WiWi Gast schrieb am 18.12.2018:
Warum auf einem hohen Ross? Ich beschreibe den Ist-Zustand. Die Nüchternheit gefällt vielen hier nicht, weil sie als Elite gebauchpinselt werden wollen, aber welche Elite stellt denn die absolute Mehrheit in einem Jahrgang dar?
Ich war übrigens selbst Absolvent und habe damals, was noch gar nicht so lange her ist, auch gedacht, dass ich mit meinem Bachelor alles kann und weiß. Ich habe mich auch als Elite gesehen und so bin ich auch aufgetreten. Kritik von "Normalos" ohne Studium habe ich nicht gelten lassen. Es hat lange gedauert bis ich aufgewacht bin und davor möchte ich andere bewahren.
Den Berufseinstieg habe ich über ein Jahr nicht gepackt. Am Ende hatte ich Glück und bekam einen auf zwei Jahre befristeten Vertrag als Arbeitsvermittler/Kundenbetreuer. Der wird im Januar auf ein unbefristetes Arbeitsverhältnis umgestellt.
An der Chronologie merkt ihr, dass wir hier von einem Zeitraum von etwas über 3 Jahren reden. Daher kenne ich beide Seiten sehr genau und weiß auch, was Absolventen brauchen und viele brauchen vom ersten Tag an intensive Förderung und eine Erdung.
Die Härte hilft, auch, wenn das manche nicht verstehen.
Ein Arbeitsvermittler
WiWi Gast schrieb am 18.12.2018:
[...] Dazu gehört auch das hier oft abgetane Bewerbungstraining. Tatsächlich ist es so, dass es keinen logischen Grund dafür gibt, warum ein Absolvent bessere Bewerbungsunterlagen erstellen kann, als ein fertiger Auszubildender oder ein gestandener Facharbeiter. Im Gegenteil zeigen eingesehene Unterlagen oft erhebliche Defizite im Bereich Rechtsschreibung, Grammatik und Formulierung auf. Eigentlich traurig, in Zeiten, in denen Copy und Paste aus dem Internet nicht schwer sind, Ich denke, dass viele Absolventen sich heute gnadenlos überschätzen und bin 100% sicher, dass viele von ihnen vor 10 Jahren kein Abitur gemacht hätten, aber das ist eine andere traurige Geschichte.
Ich persönlich würde jedem frischen Absolventen sofort in der ersten Woche ein verpflichtendes, zerifiziertes und hochqualifiziertes Bewerbertraining über mehrer Wochen buchen. Praktisch geht das aber nicht immer. Das ist auch im Sinne des Kunden und wer das nicht einsieht, muss sanktioniert werden.
Ein Arbeitsvermittler
Ein Arbeitsvermittler, der auf einem ganz schön hohen Ross sitzt. Dass eine Bewerbung eines Absolventen fehlerfrei sein sollte, versteht sich von selbst. Von der Erfahrung hat man nach der Uni aber schlichweg noch nicht so viel zu bieten, wie ein Facharbeiter nach 10 Jahren. Dementsprechend ist es logisch, dass ein Anschreiben von Abolventen i. d. R. von dem eines Berufserfahrenen abweicht. Ich gehe davon aus, dass du mit den Defiziten bei der Formulierung "inhaltsleere Floskeln" meinst.
Also mein persönliches Problem mit Arbeitsvermittlern ist bestimmt nicht, dass ich mir wegen meinem Studium etwas einbilde, sondern dass das "Kerngeschäft" bzw. die Zielgruppe auf die das Amt mit seinen Maßnahmen, Kompetenzen, etc. ... zugeschnitten ist, eben nicht Akademiker sondern sondern Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss.
Ein Bewerbungstrainig mag da noch eine sinnvolle Sache sein, es gibt aber unzählige, völlige sinnfreie Maßnahmen. Um das etwas überspitzt auszudrücken: Wer schon mal Goethe und Schiller gelesen hat, wir von einem Alphabetisierungkurs nichts haben. Das mag jetzt provokativ klingen, die Realtität ist aber eben häufig dass das Bildungsniveau <-> Level des Kurses oder sonstiger Maßnahmen nicht im richtigen Verhältnis steht.
Jedem der etwas Ahnung vom Arbeitsleben hat, dürfte klar sein, dass es nicht konstruktiv sein kann, sich Bildungstechnisch rückwärts zu entwickeln.
Zu dem haben Arbeitsvermittler ja schon fast zwangsläufig nur selten wirklich Ahnung vom jeweiligen Fach des Bewerbers. Da werden einem dann Vorschläge gemacht, wo jeder Jobcoach, der sich mit der jeweiligen Branche auskennt, sofort aufschreien würde. Aber beim Amt ist man soetwas hilflos ausgeliefert.
Ich weiß nicht was du studiert hast, aber sei doch mal ehrlich. Wieviel Ahnng kann jemand der Germanistik studiert hat, wirklich von der Maschinenbaubranche verstehen, vor allem dann wenn sich dafür nicht mal ansatzweise selbst interessiert. Dann aber Ratschläge an Absolventen geben wollen mit der Begründung keine BE, aber ich sitzt hier schon drei Jahre. Findest du nicht das das auch ziemlich überheblich ist.
antworten