Hey Leute!
Ich wollte mal von euch wissen wie der Umgang mit Praktikanten in den führenden Häusern im M&A in Frankfurt ist.

Es ist schon klar, dass die Boutiquen kein place to be sind und Citi und Morgan Stanley auch nicht unbedingt erstrebenswert sind, aber wie sieht die Situation bei den anderen Amis aus?

Danke!

Ein Zuckerschlecken ist M&A bei den führenden Häusern nie - alleine schon aufgrund der Arbeitszeiten, aber auch der Umgangston ist häufig eher rau. JPM soll in Frankfurt unter den Amis mit Abstand das angenehmste Klima haben, BAML ist wohl auch relativ in Ordnung. Wie Du schon richtig festgestellt hast, sind MS/Citi/LAZ die Adressen in Frankfurt bei denen es ziemlich heftig zur Sache geht.

Mal rein aus Interesse - was bedeutet hart zugehen im Zusammenhang mit M&A? Vielleicht kann ja der ein oder andere ein paar stories erzählen.

Würde mich auch interessieren =D Horrorgeschichtenstunde...

Die Storys über MS sind zum Glück veraltet.

Einen rauen Ton gibt es bei jedem Mittelständler in der Proudktion auch, gerade wenn man Neuling ist.

Es ist halt nunmal ein Bereich in dem es um große Summen geht und es auch mal schnell hecktisch werden kann. Dann ist mal halt auch mal kürzer angebunden oder der umgangston wird etwas rauer. Damit sollte man schon klarkommen wenn es einen ins IB zieht

Umgangston halt sehr direkt ohne unnötige Nettigkeitsformeln und zeitsparend, aber daran gewöhnst du dich. Sehr Männerdominierte Welt entsprechend manchmal etwas rauer. Aber das heftigste sind die Arbeitszeiten, MS und GS kenne ich auch nur vom höhrensagen, aber Rothschild persönlich und Lazard von meinem besten Kumpel. Plan in der Praktikumszeit schon mal, dass du gar nichts anderes machst, hab meine Freundin nicht häufiger gesehen als während des Erasmus Semesters.

Die Exzesszeiten im M&A sind lange vorbei. Niemand kann und will sich mehr Skandale erlauben. Heute wird eher getätschelt, denn gebrüllt. Wer auf einen rauhen Ton steht, fängt als Bauhelfer bei Bilfinger an.

War bei Credit Suisse letzten Sommer für ein Praktikum im IBD. Dort geht es verglichen mit den amerikanischen Top BB ein bisschen humaner zu.

Von Brüllen spricht ja auch niemand, es ist eher so, dass "mach das!" gesagt wird, als "Könntest du das vielleicht erldedigen?". So ist halt der Ton und wenn du was verbockst, bekommst du das acuh gesagt, ist ja Teil der Lernprozesses. Liegt wohl am Testosteron und weil Direktheit halt viel effizienter ist.

Du hast noch nie für längere Zeit gearbeitet, oder ?

Ein direkter Umgangston ist Usus in allen deutschen Großkonzernen. Das hat aber nichts mit der Arbeit an sich zu tun, sondern mit der Kultur. Das einzig harte am M&A ist doch, dass man fähig sein muss, sein Hirn komplett abzuschalten. 14h Pille-Palle-Excel/PPt-Knechterei ist halt nicht anspruchsvoll. Die Gehaltsaussichten und das Image sinken zudem immer weiter.

Wer der Ansicht ist, sein Hirn tauge für Größeres als Elitesachbearbeitung möge sich in einem Start-Up oder eine spezialisierten Beratung versuchen. Analysten braucht bald eh niemand mehr, wird locker automatisiert.

Das wird noch Jahrzehnte dauern, bis das M&A Geschäft automatisiert wird. Wie soll ein Roboter eine PowerPoint machen, Annahmen einschätzen, etc.?

Würdest du sagen, dass die Aufgaben in einem Großkonzern als Bwler anspruchsvoller sind als im M&A? Ich denke nicht, da du hier oftmals noch den gleichen Prozess wieder und wieder machst.

Sein Hirn im M&A komplett abschalten?

Du hast noch nie für eine gescheite BB gearbeitet, oder? ;)

Gehaltsaussichten sinken? Da kennt sich jemand richtig gut aus. :) In god we trust, all others must bring data ...

Er hat doch im Grunde recht. Wer denkt, er sei fit im Kopf, gründet, gestaltet in einem Start-UP oder studiert direkt etwas anspruchsvolles wie Info, Mathe oder Physik. Elitesachbearbeitung trifft es ganz gut.

M&A besteht aus mehr als nur irgendwelche slides für ein pitchbook zu erstellen. Und selbst dort wird der potentielle Kunde nicht erfreut sein wenn du irgendwelche generischen Slides hinrotzt.
Es geht darum einen Prozess zu managen und seinem Kunden den best möglichen advice zu geben. Und wer da sagt "Hirn ausschalten" hat sicherlich noch keine BB von innen gesehen.

Was ist eigentlich mit diesem "Start-Up"-Ding in letzter Zeit los?
Ist das so ein ähnlicher Trend wie Burger essen und Gin trinken?

gerade im etwas senioren bereich sehe ich persönlich eine automatisierung noch in weiter ferne. letztendlich ist's doch client-business was man da treibt, was u.a. auch von vielen 'weichen' faktoren wie netzwerk, sympathie oder track record befeuert wird. ich glaube kaum, dass so eine art von geschäft so schnell automatisiert wird.

