Konstruktion - Der Wirtschafts-Thriller: Teil 6
Strafversetzt! Das neue Projekt.
Den Koffer unterm Arm, das Ticket und den Schlüssel in der Jackentasche verließ er das Büro. Seinen Wagen hatte er in der eigens von der Firma angemieteten Tiefgarage geparkt. Den Fahrstuhl verlassend betrat er durch helles, gleißendes Licht hindurch eine nahezu farblose, allenfalls graue Fläche. Unzählige Autos standen aneinandergereiht wie bei einer Perlenkette auf dem Parkdeck. Ein kurzer Druck auf seinen Schlüssel und dann folgte das schrille Signal, das verkündete, dass die Diebstahlsicherung des Wagens entschärft war. Philipp begab sich hinter das Steuer seines Audi TT, legte den Koffer auf den Beifahrersitz und beförderte dann den Wagen hinaus in die tosenden Straßenschluchten von New York. Ein leichter Regen hatte begonnen einzusetzen. Das kam kaum überraschend, denn schon früh am Morgen hatte sich ein dichter Wolkenteppich über die Metropole gelegt. Die Wolken hingen den ganzen Tag über so tief, dass die höchsten der Wolkenkratzer wie abgeschnitten schienen. Man hatte fast den Eindruck gewinnen können, dass das erst der Anfang war. Am Ende würden alle Gebäude und mit ihnen die gesamte Stadt aufgesogen.
Ihn überkam das dringende Bedürfnis Colin Delaney einen guten Freund, den er auf einem der Flüge von Hamburg nach New York kennen gelernt hatte, aufzusuchen. Einfach mit jemand über das Alles reden. Den unabhängigen Kommentar hören. Sich Bestätigen lassen, dass man nicht verrückt war und, dass das eigene Misstrauen keineswegs paranoide war. Der Versuch Colin über sein Handy zu erreichen war jedoch erfolglos. Einen Moment lang schien ihn Colins Abwesenheit zu grämen. Er war einer der wenigen zu denen er in seiner neuen Umgebung Vertrauen gefasst hatte. Irgendwie schon merkwürdig, dass er das nie zuvor realisiert hatte. Doch hatte er sich zuvor in absolutem Maße als Herr der Lage gefühlt, und deswegen wohl auch nie einen Gedanken daran verschwendet. Im Einklang mit einer höheren Macht. Begünstigt und auf der Sonnenseite.