Ich, lediglich vor meiner BilBu-Prüfung 1983 (IHK) "nur" Bürokauffrau (vorher Hauptschulabschluss...) und in einem öffentlichen Unternehmen tätig gewesen (mit Steuern nichts am Hut...), habe die Prüfung mit 22 Jahren abgelegt und gut bestanden. Hatte sogar in Kostenrechnung eine glatte 1, Steuerrecht "nur" eine 3. Mit mir haben zwei Herren, die in einem ähnlichen öffentlichen Unternehmen tätig waren, die Schulbank gedrückt, beide sind mit Pauken und Trompeten durchgefallen (Buchführung und Steuerrecht). Sie wurden noch nicht einmal zur mündlichen Prüfung zugelassen. Der Rest der Klasse setzte sich ausnahmslos aus Rechtsanwaltsfachangestellten zusammen. Im Unterricht und bei Diskussionen verstanden wir Drei oft nur Bahnhof. Dazu muss ich sagen, dass für uns, die wir mit Steuern beruflich nichts zu tun hatten, alles sehr schwierig war - aber man konnte es lernen, ich bin das beste Beispiel.
Ich hatte gerade einmal zum Lernen das EStG, UStG, Grill Perczynski "Wirtschaftslehre des Kreditwesens" und irgendein Buch über Steuern (vom Prof. selbst geschrieben) und eine einzige Steuerprüfung (vom Vorjahr). Diese habe ich ein Mal durchgearbeitet und eine Woche später mit einer 3 im Steuerrecht bestanden. Heutzutage gibt es Internet und zigtausend Aufgaben zum Üben. Alles viel einfacher. - Ich glaube aber, es kommt auch darauf an, wie man an die Sache herangeht und ich denke, meine Tochter mit kaufm. Ausbildung + Bachelor BWL hätte größte Probleme bei einer solchen Prüfung.
WiWi Gast schrieb am 13.03.2023:
Ich habe an der BiBu-Prüfung im Herbst 2021 erfolglos teilgenommen. Aus unserem Kurs haben letztlich (bis auf eine Ausnahme) nur diejenigen Erfolg gehabt, die in einem Steuerbüro gearbeitet haben. Es hatte den Anschein, dass der tägliche Umgang im Steuerrecht entscheidend war, ob man es schafft oder nicht. Einige, die studiert hatten, sind auch durchgefallen. Ein Studium ist hier keine Erfolgsgarantie. Außerdem kann man bei der Prüfungsvorbereitung nur hoffen, auf Dozenten zu stoßen, die einen guten Überblick über die prüfungsrelevanten Dinge haben und es auch entsprechend vermitteln können. Dies ist in den Kursen, die man besucht, nicht einheitlich.
Man kann sich also umhören und stellt bei anderen Kurs- und Zusatzseminaren immer wieder überrascht fest, welche Bereiche vielleicht noch gelernt werden müssten, um eine Aufgabe lösen zu können. Daher hat man keine Garantie, ob der jeweilige Dozent einen gut genug auf die jeweiligen Fallstricke in den Praxisaufgaben vorbereitet. Die neue Prüfungsordnung hatte damals die bislang schon hohe Durchfallquote zusätzlich nach oben getrieben. In anderen IHKs muss die Durchfallquote damals bei über 95 % gewesen sein. Genaueres geben die IHKs aber nicht bekannt, sondern machen daraus ein großes Geheimnis.
Natürlich hat man sich im Vorfeld vorbereitet und wusste, dass es schwer werden würde, leider muss man aber auch feststellen, dass die Bewertungsverfahren nicht einheitlich klar erkennbar sind. So wurden (bei uns auch im Kurs) plötzlich doch noch entscheidende Punkte "gefunden", so dass danach ein knappes Durchkommen möglich war. Bei der Bewertung hängt es also auch von den Prüfern, ihren jeweiligen Berufserfahrungen und ihrer eigenen"Bewertungs-Großzügigkeit" ab. Ebenso haben wir im Vorfeld der Prüfung andere Hinweise von unseren Dozenten bekommen, als wie es später in der mündlichen Prüfung abgelaufen sein soll.
Man muss schon sagen: Ob man durchkommt oder nicht, hängt nicht nur vom eigenen Lernverhalten (Wissensmenge und Schnelligkeit) ab, sondern auch von den Prüfungsaufgaben, den jeweiligen Fallstricken in den Aufgaben, den IHK-Prüfern, deren Berufsqualifikation und deren "Wohlwollen". Darüber sollte man sich im Vorfeld des Lehrgangs im Klaren sein....
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