Normal war ich in diesem Forum immer eher stiller Mitleser, aber bei einigen Aussagen hier würde ich auch gerne mal etwas aufräumen.
Zuerst ist vermutlich jedem bewusst, dass man in der IT angestellt eher selten ein Millionär wird. Die Frage ist aber will man das überhaupt/braucht man das? Wenn man das wirklich möchte hat man in der IT, ähnlich einen Arzt oder einem Anwalt die besten Chancen, dies in einer Selbstständigkeit zu realisieren.
Als guter ITler (insbesondere Entwickler und Netzwerktechnik) hast du es auch sehr leicht dich selbständig zu machen. Klar ein Dorfarzt hat es mangels Konkurrenz leichter, aber dafür kannst du eben mit sehr geringen Einstiegshürden starten. Es entfallen nahezu alle Kosten für Betriebsmittel und auch das Risiko ist recht gering. Aufgrund der relativ geringen Arbeitszeit in Anstellung hast du die Möglichkeit in deiner Freizeit an Projekten zu werkeln und dich dann langsam Richtung Selbständigkeit zu fokussieren. Du musst keinen Job dafür kündigen und keine Gewerbeflächen anmieten…. Was willst du mehr?
Wo du recht hast sind die Skalierungsoptionen in Anstellung. Viel mehr als Teamleiter/Projektleiter ist nach oben meist nicht drinnen. Da bist du dann mal all-in bei vielleicht 120-140k + Dienstwagen. Klar ist das nicht die Welt und in anderen Bereichen geht mehr, aber es ist immer noch deutlich über dem Durchschnitt und weit weg von wenig Geld. Du musst auch mal andere Parameter wie „effektiver Stundenlohn“ oder „Lebenshaltungskosten“ sehen.
Als ITler kannst du nahezu überall remote arbeiten und dann auf einem schönen Dorf/Kleinstadt leben. Vergleich mal die Immobilienpreise incl. anfallender Zinsen. Kannst du dir wirklich so ein deutlich besseres Leben leisten, weil du im Monat 1500-2500€ netto mehr raus hast, dafür aber in einer der teuersten Städte leben musst? Ich denke nicht.
Auch beim Thema Einstiegsgehalt kann man als ITler echt nicht meckern. Ich komme von einer technischen Uni (non-Target)und habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Wie für eine TU üblich auch nicht besonders gut, Bachelor bei 2,6 und Master nun bei 1,9, jeweils ECTS B. Neben dem Studium habe ich diverse Praktika und Werkstudententätigkeiten (20h) gemacht.
Mein Vertrag zum Einstieg (in Sachsen) waren 70k bei 40h zzgl. bezahlter Überstunden. Das ganze ohne Tarif, sondern verhandelt. Unternehmen ist kein DAX Konzern, aber trotzdem eine größere Unternehmensgruppe. Mir persönlich reicht das vollkommen aus, ich kann damit super leben, da die Kosten auf dem Land gering sind.
Bitte kommt doch mal alle von diesen reinen Zahlenvergleich weg, was juckt mich ob jemand 100k hinten raus mehr verdient, wenn er dafür die doppelte Zeit arbeitet und doppelt so hohe Lebenshaltungskosten hat?
Wichtig ist die Work/Life-Balance in Verbindung mit einem Gehalt welches den Alltag nicht einschränkt. Das geht auch mit 120k sehr gut.
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