Vier Millionen Erwerbstätige leiden unter schweren Schlafstörungen
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind ein wichtiger Stressfaktor, der mittel- bis langfristig zu erheblichen Krankheiten führen kann. Dazu gehören beispielsweise Bluthochdruck, Depressionen und Rückenschmerzen. Auch Schlafprobleme können ein erstes Alarmsignal für Überbelastung sein.
Schlafstörungen - ein unterschätztes Problem?
Ergebnis des Gesundheitsreports: Schlafprobleme sind bei Berufstätigen weit verbreitet. Die Hälfte der Befragten fühlt sich betroffen (21 Prozent häufiger, 28 Prozent manchmal). Umgerechnet auf die erwerbstätige Bevölkerung sind das rund 20 Millionen Personen. Das heißt jedoch nicht, dass sich alle Betroffenen deshalb ärztlich behandeln oder gar krankschreiben lassen. Intensiver leiden rund 14 Prozent unter mittelschweren Schlafstörungen. Besonders belastet sind knapp zehn Prozent, die schwere Schlafstörungen haben: In dieser Gruppe schlafen bis zu vier Millionen Berufstätige mehr als dreimal pro Woche schlecht und quälen sich fast jeden Tag stark übermüdet durch ihren Arbeitstag.
Ab dem 45. Lebensjahr gibt es ein Drittel mehr Frauen mit Schlafstörungen als Männer. Frauen liegen öfter und länger nachts wach als Männer. Männer schlafen jedoch im Unterschied zu Frauen kürzer, oft weniger als sechs Stunden. Mit steigendem Alter nehmen Schlafprobleme für beide Geschlechter kontinuierlich zu. Wie die Analysen der Krankmeldungen zeigen, ist die Erkrankungshäufigkeit aufgrund von Ein- und Durchschlafstörungen zwischen 2005 und 2009 um 61 Prozent gestiegen. Schlafstörungen spielen dennoch bei den Krankmeldungen nur eine untergeordnete Rolle. Lediglich bei zwei bis drei von 100 Beschäftigten waren die Schlafstörungen so stark, dass sie zur Krankschreibung führten. Menschen mit Schlafproblemen gehen häufig nicht zum Arzt, sondern besorgen sich freiverkäufliche Arzneimittel. Mehr als jeder Siebte hat schon einmal ein Schlafmittel eingenommen, weniger als die Hälfte davon auf Verordnung eines Arztes. Nach Meinung der Experten wissen zu wenige, dass ein chronisch schlechter Schlaf der Gesundheit ernsthaft schaden kann. So erhöht er das Risiko für Depressionen und Angststörungen. Möglicherweise liegt hier eine der Ursachen für den starken Anstieg der psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren.