WiWi Gast schrieb am 13.01.2023:
WiWi Gast schrieb am 12.01.2023:
Ja, es gibt Fachkräftemangel, aber nicht aufgrund Bewerbermangel sondern aufgrund mangelnder Bezahlung. Die Leute können sich selbst mit Durchschnittsjob nichts mehr leisten und chillen dann lieber mit Bürgergeld als zu arbeiten, da sie da mehr am Ende des Monats übrig haben.
Warum wird so ein Unsinn immer verbreitet. Also ich kann mir im Grunde alles leisten, da alles einfach total billig ist, trotz steigender Preise. Was ich beobachte sind zahlreiche Leute, die nicht mit Geld umgehen können.
Und was denkst du wohl ist der Grund für "mangelnde" Bezahlung? Schon mal darüber nachgedacht, dass höhere Personalkosten auch die Angebotspreise der Firmen erhöhen? Wenn du dir also von drei Firmen einen Kostenvoranschlag machen lässt, für welche Firma wirst du dich wohl entscheiden? Jede Firma, die überleben will, braucht geringere Kosten.
Hast du während den Vorlesungen geschlafen?
Sorry aber genau hier beißt sich halt die Katze in den Schwanz.
Natürlich ist die mangelnde Bezahlung ein ausschlaggebender Faktor.
Letztendlich dient die Beurfstätigkeit zunächst einmal dem Broterwerb.
Alles andere (Work-Life-Balance, Spaß im Job, Selbsterfüllung usw) kommt erst hinterher.
Kann man es nicht irgendwo sehr gut verstehen, wenn junge Menschen eben keinen Bock haben z.B. den Beruf des Bäckers zu erlernen (früh aufstehen, harte Arbeit, geringes soziales Ansehen etc.) und dann vielleicht noch einen Meister dranzuhängen (bedeutet noch viel mehr Arbeit um den Meister überhaupt zu bekommen usw) nur um dann mal als Bäckermeister mit 2300€ Brutto monatlich abgespeist zu werden?
So oder ähnlich sieht es wohl in den meisten Handwerksberufen (falls es überhaupt Fachkräftemangel gibt, dann ja wohl im Handwerk) aus.
Bleiben wir bei dem Beispiel des Bäckermeisters.
Wenn dieser so wenig verdient, dass er sich selbst privat die relativen teuren Brötchen einer Bäckerei gar nicht leisten könnte, und stattdessen beim Discounter ums Eck Brötchen für 8 Cent das Stück kaufen muss, liegt das dann daran das er einfach "zu blöd" ist mit Geld umzugehen?
Leute Leute.
Es ist genau diese Mentalität die mich nervt.
Auf der einen Seite regen sich z.B. Bäckereien darüber auf, dass der Kunde nicht bereit ist die höheren Kosten für die eigenen Backwaren auszugeben.
Gleichzeitig stellt man die eigenen Angestellten zum Mindestlohn an.
Es bleibt letztendlich die Frage, wie man dieses Dilemma überhaupt lösen könnte. Ich bin hier auch ratlos.
Es war in diesem Land über Jahrzehnte möglich, dass Menschen selbst in sog. "einfachen Jobs" genug Geld verdient haben um halbwegs vernünftig über die Runden zu kommen.
Mein Großvater hat 40 Jahre lang ungelernt in einem Stahlwerk gearbeitet und konnte sich mit Mitte 30 eine 110 Quadratmeter Eigentumswohnung zulegen. Zum damaligen Zeitpunkt Neubau, schön im Grünen gelegen mit großem Balkon und eigenem Gartenanteil.
Das war Anfang der 70er Jahre.
Wer schafft das heute überhaupt noch ohne Unterstützung durch die eigenen Eltern (Bausparer, Erbschaft etc.) und zusätzlich sehr gut bezahlten Job?
Mein Großvater hatte überhaupt keinerlei Berufsausbildung, hat aber einen Lebensstandard erreicht, an den selbst viele Master-Absolventen heute zum Teil nicht herankommen.
Die Zeiten haben sich massiv geändert.
Wenn wir nun tatsächlich einen Fachkräftemangel hätten, dann müssten doch die Löhne massiv steigen.
Davon merke ich persönlich nicht viel.
Hier sei aber noch anzumerken, dass jemand, der gerade frisch das Studium beendet hat, eben noch lange keine Fachkraft ist.
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