zu sein schienen. Die Scherben zerschmissener Gläser, nicht mehr und nicht weniger als ein Spiegelbild seiner inneren Zerrissenheit. Etwas, das er zu verantworten hatte. Sowohl das eine, die zerstörten Gläser, als auch das andere, sein maroder, von Verzweiflung gekennzeichneter Zustand seiner Seelenwelt. Aber da gab es keinen Barmann, der ihm aufmunternd auf die Schultern klopfte und einen guten Spruch parat hatte. Etwas wie, geh erst mal nach Hause, schlaf eine Nacht darüber, und du wirst sehen, morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus! Vielleicht wäre es ein so banaler Satz gewesen, der die Wende gebracht hätte, aber wer wusste das schon?