Hallo Kolabri,
zwar denke ich, dass es Menschen gibt, die sich ihr persönliches Studium "zimmern" können - viele hochbegabte Menschen treffen eine hervorragende Auswahl an Recherchen, womit sie ein Studium mit vielem, oft für ihre Belange sinnlosem Seitenwissen (und damit vergeudete Zeit) vermeiden. Sie vermeiden damit auch, das Schubladendenken, das mit manch einem Studium einhergeht - was zur Folge hat, dass sie ohne Scheuklappen auch verschiedene Fakten aus verschiedenen Wissensgebieten zusammenbringen, wie noch niemand vor ihnen. Ihr im Eigenstudium erworbenes Wissen ist somit häufig vielseitiger und vielschichtiger, als jenes von Studierten.
Insofern würde ich tatsächlich (auch für mich ;) ) begrüßen, wenn es die Möglichkeit gäbe, auch ohne Studium und Abi eine Doktorarbeit einreichen zu können. Dies setzt allerdings tatsächlich ein EigenSTUDIUM voraus - das heißt, dass man sich tatsächlich einstudiert in sein Themen- und Fachgebiet (gerne auch zu Hause und alleine, das www macht es möglich).
Zudem gehört für mich auch ein hoher Nennwert an Allgemeinbildung dazu, von der Rechtschreibung angefangen, bis hin zum Wissen über Weltgeschehen, Märkte und auch Grundbegriffe von Methoden und Technik.
Ich halte es auch für sinnvoll, mindestens 1.000 Lebensgeschichten zu hören, zu erlesen, bevor man seine eigene schreibt - so intensiv sollte man das Geschehen um sein Fachgebiet erforschen, bevor man loslegt. :)
Die Idee einer Doktorarbeit ohne Abi und Studium (an einer Uni) halte ich für sehr interessant. Manch ein Leben läuft nicht nach solchen Zeitplänen, die ein Abitur oder ein Studium ermöglichen würden. Auch auf dem 2.Bildungsweg ist es häufig nicht wirklich lebensnah möglich. Kein Studium zu haben, hat für mich nichts mit Dummheit oder Unwissenheit zu tun - lediglich bestimmte Lebensumstände haben dazu geführt, dass man diese Etikette nicht erwerben konnte :) .
Wie gesagt, ich spreche aus eigener Erfahrung - wer mag, kann gerne hierzu bei mir nachfragen.
Vielleicht sollten sich ein paar Menschen zusammentun und überlegen, wie man eine "Alternativ-Uni" gründen könnte, für Menschen, die im Selbststudium sehr weit gekommen sind. So könnte man ein Prüfungsgremium gründen, die derartig angefertigte Doktorarbeiten tatsächlich prüft. :) Auch, wenn dies nicht zu einem tatsächlichen Doktortitel führte, denke ich, dass alle Studiengänge von diesen Arbeiten (die in irgendeiner Weise gewürdigt werden sollten!) profitieren.
--- Zum Thema Hinderung, ein Abitur zu haben oder ein Studium abzusolvieren gehören u.a. für mich: Extreme Hochbegabung (welche oft mit erschwerter sozialer Kommunikation einhergeht), Autismus (Autisten können häufig keine Menschengruppen aushalten), Körperbehinderungen (diese verhindern häufig langes Sitzenkönnen oder auch lange Konzentrationszeiten ...), frühzeitige Mutterschaft von mehreren Kindern hintereinander (junge Mütter, allein erziehende Mütter finden häufig erst im Alter von + 40 wieder in ein Leben außerhalb ihrer Mutterpflichten zurück, leben dann womöglich von Hartz4 - können sich also weder ein Abendgymnasium oder anschließend ein Studium leisten ...). All diese Hinderungen verhindern jedoch nicht, dass diese Menschen sehr viel gelernt haben können (sich Wissen/Erfahrungen angeeignet haben).
Ich finde diesen Thread insofern sehr interessant, dass er einmal die Wertstellung von Menschen nicht auf "Gut ist, wer Abi/Studium hat", "Schlecht/Minderwertig ist der, der keines hat" reduziert.
PS: auch ich bin dabei - ganz ohne Anspruch auf einen TITEL - meine Doktorarbeit anzufertigen. Diese zu schreiben ist für mich das Wichtige. Ebenso, dass sie von möglichst vielen Menschen gelesen werden wird (auch von Studierten, die daraus noch profitieren können). Nicht wichtig ist für mich, ob ich irgendwann einen Titel erhalte, im Sinne von Etikette.
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