Ich bin auch ein totaler Looser, was Anlagestrategien betrifft.
Im Grunde hab ich seit 2008 folgendes gemacht.
Ca. 10.000 Euro Bargeld zum "einfach haben"
Eigentlich wollte ich jedes Jahr eine Unze Gold oder Platin kaufen als eiserne Reserve, das hab ich aber nur teilweise realisiert, da liegen derzeit auch so 10.000 Euro herum, ich hoffe mal, das es bis zur Rente 30-40 Unzen werden. Auch das dient nicht der Altersversorge sonder ist nur zum in die Hand nehmen und als eiseren Reserve für was auch immer, wahrscheinlich/hoffentlich werde ich es vererben.
Mein Wohlfühlgeld auf dem Tagesgeldkonto. Derzeit sind das 60k€, geplant 100k€. Auch das ist keine Altersvorsorge sondern dient nur dazu, dass ich mich damit gut fühle und mal sponatn was kaufen kann. Prinzipiell kann das auch EK für eine Immobilie sein oder mal kurzzeitig Aktien aufstocken, o.ä.
Das Problem ist, dass die Inflationskosten recht hoch sind.
Auch das ist keine Altersvorsorge
Mein GRV wird auf 40-65 Rentenpunkte hinaus laufen, je nachdem, wie ich den Rest meines Arbeotslebens so gestalte. Ich verdiene zwar jetzt ganz gut (im Vergleich zu Schnitt), hab aber spät angefangen und lange Zeit nur mäßig verdient.
Ich hab eine Entgeltumwandlung als PRV. Hat zwar 2,25% "Mindestzins", aber real sind es 1,48%, wenn alles bis 67 genau so nach Plan läuft, alles andere macht die Rendite noch schlechter.
Das Auszahlschema ist noch übler, hier hängt es schlussednlich auch von Steuern und Abgaben ab, die dann voll durchschlagen.
Je nach Szenario kann ich aus den beiden mit eine Nettorente von 1700€ bis 2400€ in 25 Jahren rechnen.
Ich möchte dann aber eine Nettorente von 3000 Euro haben (entspricht 2000€ in heutiger Kaufkraft bei 1,5%Inflation pro Jahr)
Ich brauche also in 25 Jahren noch 1000€ aus Kapitalerträgen.
dafür gebe ich aktuell 500€ in ein Depot mit ETFs mit einer Renditeerwartung von 2% nach Steuern. ich weiß, dass andere mit 6-7% rechnen, aber in den über 20 Jahren in denen ich schon mit Aktien und Fonds herum spiele hab eich das nie geschafft, die gute Phase Anfang der 2010er habe ich leider ziemlich verpasst bzs da viel in erneuerbare Energie investiert, was zu dem Zeitpunkt keine gute Idee war.
Soweit mein grober Plan.
Einen Immobilienerwerb schließe ich nicht grundsätzlich auch, in 2008 wäre dafür ein sehr guter Zeitpunkt gewesen. Andererseits habe ich seitdem drei verschiedene Partnerinnen gehabt.
Derzeit wohne ich alleine auf 77m² in durchaus guter Innenstadtlage (trotzdem grün und ruhig) in der zweitgrößten ostdeutschen Stadt. Die Qualität ist leicht unterdurchschnittlich, wobei das eher behebbare Merkmale betrifft wie die schlechten Fußböden, die mir aber auch reichen so wie sie sind.
Für Warmmiete (Partnerin und ich haben getrennte Wohnungen, den Luxus gönnen wir uns), Strom, Versicherungen, Telekommunikation, Rundfunkbeitrag zahle ich so 700€ Monat.
Meine Alltagsausgaben für Essen, Kantine, Weggehen, Mobilität etc sind so 500€.
Bleiben 800€ für Konsum in meinem Fall um auf 2000€/Monat zu kommen. Derzeit ist es eher mehr, aber das ist im Grunde überflüssiger Kram, den ich halt kaufe, weil ich es kann, nicht weil ich es brauche.
Einen eigenen PKW unterhalte ich nicht, meine Freundin hat einen, für den Alltag brauche ich den schlichtweg nicht und von daher wäre der aktuell vollkommen überflüssig, perspektivisch mag sich das mal ändern....
Im Vergleich zu den finanziell unabhängigen Frugalisten und high performern bin ich damit der totale Looser, aber im Vergleich mit dem Durchschnitts Arbeitnehmer in Deutschland geht es mir definitiv gut.
Mein Leben / meine Strategie hat auch weitere Vorteile aus meiner Sicht:
Zum einen war ich noch nie der schnellste oder der strebsamste, sondern wurschtle mich eher gemütlich durchs Leben und hab schon immer das gemacht, worauf ich so Lust habe. Ich habe eine Weile darüber nachgedacht ob ich mir was vormachen und ob mir was fehlt, wenn ich nicht Karriere mache, nicht das Lebensschema Frau, Haus, Kind, Hund, Depot verfolge. Das tut es nicht, ich sehe das ja bei anderen und meines ist es einfach nicht.
Ich fühle mich schon immer frei in dem was ich tue und große Verantwortung für andere scheue ich, sowohl beruflich als auch privat.
Mein vieles Geld auf den Tagesgeldkonto ist Anlagetechnisch komplett idiotisch und natürlich wäre es viel schlauer gewesen, das die letzten 10 Jahre in Immobilien oder Aktien zu stecken (hindsight is always clearer), aber es gibt mir eben ein Wohlgefühl.
Es ist Geld, das einfach nur für mich da ist und nichts tun muss.
