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Wohnen & WGStudentenwohnung

Statistik: Studentenwohnpreisindex - Studenten-Wohnungen werden teurer

Studenten-Wohnungen werden für die rund 2,8 Millionen Studierenden in Deutschland immer teurer. Vor allem in den Universitätsstädten sind die Mieten seit 2010 zum Teil um mehr als ein Drittel gestiegen. Hier konkurrieren die Studenten immer öfter mit jungen Berufstätigen und Rentnern um bezahlbaren Wohnraum. In München sind die Mieten für eine Studentenwohnung mit 615 Euro am höchsten, stärker gestiegen jedoch in Osnabrück. Das zeigt der neue IW-Studentenwohnpreisindex 2016.

Eine Häuserreihe von mehrstöckigen Häusern mit renovierten Fronten und Balkonen.

Statistik: Studentenwohnpreisindex 2016 - Studenten-Wohnungen werden teurer
Die rund 2,8 Millionen Studenten in Deutschland konkurrieren vor allem in den Universitätsstädten immer öfter mit jungen Berufstätigen und Rentnern um den knappen Wohnraum – das lässt die Mieten deutlich steigen. Eine bezahlbare Studenten-Wohnung zu finden, wird immer schwieriger und teurer, zeigt der Mietpreisindex der Deutschen Real Estate Funds und des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Untersucht wurde der studentische Wohnungsmarkt in 15 deutschen Universitätsstädten. Dieser besteht aus allen Wohnungen, die nicht in der Kategorie „Luxus“ angeboten werden und nicht zu den 20 Prozent der teuersten Angebote gehören.

Das Ergebnis: Vielerorts steigen die Mieten stark an. Doch auch in kleineren Universitätsstädten wird das Wohnen für Studenten immer teurer. So liegen die Mietpreise in Osnabrück inzwischen um gut ein Viertel höher als noch vor sechs Jahren. Damit sind die Mieten in der niedersächsischen Stadt sogar stärker gestiegen als in München und Stuttgart. Die Preise für Studentenwohnungen steigen zudem oft stärker als der lokale Gesamtmarkt – in Berlin und München beträgt die Differenz rund 10 Prozentpunkte. Das Wohnen in Berlin ist für Studenten seit 2010 um 40 Prozent teurer geworden.

Entwicklung der Durchschnittsmieten für studentisches Wohnen

Monatsmieten sind in München am höchsten
Diese Entwicklung sagt jedoch wenig über das tatsächliche Mietniveau aus. Um die 15 Städte in dieser Hinsicht zu vergleichen, haben die IW-Wissenschaftler eine studentische Musterwohnung definiert.

Eigenschaften einer studentischen Musterwohnung:

Nach Vorbild einer Musterwohnung im Gesamtvergleich kommen die IW-Wissenschaftler zum Ergebnis: Am höchsten sind die Mieten in München – eine typische Studentenwohnung kostet dort 615 Euro. In Frankfurt müssen die Studenten 517 Euro hinblättern, in Stuttgart 488 Euro. Am günstigsten wohnen die angehenden Akademiker in Leipzig mit einer Monatsmiete von 316 Euro.

Monatliche Mietpreise studentischer Musterwohnungen in Euro

Knapper Wohnungsraum ermöglicht Preiskampf
Ein Grund für die angespannte Lage ist der knappe Wohnraum in den Städten. Die Zahl der Studierenden steigt seit Jahren, inzwischen sind über 2,8 Millionen junge Menschen an den Unis eingeschrieben. Auch die Zahl der ausländischen Studenten in Deutschland wächst: Mit 340.000 stellen sie derzeit 12 Prozent aller Studenten an hiesigen Universitäten. Sie kommen meist nur für wenige Monate nach Deutschland und brauchen kleine, kurzfristig verfügbare sowie bezahlbare Wohnungen. Studenten konkurrieren zudem immer öfter mit jungen Berufstätigen, Pendlern und Rentnern, die es in die Städte zieht.

Das Problem: Wer studiert, hat meist zu wenig Geld, um die steigenden Mieten zahlen zu können. Die starke Zuwanderung hat die Situation im vergangenen Jahr zusätzlich verschärft. Gerade kleinere Städte haben zu wenig Wohnraum, um allen gerecht zu werden. Dies führt zu immer größerer Konkurrenz und damit zu höheren Preisen.

