Ab den Schreiber VOR Axel: Dein Beitrag ist super! Genau so haben sich meine Kollegen, Kolleginnen und ich während der Zeit bei Enterprise gefühlt! (Immerhin 6 Monate). Warst Du auch in München?
Also ich das AC bestanden hatte, habe ich mit den anderen Teilnehmern telefoniert und wir waren alle sehr skeptisch. Aber soll man lieber Arbeitslos bleiben? Ich habe BWL studiert, schon einige Berufserfahrung und war damals schon 4 Wochen ohne Job. Wir waren uns einig, den Job anzunehmen und uns nebenbei weiter zu bewerben.
Nach dem AC wurde ich einen Tag in eine Filiale eingeladen. Schon da wurde mir klar, dass die sogenannten "Manager" nicht wirklich viel Erfahrung in Personalführung haben. Die Fragen wärend des Gespräches waren so gestellt, dass es offensichtlich war, was sie hören wollten. Also immer schön lächeln, interessiert tun, schleimen und sagen, dass es einem dieser Job wert ist, 50 Stunden für wenig Geld zu arbeiten. Ich sah' natürlich die Chance, ein "Unternehmer im Unternehmen" zu werden. (Das war Ironie!!!) Ich kam mir vor, wie in einer Bewerberrunde für Sekten. Aber ich fand natürlich alles toll. ;-) Direkt nach dem Gespräch hatte ich den Job.
Die Zeit, die dann anbrach, hat mein Vorredner bereits trefflich beschrieben. Natürlich hat jeder so seine eigenen "Highlight", über die wir jetzt immer noch lachen, den Kopf schütteln und unsere Nachfolger bedauern.
Ein privates Handy ist z.B. Pflicht. Es gibt zwar ein (1!) Filialhandy, aber das wurde nie genutzt. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist und in der Filiale anrufen muss, lässt man es anklingeln, legt wieder auf und hofft, das jemand schnell genug war, um die Nummer am Display zu erkennen und zurückruft. DAS ist doch mal eine professionelle, zukunftsorientierte Firma! Wenn man das Handy vergessen hat oder der Akku leer ist, gibt es einen "Anschiss", der sich gewaschen hat. Es ist erstaunlich, wie klein, dumm und nutzlos man sich nach einiger Zeit vorkommt. Es ist wahrscheinlich so ein Phänomen wie bei dem Film "Das Experiment". Man fügt sich in seine Rolle und lässt sich von jungen, unerfahrenen Mädels, erniedrigen. Zu Ostern und Weihnachten mussten wir in Kostümen Kunden wie Autohäuser oder Firmen besuchen!!! Es war für beide Seiten peinlich. Wir ernteten Mitleid und Spott... Geht Ihr mal in einem Tannenbaum-Kostüm in eine Schrauberwerkstatt und lasst ölverschmierte Mechaniker in den lustig bunten Sack greifen, damit sie sich ein paar Schoko-Weihnachtsmänner nehmen dürfen. Erniedigend!!
7:30 ist offizieller Arbeitsbeginn - zumindest muss man diese Zeit in das prähistorische Computersystem eingeben. Allerdings muss man viel eher an der Filiale sein. Schnee von den Autos räumen und losfahren um rechtzeitig bei der Werkstatt zu sein. Das gestaltet sich mit Sommerreifen oft schwierig. Fast so schwierig, wie den Kunden davon zu überzeugen, dass er mit dem Peugeot Cabrio auf Sommerreifen mindestens genauso gut fährt, wie mit dem bestellten 3er BMW auf Winterreifen. Eigentlich sollte er doch froh sein, ein SOOO tolles Auto fahren zu dürfen. Außerdem kann der Kunde doch auch die Haftung reduzieren - gegen Aufpreis natürlich. Wer diese Zusatzversicherung nicht oft genug verkauft, wird unter Druck gesetzt, gemobbt und am Ende rausgeworfen.
Alle reden von Wallmart und deren Arbeitsverträge - bei Enterprise ist eine zwischenmenschliche Beziehung ebenfalls "meldepflichtig"!!
Trainees untereinander reden offen über Ihre Meinung, die durchweg schlecht ist. Ich habe keinen Trainee getroffen, der von der Sache überzeugt war. Es war für jeden nur eine "Übergangslösung", bis zum nächsten Job. Aber da liegt die Gefahr: Man nimmt sich vor, sich so schnell als möglich neu zu bewerben. Aber Abends ist man so "platt", dass man zu nichts mehr Kraft hat. So geht die Zeit dahin und der Absprung wird immer schwerer. Man traut sich auch immer weniger zu, da das Selbstbewusstsein immer mehr abnimmt.
Ich verstehe auch nicht, wieso Enterprise Mitarbeiter sucht, die studiert haben und die eine Karriere machen möchten. Genau DIESE Leute werden enttäuscht, weil sich schnell rausstellt, dass es mit der Karriere ganz mau ausschaut. Gehalt schlecht, Firmenwagen ab Filialleiter (wobei man sich auch nur den kleinsten Wagen, der gerade zur Verfügung ist, nehmen darf und der auch jederzeit vermietet werden kann) usw.
So, ich könnte noch mehr schreiben und wer mehr hören möchte, kann sich hier gern melden... Von denen, die mit mir angefangen haben, ist kein einziger mehr bei Enterprise. Nicht ohne Grund.
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