Sehe ich genauso. Gerade das Thema um das Thema ist so eine Sache. VWL bzw. Economics ist ein sehr "überlaufenes" Forschungsfeld. Damit meine ich nicht den Anspruch oder die generelle Beliebtheit des Studiengangs, sondern den Absolventenoutput, der in die Forschung geht. Da VWL naturgemäß sehr viel theoretischer als BWL ist und das Studium mit einer sehr starken Methodenausbildung einhergeht, zieht es viel Absolventen in die Wissenschaft. Bei BWL hingegen zieht es viele in die Praxis und an die FHs. Am Ende ist natürlich beides WiWi, aber du wirst dann wohl eher an einen VWL Lehrstuhl.
Darüber hinaus ist die Forschung sehr stark und eine adäquate Lücke für eine kumulative Diss mit Publikationsanspruch (Journal) zu finden, ist kein leichtes Vorgehen. Und für einen guten Start der wissenschaftlichen Laufbahn ist zumindest ein solide veröffentlichtes Paper notwendig. Ansonsten wird der sowieso holprige Weg noch holpriger. Klar, du kannst auch FH-Professur anstreben aber selbst da ist eine Publikation schon ein Plus.
Letzten Endes ist die Konkurrenz einfach enorm. Es ist anders als in der Wirtschaft, da die Szene -besonders für die dann jeweils relevanten Teildiszplinen- viel komprimierter ist und gleichzeitig sehr viele, sehr begabte Kollegen auf dem Markt agieren. Bei uns war vor kurzem eine Professur ausgeschrieben und da haben sich über 200 Leute zum Vorsingen beworben. Da war von Oxford bis Yale alles dabei...und wir sprechen hier nicht von Bonn oder Mannheim.
Deine Vorgehensweise ist an sich nicht falsch, ich würde wirklich erstmal über Forschungsinstitute gehen und ansonsten auch einfach mal mit einem Prof. deiner Wahl sprechen. Mach mal ein halbes Jahr Hiwi, um Einblick in die Arbeit am Lehrstuhl zu gewinnen und Praktika bei den entsprechenden Instituten in deiner Nähe. Mehr kannst du aber, außer noch gute Noten zu schreiben & Promotion, wirklich nicht machen.
Ceterum censeo schrieb am 14.01.2020:
Eine Karriere in der Wissenschaft ist leider nur bedingt planbar. Während die Zeit bis zur Promotion noch ohne größere Komplikationen möglich sein sollte, wird es hiernach meist recht abenteuerlich. Die Stellenbesetzungsverfahren an deutschen Universitäten im Allgemeinen und Berufungsverfahren im Besonderen sind wie Wurst oder Politik - wenn man weiß, wie es gemacht wird, will man es nicht mehr. ;-)
Daher rate ich dir, zunächst dein Studium (und ggf. deine Promotion) zu beenden und sich dann nochmal Gedanken zu machen.
Liebe Grüße
antworten