Was noch ergänzt werden sollte:
Bei Medizin haben die Noten so gut wie keine Aussagekraft. Die Hälfte der Staatsexamensnote wird von zwei (!) mündlichen Prüfungen bestimmt, wo die Vergabepraxis je nach Prüfer und Standort weit auseinandergeht.
In "meiner" Physikumskohorte gab es Prüfungsgruppen (prüften jeweils 4 Gruppen à 4 Studenten), die allen 16 Teilnehmern eine 1 gegeben hat. Bei einer anderen gab es eine einzige 2 als beste vergebenene Note. Beim "dritten" Staatsexamen kommt zusätzlich der Standortfaktor hinzu, an Universitätskliniken sind die Prüfungen oft deutlich schlechtet bewertet. Wenn es dumm läuft kann ein richtig guter Student an unfaire oder sehr anspruchsvolle Prüfer geraten und dann plötzlich eine 3 in einem der Examina haben. Dann ist die Durchschnittsnote versaut.
Eine 1 in einem schriftlichen Staatsexamen schaffen in der Regel weniger als 3%, in meinem zweiten Staatsexamen. Die Trennschärfe ist in diesem Bereich dann ziemlich gering, es ist oft Zufall, ob man die Fragen, die den Ausschlag geben, weiß - eine Besonderheit der Medizin ist nämlich, dass man nie alles wissen kann, egal wie viel man lernt (da werden dann seltene Syndrome mit weltweit bisher weniger als 100 beschriebenen Fällen abgefragt - hast du mal gehört oder halt auch nicht, alle kennen tut niemand, nicht einmal ein Facharzt in dem Bereich).
Ich war in beiden schriftlichen Examina unter den besten 2%. Beim einen hat es für die 1 gereicht, beim anderen nicht. Bei den mündlichen Prüfungen hatte ich moderates Pech und zweimal eine 2 (wenigstens keine 3 bei einem der ganz furchtbaren Prüfer).
Obwohl ich also in den objektiven Examina beide Male im 98. Perzentil "gescored" habe, habe ich "nur" eine 1,8 als Abschluss. Interessiert in der Medizin aber auch niemanden, weil dort jeder weiß, wie zufallsgetrieben die Noten sind.
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