Nunja, es war halt noch nie so easy erfolgreich zu gründen, wie derzeit. Schnittige Gesellschaftformen, exorbitante Informationsmöglichkeiten, niedrige Zinsen die Investoren gerne spendabler auftreten lassen und jede Menge Potential im IuK-Tech.-Bereich sind halt nicht von der Hand zu weisen. Aber schuftet mal ruhig eure 80h für 80k (Brutto! :-D) und freut euch über einen Stundenlohn, den man schon in der 8 Klasse als Zeitungsausträger erhält.

Warum sagen so viele, dass IB nur PowerPoint und Excel ist?

PowerPoint und Excel sind Werkzeuge, nicht Arbeitsinhalte. Mit Excel lassen sich wichtige Analysen und Bewertungen erstellen, die man in PowerPoint visualisieren kann. PowerPoint dient im IB dazu Handlungsempfehlungen leicht verständlich darzustellen.

IB umfasst die Einleitung, das Management und die Beratung bei großen, oftmals industrieverändernden Transaktionen. Und klar, dafür werden auch Werkzeuge (E-Mail, Excel, PowerPoint) verwendet. Aber es ist dann doch sehr seltsam die Arbeit darauf zu reduzieren.

Machen Lawyers nur MS Word?
Machen Academics nur Latex?

meine Erfahrung als Praktikant im M&A:

• mit extrem viel Aufgaben zugemüllt werden, während Analyst auf FB daddelt, kickert oder nach Hause geht
• sich Drohungen anhören lassen ("Wenn die Zahlen nicht stimmen, hängst Du mit dem Kopf aus dem Fenster")
• andere Praktikanten wurden am Tisch angeschrien, blöd angemacht
• herablassendes Gerede von Analysten / Associates über Praktikanten, Graphics Team usw. ("XY ist ein Spasti, Nerd, Streber, Homo, etc.)
• ich bin bei weitem nicht konservativ, aber manchmal ist das Geschwätz über "geile" Werkstudentinnen, Assistentinnen schon widerlich. Praktikantinnen, Assistentinnen und Werkstudentinnen stehen auf VP und höher ("Porsche-Effekt").

Ganz generell gesprochen scheinen manche ihre gute Erziehung und Kinderstube zu vergessen. Arbeite nun seit über 2 Jahren selbst im M&A und behandele jeden Praktikant anständig und versuche, ihm Dinge beizubringen. Warum habe ich Zeit für diesen Beitrag? Facetime, während ich mir das schöne Wetter von drinnen ansehe...

Hey! Danke für den ausführlichen Beitrag.
Gibt es überhaupt Praktikantinnen im M&A?

Nein, die gibt es nicht. Mit solchen Fragen gehörst du aber auch nicht zu denjenigen, die jemals eine BB/EB von innen sehen werden.

Meine Erfahrung aus zwei BB-Praktika:

Praktikanten werden vernünftig behandelt. Reines Akademikerumfeld also weder dumme Sprüche, noch Drohungen o.Ä.
Associates und teilweise auch VPs nehmen sich je nach Auftragslage Zeit, die Aufgaben zu erklären. Ansonsten wird das idR unter den Praktikanten gemacht. Insgesamt fand ich die Atmosphäre super. Anstrengend durch die Arbeitszeiten, aber ich habe mich zu keiner Zeit 'erniedrigt' oder unsachlich behandelt gefühlt. Rumgeschrien wurde 0x, ein sexueller Unterton herrschte auch nie. Fachlich leider oftmals sehr flach - aber so ist das halt bei einem Praktikum.

In London ging es etwas hektischer als in Frankfurt zu, aber trotzdem habe ich schon deutlich! schlimmeres erlebt. Mein Praktikum in einer unwirtschaftlichen Big4-Abteilung zB war wirklich untermauert von Aggressivität und schlechter Stimmung. Es gab zu viele Consultants und zu wenig Aufträge. D.h. starke Konkurrenz um eine passable Auslastung zu erzielen.

Viele Grüße

Selbstverständlich gibt es hin und wieder Praktikantinnen, und auch weibl. Analysten.
Werkstudentinnen bezieht sich auf die "Nachtschicht", die für den Druck und das Binden von Präsentationen zuständig sind.

Hier mal eine Studentin.. hab das hier grade zufällig entdeckt und wollte fragen, wie ihr es empfindet auch mal einen "weiblichen Analyst" zu haben? Wollte mich demnächst bewerben (Profil im Vergleich zu Analysts bei den BB ziemlich gut, Einladung sollte drin sein) und freue mich über Rat bzw. Meinungen. Habe eher das Gefühl Frauen sind in Frankfurt eher nicht so willkommen? Oder liegt es einfach an den deutschen Frauen, dass sie nicht so im deutschen IB Geschäft vertreten sind? Meine Freundinnen (deutsche Unis) sind eher nicht so begeistert von M&A, in London hingegen gibt es ja dann doch vielfältigere Teams ...

Würde klar auf zweiteres tippen. Ich habe den Eindruck, viele Frauen möchten sich die Arbeitszeiten nicht antun. Im Team sind sie nämlich mehr als willkommen - ist ja für alle angenehmer, wenn auch paar Frauen im Team sind!