Wohnheime schaffen kaum Abhilfe
Wohnheime schaffen derzeit kaum Abhilfe. So kann heute nur rund jeder zehnte Student auf einen der rund 234.000 Wohnheimplätze hoffen, rechnet das Deutsche Studentenwerk (DSW) vor – im Jahr 2005 waren es noch mehr als 12 Prozent. Derzeit werden zwar 15.000 Wohnheimplätze gebaut oder geplant, doch das reicht laut DSW bei weitem nicht aus. Die Großstädte sollten daher verstärkt Bauflächen ausweisen, um langfristig mehr bezahlbaren Wohnraum und eine Antwort auf die Wohnraumknappheit zu schaffen.

Auch private Investoren spielen im Markt für studentisches Wohnen eine immer größere Rolle. Sie bieten jedoch meist hochpreisige Wohnheime mit teuren Zusatzleistungen wie eigenen Fitnessräumen an. Im Jahr 2010 gab es rund 12.000 solcher privaten studentischen Wohnungen. Bis 2020 könnte die Zahl auf 41.000 steigen.

Mehr Wohnheimplätze für Studierende in Universitätsstädten erforderlich
Deutsches Studentenwerk (DSW): Wohnsituation zum Beginn des Wintersemesters 2016/2017 für Studierende schwierig in vielen Hochschulstädten. DSW fordert gemeinsame Bund-Länder-Unterstützung für Neubau und Sanierung von Studierendenwohnheimen. Aktuell 15.000 Wohnheimplätze in Bau oder geplant.

DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde: „Die Wohnungsmärkte sind überhitzt, der Markt allein wird es nicht richten“

Noch mehr Studierende als staatlich geförderte Wohnheimplätze: Weil bezahlbarer Wohnraum für Studierende immer knapper wird, bekräftigt das Deutsche Sudentenwerk (DSW) seine Forderung an Bund und Länder, gemeinsam den Neubau und die Sanierung von Studierendenwohnheimen stärker zu unterstützen. Obwohl aktuell rund 15.000 Wohnheimplätze bundesweit in Bau oder zumindest in Planung sind, ist die Versorgungsquote von preisgünstigem, staatlich gefördertem Wohnraum im Verhältnis zur Studierenden-Zahl weiter gesunken, auf 9,69 Prozent. Im Jahr 2015 lag die Quote bei 9,86 Prozent, im Jahr 2005 bei 12,03 Prozent, im Jahr 1995 bei 12,95 Prozent. Das geht aus einer neuen DSW-Publikation hervor.

DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde erklärt: „Wir anerkennen ausdrücklich die Anstrengungen der beim Studierendenwohnheimbau aktiven Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen oder Nordrhein-Westfalen. Um entsprechend ihrem staatlichen Versorgungsauftrag beim Neubau sozialverträgliche Mieten auf dem Niveau der BAföG-Wohnkostenpauschale von 250 Euro realisieren zu können, benötigen die Studentenwerke jedoch noch mehr staatliche Zuschüsse. Die Studierenden brauchen preisgünstigen, bezahlbaren Wohnraum, keine Luxus-Apartments oder Edelresidenzen. Die Wohnungsmärkte in den Hochschulstädten sind überhitzt.

Darauf zu hoffen, dass der Markt es allein wird richten wird, wird nicht reichen. Die Studentenwerke brauchen staatliche Unterstützung. Aber auch Zuschüsse für die Sanierung bestehender Anlagen werden immer wichtiger, denn auch so können die Wohnungsmärkte durch Erhaltung preisgünstigen, bezahlbaren Wohnraums entlastet werden. Für die Sanierung ihrer bestehenden Wohnheime benötigen die Studentenwerke in der Summe 650 Millionen Euro. Wir benötigen dringend eine gemeinsame Anstrengung von Bund und Ländern, um endlich die Wohnsituation für Studierende zu entschärfen. Wir brauchen, analog zu den Hochschulpakten von Bund und Ländern, einen Bund-Länder-Hochschulsozialpakt.“

Mietkosten für typische Studentenwohnungen in ausgewählten Städten