Der schwierige Weg zur Freihandelszone in Nord- und Südamerika
Von freiem Handel versprechen sich viele Regierungen mehr Wohlstand für alle. Dennoch zögern die meisten Länder, den Schutz ihrer eigenen Wirtschaft zu mindern und Handelsbarrieren abzubauen. Der Tübinger Volkswirtschaftswissenschaftler Prof. Heinz Gert Preuße hat unterschiedliche Prozesse der freien Handelspolitik in den Staaten Nord- und Südamerikas näher untersucht.
spaghetti bowl regionalism
Offen bleibt, ob die Freihandelszonen und die weiterführenden Integrationsabkommen ihren Namen verdienen und tatsächlich zum Multilateralismus führen werden. Als eine große Gefahr sieht Preuße den »spaghetti bowl regionalism«. So sind in Amerika bereits groteske Situationen zu beobachten: NAFTA ist eine Freihandelszone zwischen den USA, Kanada und Mexiko. Kanada unterhält eine weitere Freihandelszone mit Chile. Mexiko und die USA jeweils auch, aber Chile durfte bislang nicht in der NAFTA sein. Die Crux sei, dass zwar der Freihandel propagiert werde, aber überall Ausnahmen von diesem Prinzip definiert werden. Dabei steigen die Transaktionskosten im Handel.
Zum Beispiel werden in der Freihandelszone Ursprungsregeln aufgestellt, nach denen ein Produkt zu einem bestimmten Prozentsatz in den Mitgliedsländern produziert sein muss, um zollfrei zu bleiben. »Nun hat ein Kontinent vielleicht 20 oder 30 Freihandelsabkommen; der Nachweis der Einhaltung der Ursprungsregeln wird dann oft so teuer, dass mancher Ex- und Importeur lieber gleich die Zölle zahlt, statt den Nachweis zu erbringen.« So könnte sich der Regionalismus selbst ad absurdum führen. »Mit der amerikanischen Freihandelszone FTAA könnte man dem begegnen, wenn es gelänge, auf diese Weise das spaghetti bowl-Syndrom zu überwinden«, meint der Forscher. Wenn es schlecht läuft, kommt allerdings nur eine neue Portion Nudeln in die Spaghettischüssel - und das steht nach Ansicht von Preuße durchaus zu befürchten.
Weitere Informationen
Prof. Heinz Gert Preuße
Wirtschaftswissenschaftliches Seminar
Volkswirtschaftslehre - Wirtschaftspolitik
Melanchthonstraße 30
72074 Tübingen
Tel.: 07071. 297 41 50
Fax: 07071. 295 534
Prof. Heinz Gert Preuße hat sein Forschungsprojekt zum amerikanischen Regionalismus auch als Buch veröffentlicht:
The New American Regionalism
von Heinz G. Preuße Edward Elgar Publishing
ISBN 1-84376-612-4