WiWi Gast schrieb am 29.05.2018:
WiWi Gast schrieb am 29.05.2018:
Das was du hier beschreibst nennt sich abstrakte Verweisbarkeit. Das bedeutet, dass man so lange man noch irgendeine Tätigkeit ausüben kann, man nicht berufsunfähig ist.
Die guten Versicherer verzichten auf abstrakte Verweisung, sodass man bereits als berufsunfähig gilt, wenn man seine aktuelle Tätigkeit nicht mehr ausüben kann.
Ich glaube jetzt verwechselst du etwas. Ich rede hier explizit nur von BU, also Berufsunfähigkeit. Die Zahlen vom GDV. Wegen des Beispiele, ich bin von einem Schreibtischjob ausgegangen, da ist die Hürde für eine BU doch sehr hoch. Die meisten der anerkannten BU-Fälle dürften doch eher Dachdecker, Fernfahrer usw. betreffen. Aber dazu gibt es keine genauen Zahlen, wohl aber eben die Gesamtzahlen, also 17 Mio. Verträge, aber nur ca. 40.000 anerkannte BU-Fälle je Jahr. Auch die ausgezahlte Summe ist im Schnitt insgesamt unter 100.000 Euro.
31,55% der BU Fälle gehen auf psychische Erkrankungen zurück.
21.17% auf Unfälle (die meisten davon im Haushalt)
15% auf bösartige Geschwüre wie z.B Krebs
und 9,41% auf Erkrankungen des Bewegungsapparates
Das sind alles Fälle, die ich nicht unbedingt nur den LKW Fahrern oder Dachdeckern zuordnen würde.
Zumindest psychische Erkrankungen sind bei Frauen ca. 50% häufiger als bei Männern und dann noch mal bei Männern mit niedrigem sozioökonomischen Status ca. 55% häufiger als bei Männern mit hohen sozioökonomischen Status, Quelle: Lampert, Mielck, 2008, Psychische Gesundheit.
Also anders gesagt, Männer mit hohem sozioökonomischen Status (z.B. mit 100k im Depot und damit auch völlig ohne Leistungsdruck im Job) trifft es eher unwahrscheinlich. Und auch wenn wir hier gerne über Burn-Out reden, sowas ist erstens eher selten und zweitens höchst unwahrscheinlich deswegen eine BU DAUERHAFT anerkannt zu bekommen.
Krebs, mal abgesehen davon dass dieser auch sozioökonomisch bedingt ist (Bewegung, Rauchen, Ernährung, etc. alles schlechter per Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status) ist dann das Beispiel für in 3 Jahren genesen oder in 3 Jahren Tod. Da reichen die 100k in der Hinterhand, da braucht es keine BU, welche während der 40-jährigen Krebsbehandlung zahlt, diese gibt es nicht.
Haushaltsunfälle sind fast immer Stürze und betreffen damit fast immer ältere Menschen, welche gebrechliche Knochen haben. Selbst in Straßenverkehr ist die Verteilung von schweren und tödlichen Unfällen stark in Richtung älterer Menschen verzerrt, mehr als 50% aller tödlichen Radunfälle sind Rentner. Das entspricht nicht annähernd deren Anteil am Radverkehr, nur als Beispiel. Ältere Menschen sind einfach nicht mehr robust, so wie Menschen im jungen oder mittleren Alter.
Dagegen gab es letztes fast 1 Mio. Arbeitsunfälle mit Krankschreibung von vier Tagen oder länger. Die Zahl hat mich selbst fast umgehauen. Natürlich betrifft das hier vor allem wieder körperlich arbeitende Menschen, aber mancher hat sich sicher schon am Papier geschnitten oder wurde vom Aktenordner erschlagen...
Auch Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Bandscheibenvorfälle oder Kniegelenkarthrose sind häufige Gründe, warum eine körperliche Arbeit nicht mehr ausgeübt wird. Jaja, der Rücken - nein, deswegen wird man nicht dauerhaft BU.
Es ist wie es ist, BU selbst ist mit 0,24% über alle Berufsgruppen und Altersgruppen je Jahr schon höchst unwahrscheinlich, aber gut verdienende, junge, männliche Schreibtischtäter, welche nicht rauchen und sonst auch nicht vollkommen ungesund unterwegs sind, haben ein extrem, extrem kleines Risiko, dass sie 15-40 Jahre BU werden, also quasi dauerhaft.
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