Konstruktion - Der Wirtschafts-Thriller: Teil 9
Und einen Moment lang hatte Philipp das Gefühl, dass alles um ihn herum wieder in bester Ordnung war.
Die Fahrt zum Flughafen verlief wortlos. Der Fahrer des Wagens hatte seine Augen hinter einer dunkel getönten Brille verborgen. Mit der einen Hand trommelte er lässig im Rhythmus des Liedes auf das Armaturenbrett. Der ganze Verkehr schien sich diesem Rhythmus angepasst zu haben. Alle schienen sie in sich etwas zu haben, das sie gewissermaßen einem Takt unterwarf und alles in einer einzigen Phase zusammenkommen ließ. Es war so, als wäre diese Phase ein Zugeständnis an eine höhere Macht. Wenig später erreichten sie den Flughafen. Hier sollte sich also gleich die Übergabe des Koffers vollziehen. Es würde nicht lange dauern, nur einen klitzekleinen Moment, und das war gut so, befand Philipp. Er wollte gar nicht mehr wissen, was den Koffer so bedeutungsvoll machte bzw. gemacht hatte. Er würde aus der durch den Koffer bestimmten Phase austreten. Sollten doch andere das Spiel spielen. Wenn Seymour ihm die Möglichkeit anbot, auf einen anderen Zug aufzuspringen, so würde er in jedem Fall ohne weitere Überlegung genau das tun.
Mit dieser für ihn recht erfreulichen Aussicht betrat er die zentrale Halle des Flughafens. Geschäftiges Treiben bestimmte hier das Geschehen. Die Menschen, die den Flughafen hier so zahlreich frequentierten, entstammten so ziemlich jeder Nationalität. Von oben, aus einer kompletten Draufsicht, musste das Ganze wirken wie eine vielgestaltige, ständig sich verändernde Patchworkarbeit. Philipp orderte noch schnell an der Theke eines Bistros einen Kaffee und ein Croissant. Da er selbst den Anruf von Seymour jeden Moment erwartete, wirkte es so, als ob er das Croissant nahezu in einem Stück runterzwängen wollte und den Kaffee darauf schüttete.
Dann ließ ihn das Läuten seines Handys hochschrecken. »Geiger, begeben Sie sich jetzt direkt zu den Schließfächern und entnehmen Sie den Koffer dem Fach! Ich werde gleich noch einmal sicher stellen, dass unser Mann am vorgesehenen Treffpunkt zur Übergabe erscheint. Sobald davon auszugehen ist, werde ich Sie informieren.« »Warum sagen Sie mir nicht gleich, wo ich mit dem Koffer hin soll? Würde das nicht alles erleichtern?« »Hören Sie, Geiger, ich bin es, der hier das Geschehen koordiniert. Also bin ich es, der am ehesten darüber entscheiden kann, was dazu beiträgt, damit die Sache reibungslos über die Bühne geht! Hab ich mich klar ausgedrückt?« In jedem Fall hatte Seymour das, keine Frage. Seine unmissverständliche Anweisung duldete in ihrer Kompromisslosigkeit keinerlei Widerspruch. Das war Seymour mehr als bewusst. »Ja, Mr. Seymour, Sie haben sich klar ausgedrückt.« »Halten Sie sich also in, sagen wir, fünf Minuten bereit für meinen nächsten Anruf!«