Hallo,
ich selbst studiere WiWi an der Universität Gießen. Die Universität Göttingen und ihren BWL-Bachelorstudiengang kenne ich nicht, kann daher keinen Vergleich machen.
Da Du "nur" die FHR hast, wirst Du sicherlich das ein oder andere Thema in der Mathematik nicht behandelt haben. Das ist allerdings nicht schlimm, da man bei uns eh kaum mehr als die Kurvendiskussion braucht. Andere Mathematik-Themen werden kurz angesprochen und auch sehr ausführlich erklärt.
Unabhängig von Deinen Kenntnissen in Mathematik kann ich den Gießener WiWi-Bachelorstudiengang nur empfehlen. Schaut man sich den Studiengang genauer auf wird einem schnell auffallen, dass die Universität Gießen den Studenten eine großzügig Freiheit einräumt. So kann man zwischen einer Regelstudienzeit von 6, 7 oder 8 Semestern entscheiden. Module können nach der Orientierungsphase (= erstes Studienjahr ; Übringens: Die Noten der Module aus diesem "Grundstudium" fließen n i c h t in die Endnote ein, d.h. Dir wird erst einmal Druck von den Schultern genommen ; im Zeugnis werden die Prüfungsnoten dieser Module auch n i c h t ausgewiesen) nach Lust und Laune zusammengestellt werden. Es werden zwar bestimmte Modulbündel ("Schwerpunkte") empfohlen, aber man ist in seiner Wahl frei - und das ist nicht selbstverständlich. An anderen Universitäten kann man nur zwischen bestimmten Schwerpunkten wählen z.B. Finance oder Management. Dann muss man die Module, die für den jeweiligen Schwerpunkt schon im Voraus vorgegeben werden, akzeptieren. Um das noch einmal zu betonen: Bei uns kann man sich faktisch seinen eigenen Schwerpunkt zusammenstellen. Ein Studium Generale ist ebenfalls möglich, das nennt sich bei uns Profil Minor. Diesen Block kann man mit allen möglichen Modulen füllen - egal an welcher Hochschue und in welcher Fachrichtung sie erbracht wurden, d.h. Du könntest auch drei Module aus der Biologie an einer französischen Universität belegen und sie würden Dir angerechnet werden. Je nach dem welche Regelstudienzeit man hat, unterscheidet sich der Umfang vom Profil Minor.
Praktika sind nicht verpflichtend, können aber - sofern die Voraussetzungen erfüllt werden - mit einer gewissen CP-Anzahl anerkannt werden, d.h. man muss weniger CP für den Bachelorabschluss erbringen, sprich noch weniger Module belegen.
Ansonsten haben wir eben den restlichen Standard den andere Universitäten auch haben: Ausländische Partnerhochschulen, Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen (z.B. KPMG), e-Learning Angebote (Aber um das gleich vorweg zu nehmen: Die wenigsten WiWi-Vorlesungen werden aufgezeichnet!), Fremdsprachkurse, Career-Center, studentische Unternehmensberatung und andere studentische Organisationen und Ähnliches.
Die Stadt Gießen ist ganz in Ordnung, ich habe deutlich hässlichere Städte in der BRD gesehen! Jedenfalls gibt es hier ein sehr aktives Nachtleben bei über 30.000 eingeschriebenen Studenten an der THM und der Universität Gießen. Zudem ist Frankfurt a. M. mit dem Zug in 40 Minuten zu erreichen, optimal für Leute die Praktika in der Finanzbranche anstreben, das Flair einer Großstadt vermissen oder einfach Mal richtig schön shoppen gehen wollen.
Falls das für Dich noch irgendwie relevant sein sollte: Anfangs sind es um die 500 Erstsemester, in manchen Veranstaltungen auch schon an die 900 Studenten (Es kommen Nebenfächler, Gasthörer und "Wiederholer" dazu). Aber in der Orientierungsphase finden eh alle WiWi-Veranstaltungen im AudiMax statt, da sollte es keinen Platzmangel oder Ähnliches geben. Trotz dieser Größe versuchen die Dozenten - vor allem in den ersten Semestern - die Vorlesung interaktiv zu gestalten. Und es werden auch Fragen beantwortet (Als ich angefangen habe hieß es, dass man sich von der Fragerei ab der ersten Vorlesung verabschieden kann, da es vorne keine Lehrer mehr, sondern Wissenschaftler sind, aber die Leute sind bemüht, dass der Großteil der Fragen schon während der Vorlesung geklärt wird. Ansonsten werden sie in den Tutorien/Übungen beantwortet).
Wie gesagt zur Universität Göttingen, ihren BWL-Bachelorstudiengang und zur Stadt an sich selbst kann ich Dir nichts sagen. Ich persönlich würde mich - unabhängig davon, dass ich in Gießen studiere - für die Universität entscheiden, die mir die meisten Freiheiten bietet. Das mag zwar ein kleiner organisatorischer Mehraufwand sein, wenn man nicht vorgegebene Schwerpunkte belegen kann, sondern eben selbst die Modulbelegung koordinieren muss, aber es lohnt sich. In Zeiten von Bachelor und Master kommt die persönliche Entfaltung, die fachliche Weiterentwicklung einfach zu kurz. Da kann man schon froh sein, wenn der eigene Studiengang ein paar Wahlmöglichkeiten vorsieht, geschweige denn ein Studium Generale.
MfG,
Francesco
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