Ich habe auch keine Erwartung von 4%, 5%, 7% oder noch mehr an mein Aktiendepot. Ich bekomme solche Performance einfach nicht hin.
Ich will keine finanzielle Abhängigkeit vom Arbeitgeber eintauschen gegen finanzielle Abhängigkeit von der Rendite des Depots.
Ja, ich kenne all die Analysen vom US Aktienmarkt in beliebigen x-Jahres Zeiträumen.
Ich glaube aber nicht, dass das 21 Jahrhundert automatisch dasselbe Wachstum bringen wird wie das 20. Jahrhundert. Ich sehe unsere Zukunft im Westen mit der alternden Bevölkerung eher da wo Japan schon lange ist und welche Anlagestrategie war in Japan die letzten 30 Jahre mit +7% erfolgreich? Nikkei? Immobilien in Tokyo?
Wenn doch soll es mir auch recht sein, wenn nicht, kann ich auch damit leben. Hauptsache ich kann gut und entspannt schlafen.
Ich bin zum Glück auch gesund. Ich habe einen BMI um die 22-24, eine immer noch athletische Figur, muss dafür aber logischerweise mittlerweile schon auf meine Ernährung achten. Sport mach ich "nebenbei".
Meine Gelenke und Organe sind alle noch in Schuss, meine Blutwerte einwandfrei. Bei einem Auge läasst die Sehkraft im Nahbereich schon merklich nach.
Mein Sexleben ist noch gut, ich pflege soziale Kontakte und habe so je nach Zählweise ca. 5-10 Hobbys. ich hab keinerlei Sorgen, meine Zeit ohne meine Erwerbsarbeit nicht ausfüllen zu können. Bei den sozialen Kontakten ist dann aber sicher noch Luft nach oben, wenn die Kollegen weg brechen sollten. Das wird aber im Alter wahrscheinlich nicht viel leichter. Ist aber ein Problem, das grundsätzlich eher Männer trifft als Frauen, ich hab das zumindest im Blick und über die Hobbys ergeben sich ja ebenfalls zahlreiche angenehme Kontakte, wenngleich auch nicht unbedingt Freunde.
Was mir im Moment fehlt ist Zeit. Da mein Bruttolohn die letzten Jahre deutlich angestiegen ist versuche ich in Teilzeit zu gehen, was bei meinem AG nicht ganz so einfach ist.
Den AG mag ich nicht wechseln, mir gefällt es sehr gut dort und wie gesagt, ich bin tendenziell jmd. der den Weg des geringsten Widerstands sucht.
Mit 30-35Std/Woche wird mein o.g. Modell aber auch funktionieren, mir erscheint das aber vielversprechender als 40h jetzt und dafür Rente ab 60 oder ähnliches. Ich wähle stets das gute Leben sofort statt das Versprechen für die Zukunft.
Fazit: auch als Investlooser, low perfomer ;) und Konsumtrottel lebe ich aus meiner Sicht ein ziemliches cooles Leben.
Meine Rentenstrategie umfasst mehrere Aspekte. Ohne Reihenfolge, ALLE sind mir wichtig:
- ausreichend Geld (für mich 2000€/Monat in heutiger Kaufkraft, wenn mehr dann auch okay)
- Soziale Kontakte, das bedeutet eine Handvoll Freunde, die dann ebenfalls Zeit haben, gesund sind und ähnliches Geld zur Verfügung haben und ähnliche Interessen haben sowie möglichst zahlreiche teils auch jüngere Bekannte, damit nicht alle um einen herum weg sterben. Gerne auch eine gesunde und lebensfrohe Partnerin. Ich kann mir mit meiner aktuellen das alt werden vorstellen, aber ggf auch mit einer anderen. Ich hatte in meinem Leben schon mehrere feste Freundinnen.
- Hobby und Tätigkeiten und zwar Dinge, die man heute schon macht und die einem tatsächlich Spaß machen und nicht der Traum von der Weltreise mit der Segelyacht, was dann in der Praxis dann plötzlich doch nicht so kommt oder doch keinen Spaß macht, aus welchen Gründen auch immer.
- Gesundheit. Der Grundstein für ein gesundes Leben mit 70 oder 80 wird in den 30er und 40ern gelegt. Wer in den 30er und 40ern schon fett und träge wird hat im Alter erheblich weniger Chancen. Natürlich gehört auch Glück dazu. Wenig Stress und viel Schlaf soll ja auch gut sein.
- Ein gutes Sexleben ist wichtig. Das ist mit Sicherheit mit 60 anders als mit 20, Hauptsache man hat eins. Eins der übelsten Dinge ist es, auf Dauer sexuelle Vorlieben nicht ausleben zu können. Das ist natürlich manchmal nicht so einfach und bisweilen auch ein Kompromiss, aber das (bei den legalen Sachen) komplett zu unterdrücken erzeugt Frust und mit 60 wird es dann wahrscheinlich auch nix mehr.
- Man muss Lebensfreude und positive Erlebnisse ansammeln.Man muss auch lernen, das die Optionen sich zunehmend verengen. Mit 20 steht einem die ganze Welt offen, mit 30 ist auch noch vieles möglich. Bei mir wird es aber keine Karriere mehr werden und ich habe mich auch entschieden keine Kinder zu haben und es deutet derzeit auch nichts darauf hin, dass ich mir jetzt noch ein Eigenheim irgendwo ins Grüne hin baue und mich da auf 200m² ausbreite. Das ist aber für mich alles okay. Ich hätte dafür auf viele Sache niemals verzichten wollen, die ich bisher getan habe. Wenn ich bisher etwas bereue dann am ehesten, dass ich nach meinem Studium zu wenige Partys gefeiert habe.
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