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WissenschaftskarriereIfW

Institut für Weltwirtschaft baut wirtschaftswissenschaftliche Forschungskooperationen aus

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) und die Universität Kiel erforschen in den kommenden vier Jahren gemeinsam die Globalisierung. Dazu wurde ein WissenschaftsCampus zur Globalisierung mit acht Professoren, einem PostDoc, acht Doktoranden und Forschungsgeldern von 2,2 Millionen Euro eingerichtet. Untersucht werden neben weltwirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestelllungen auch ethische Aspekte der Globalisierung. Auch mit der Universität Hamburg wird das IfW über eine Gemeinschaftsprofessur in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung zukünftig enger zusammenarbeiten, wie IfW-Präsident Snower mitteilt.

Institut für Weltwirtschaft baut wirtschaftswissenschaftliche Forschungskooperationen aus
Kiel, 08.04.2016, (ifw) - Ein neuer gemeinsamer WissenschaftsCampus stärkt die Kooperation zwischen dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Dafür hat sich hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft entschieden. So erhält das neue „Kiel Centre for Globalization“ (Kieler Zentrum für Globalisierung, KCG) in den kommenden vier Jahren eine Förderung von rund 2,2 Millionen Euro. Das gemeinsame Zentrum des IfW und der CAU ist einer von drei neuen WissenschaftsCampi in Kiel und wird die Konsequenzen der Globalisierung, positive wie negative, mit Fokus aufwachsende weltweite Lieferketten erforschen. Mit rund 730.000 Euro fördert die Leibniz-Gemeinschaft das Forschungsvorhaben. Auf rund 650.000 Euro beziehungsweise 630.000 Euro belaufen sich die Anteile des IfW und der CAU. Weitere 200.000 Euro steuert das Land Schleswig-Holstein bei. Neben dem KCG hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft auch zwei weitere WissenschaftsCampi in Kiel auf den Weg gebraucht. Die Kooperationspartner der CAU sind hier das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) und das Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie (MPI) in Plön.

Global Supply Chains im Rahmen der Globalisierung
Weltweite Lieferketten, so genannte „global supply chains“, sind ein bedeutender Kern der Globalisierung. Sie beschreiben komplexe Prozesse von der Herstellung eines Produkts oder einer Dienstleistung bis zur Ankunft beim Endkunden. In der globalisierten Welt haben diese Lieferketten immer größeren Einfluss auf das Wachstum von Industrie- und Entwicklungsländern. Während Produktion und Handel über Ländergrenzen hinweg zu einer nahezu flächendeckenden Versorgung führen, der Absatzmarkt für Industrieländer also immer größer wird, schaffen kleinere Staaten durch Spezialisierung den Eintritt in den internationalen Markt.

„Aber Handel und Produktion auf internationaler Ebene bringen nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer und unerwünschte Nebeneffekte hervor“, erläutert der Sprecher des KCG Professor Holger Görg, der am IfW den Forschungsbereich „Die internationale Arbeitsteilung“ leitet und an der CAU die Professur für Außenwirtschaft innehat. „Das Kieler Zentrum für Globalisierung hat deshalb zum Ziel“, so Görg weiter, „die vielfältigen internationalen Schauplätze von Handel und Produktion zu erforschen und wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse abzuleiten.“

„Ich bin sicher, das neue Kiel Centre of Globalization wird ein weiteres Aushängeschild der Spitzenforschung im Norden, weil bei der Kooperation zwischen CAU und Institut für Weltwirtschaft zentrale Fragen der globalen Ökonomie im Mittelpunkt stehen.“, sagte Wissenschaftsministerin Kristin Alheit. „Die Globalisierung verändert Wirtschaft und Gesellschaft jeden Tag. Umso bedeutsamer für den Norden, dass von der weltoffenen Hafenstadt Kiel aus ein Beitrag zum Verständnis der elementaren Umwälzungen geleistet werden wird. Die Entscheidung der Leibniz-Gemeinschaft war richtungweisend. Die Politik hat Beratungsbedarf.“

Das Thema Globalisierung wird in drei Wissenschaftsdisziplinen untersucht
Drei Wissenschaftsdisziplinen werden das Thema im KCG mit acht Professorinnen, Professoren, einem PostDoc und acht Doktoranden zusammenarbeiten. Untersucht werden neben traditionellen weltwirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestelllungen auch ethische Aspekte der Globalisierung. Trauriges Beispiel für derartige negative Effekte aus weltwirtschaftlicher, betriebswirtschaftlicher und ethischer Sicht ist der Einsturz des achtstöckigen Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesh in 2013, bei dem über 1.100 Menschen ums Leben kamen.

