Ich habe mein Bachelor an der TU Chemnitz gemacht und habe selbst einen Migrantenhintergrund, bin im Westen aufgewachsen. Chemnitz gilt als mittelgroße Stadt und hat einen schwierigen industriellen Wandel durchlebt. Die Einheimischen haben normale Sorgen wie Arbeitslosigkeit, Abrutsch, Kriminalität, soziale Ungleichheit/Frieden. Das sind aber die selben Sorgen in meiner Heimatstadt. Manche Chemnitzer kritisieren den Stadtrat wegen der Hinhaltetaktik und die Stadt habe wenig auf die Sorgen der Einheimischen reagiert.
Mit 250K bietet Chemnitz Lebensqualität wie Ausstellungen, lokale Kunstszene, Sport und Restaurants. Chemnitz ist eine Arbeiterstadt im Kern und keine attraktive Kulturstadt wie Leipzig und Dresden. Es verirren sich weniger Touristen nach Chemnitz. Die Lebenshaltungskosten sind vernünftig. Die neuen Bauten sind nach 2. Weltkrieg und Wende, aber es gibt noch ein schönes Viertel aus der Gründerzeit und beliebt unter den Besserverdienenden. Einige junge Menschen kommen aus dem Westen und arbeiten in Chemnitz. Die Chemnitzer sind enttäuscht von der plakativen Berichterstattung in den Medien, es fehlt die Nuancen.
Ich lebte meist in der Uni und Wohnheims-Blase mit Kontaken zu Studenten. Ich habe aber keine linke oder rechte Demo besucht. TU hat inzwischen 30% internationale Studenten. Bei meinen Kontakten mit Einheimischen hatte ich keine Probleme gehabt. Meine Kollegen aus Chemnitz im Pflichtpraktikum waren nett zu mir, obwohl ich ausländisch aussehe. An der Uni habe ich hilfsbereite Freunde aus Sachsen getroffen und sogar gemeinsam etwas unternommen. Der Alltag wie Einkaufen, Ausgehen in Kneipen, Nahverkehr gestaltet sich normal. Insgesamt habe ich positive Erfahrungen gehabt und die Zeit in Chemnitz hat meine Entfaltung geprägt als junger Mensch. Ich denke, als Zugezogener aus dem Westen hilft etwas Initiative beim Einleben und Fehler des Besserwessi vermeiden.
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