WiWi Gast schrieb am 05.12.2021:
Moinsen zusammen,
Nach dem neuen Koalitionsvertrag beträgt der Mindestlohn bald 12 Euro, was aktuell einer Steigerung von 22 % gleich kommt. Wenn ich das jetzt meinem Chef mitgeteile, dass ich das ich haben will gibt's eher die Kündigung.
Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Nur weil Leute, die weiter unterhalb deiner Gehaltsklasse durch die vorgesehene Anhebung des Mindestlohns einen - in Prozent ausgedrückt - größeren Sprung beim Bruttogehalt machen werden, begründet das für alle anderen erstmal genau gar keinen Anspruch auf irgendeine Erhöhung.
Warum ist das so? Weil du kein verbrieftes Anrecht darauf hast, irgendeinen Betrag X oder Prozentsatz mehr zu verdienen als jemand am untersten (!) Ende des möglichen Gehaltsspektrums.
22 % ist % der Hammer.
Absolut bei 9,82 Euro und lohnsteuerklasse 1 = 1.180 Euro. Bei 12 Euro = 1.385 Euro d. H. Ein Plus von 205 Euro p.a. 2460 Euro.
Wenn ich das mit 66000 Euro haben will müsste man 73.386,36 zahlen, was 11 % mehr bedeuten würde.
... ganz abgesehen davon sind deine Rechenbeispiele auch irgendwie nicht nachvollziehbar. So wie es lese möchtest du, weil ein vollzeitarbeitender Mindestlohn-Verdiener dann 2.460 EUR mehr netto im Jahr hat, möchtest du das auch? Bei einer Abgabenquote von ~55% in diesem Gehaltsbereich bräuchtest du dafür eine Bruttogehaltssteigerung von ~€ 5467 p.a.
Wo die € 7.386 aus deinem Beispiel herkommen - keine Ahnung.
Und weshalb möchtest du eigentlich den gleichen Mehrbetrag auf dein Gehalt? Bist du wirklich neidisch auf jemanden der statt € 1.180 jetzt € 1.385 p.M. verdient? Ich meine du bekommst ein Vielfaches davon. Gönnst du es den Leuten nicht?
Wo geht sowas bitte?
Sieh es mal so: Menschen mit solchen Gehältern haben vermutlich eine verschwindend geringe Sparquote. D.h. der größte Teil des Mehrgehaltes wird umgehend wieder konsumiert werden, was doch im Endeffekt gut für die Wirtschaft ist und über die Mehrwertsteuer landet ein Teil davon gleich wieder im Staatshaushalt.
Ich glaube die ganze Entrüstung über die Anhebung des Mindestlohnes ist nur ein Stum im Wasserglas, und im Endeffekt wird das kaum Auswirkungen in der Wirtschaft haben.
Okay - vielleicht musst du dann für den Essenslieferdienst dann einen halben € mehr pro Pizza bezahlen - es wird dir nicht wehtun.
PS: gängig unter Ökonomen ist der Begriff "Lohn-Preis-Spirale", nicht andersrum.
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