„Im Wettbewerb um Investitionen und Produktionsstandorte unterbieten sich Länder wie Bangladesh gegenseitig auf Kosten von Arbeits- und Sicherheitsbedingungen und letztlich auf Kosten ihrer eigenen Wohlfahrt“, erklärt Görg.

Begleiterscheinung dieser globalen Produktion seien zudem lange Transportwege, die Energie und Ressourcen verschlingen und damit den Klimawandel befeuern.

Was ist eine unfaire Produktion?
Um öffentlichen Debatten und politischen Entscheidungen breitere Diskussionsgrundlagen zur Verfügung zu stellen, will das KCG besonders als unfair wahrgenommene Lieferketten in den Blick nehmen. Wie gehen Konsumenten und Produzenten mit vermeintlich unfairen Produktionen um? Welche moralische Verantwortung tragen insbesondere die Konsumenten? Was ist eine unfaire Produktion? Antworten auf Fragen wie diese sollen Grundlage für neue ökonomische Modelle sein, mit deren Hilfe Defizite wie fehlende Nachhaltigkeit, geringe Investitionen oder Gehaltsunterschiede systematisch dargestellt werden können. Diese theoretische Herangehensweise wird durch empirische und ethische Untersuchungen ergänzt, um das Ausmaß unfairer Produktionen zu erfassen.

Forschungskooperation: Neue Gemeinschaftsprofessur mit der Helmut Schmidt Universität
Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) und die Helmut-Schmidt-Universität haben beschlossen, im Bereich der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung und Lehre eng zusammenzuarbeiten. Die Präsidenten der beiden Institutionen unterzeichneten dazu einen Kooperationsvertrag. Ziel der Zusammenarbeit ist es, durch regelmäßigen Austausch und gemeinsame Aktivitäten das Profil beider Einrichtungen zu schärfen und die norddeutschen Wissenschaftsstandorte Hamburg und Kiel insgesamt zu stärken.

Kern des Vertrages ist die Einrichtung einer gemeinsamen wirtschaftswissenschaftlichen Professur, die in der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Hamburger Universität der Bundeswehr angesiedelt wird. Gemeinsam mit dem IfW soll dort vor allem zu Schlüsselthemen der Umwelt-, Klima- und Entwicklungsökonomik geforscht werden.

IfW-Präsident Prof. Dennis J. Snower, Ph. D., sagte bei der Vertragsunterzeichnung: „Die Kooperation mit der Helmut-Schmidt-Universität bedeutet eine erstklassige Erweiterung unseres Forschungsnetzwerkes um einen international hoch angesehenen Partner. Die Bereiche Umwelt-, Klima- und Entwicklungsökonomie sind schon jetzt wichtige Forschungsschwerpunkte des IfW, und ich freue mich, diese weltwirtschaftlich bedeutenden Themenfelder mit einer so profilierten Forschungseinrichtung wie der HSU weiter auszubauen. Gemeinsam sind wir in der Lage, international wichtige Impulse an der Schnittstelle der drei Forschungsbereiche zu setzen.“

HSU-Präsident Prof. Dr. Wilfried Seidel: „Das Institut für Weltwirtschaft zählt zu den führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten. Für unsere Volkswirte, von denen einige ebenfalls zu den forschungsstärksten des Landes zählen, bieten sich neue Möglichkeiten, gemeinsam mit dem IfW als starkem Partner den internationalen Dialog mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über die Bewältigung globaler Herausforderungen auszubauen.“

Das Institut für Weltwirtschaft ist eines der großen Zentren weltwirtschaftlicher Forschung, wirtschaftspolitischer Beratung und ökonomischer Ausbildung. Das Institut sieht seine Hauptaufgabe in der Erforschung innovativer Lösungsansätze für drängende weltwirtschaftliche Probleme. Auf Basis dieser Forschungsarbeiten berät es Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und informiert die interessierte Öffentlichkeit über wichtige wirtschaftspolitische Zusammenhänge. Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft wird es zu gleichen Teilen vom Bund und der Gemeinschaft der Bundesländer finanziert. 160 Personen, davon über 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, arbeiten hier.

Die Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ist die größte Fakultät der Helmut-Schmidt-Universität. Mehr als 150 Wissenschaftler, darunter 38 Professorinnen und Professoren, forschen und lehren hier. Die Helmut-Schmidt-Universität ist eine von zwei Universitäten der Bundeswehr. Die Forschungsbedingungen sind beispielhaft und spiegeln sich unter anderem im hohen technischen Standard der Labore und den ausgezeichnet ausgestatteten Bibliotheken wider. Auf der Basis exzellenter Grundlagenforschung und zukunftsweisender angewandter Forschung ist die Universität Impulsgeber für die Metropolregion Hamburg und darüber hinaus.