Vermögensbildung für Berufseinsteiger 2 - Grundlagen 2
Ob Vermögenswirksame Leistungen, Riester-Rente, Bausparen oder Aktienanlage: Finanzielle Vorsorge ist für jeden Berufseinsteiger ein wichtiges Thema. Wir zeigen, welche Anlageformen am günstigsten sind. Im zweiten Teil geht es um persönliche Faktoren, Vermögensstruktur und Liquidität.
Persönliche Faktoren: Einkommen, Lebensplanung, Risikobereitschaft
Persönliche Faktoren spielen eine große Rolle bei der effizienten Vermögensbildung:
- Einkommen
Das Einkommen ist Ausgangspunkt der Vermögensbildung. Es hilft nichts, wenn man mit seinem Einkommen nur gerade so über die Runden kommt. Also: Erst ab einem bestimmten Einkommen steht man vor der Wahl »sparen oder konsumieren«. Jedoch dürften die allermeisten Berufsstarter in der Lage sein, den ein oder anderen Euro zur Seite zu legen. Das viel größere Problem ist für viele, bei den Ausgaben das rechte Maß zu finden. Hier ist besonders wichtig, sich darüber klar zu werden, was »notwendig« ist, was »wünschenswert« und was »Luxus«. Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, aber es hilft, einen Betrag festzulegen, der monatlich gespart werden kann. Weiterer Nebeneffekt: Man erkennt auch, wo bei den täglichen Ausgaben Sparpotenziale sind.
- Lebensplanung
Sparziele sind natürlich nur dann »sinnvoll«, wenn sie mit der persönlichen Lebensplanung in Einklang stehen. Wer heute schon weiß, dass er in spätestens fünf Jahren ein Haus bauen will, für den muss die Vermögensplanung anders aussehen als für jemanden, der dauerhaft zur Miete wohnen wird. Dabei gilt ganz besonders: Wer zu einem bestimmten Zeitpunkt in näherer Zukunft über einen bestimmten Betrag verfügen möchte, kann mit seiner Geldanlage keine großen Risiken eingehen. Wichtig: Persönliche Ziele frühzeitig formulieren! Bedeutende Fragen sind z.B.: Bin ich eher karriere- oder eher freizeitorientiert? Bin ich mobil oder ortsgebunden? Möchte ich Kinder haben? Wenn ja, in näherer oder fernerer Zukunft? Möchte ich zügig in einem eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung leben? Kann ich gut mit Geld umgehen oder eher nicht? Wenn nein, mit welchen - oft kleinen - Änderungen in meinem Leben kann ich das ändern?
- Risikobereitschaft
In Deutschland ist das Sicherheitsdenken bei Kapitalanlagen recht ausgeprägt - manchmal zu stark. Für die persönliche Vermögensplanung muss man sich daher auch darüber klar werden, welche Risiken man eingehen will. Eine viel versprechende, aber sehr stark schwankungsanfällige Biotechnologie-Aktie ist nichts für schwache Nerven - wer die hat, sollte besser die Finger davon lassen! Man sollte aber nie eine neue Anlageform ablehnen, nur weil man sie nicht kennt. Vielmehr sollte man versuchen herauszufinden, wo die Vorzüge, wo die Risiken liegen und ob dieses »Chancen-Risiko-Profil« zu einem passt.
Die optimale VermögensstrukturAus allen bisher genannten Faktoren ergibt sich letztlich eine Vermögensstruktur, die an die jeweilige persönliche Situation angepasst ist. Wichtig ist vor allem die banale Weisheit: »Man kann jeden Euro nur einmal sparen.« Nach Abzug der fixen Ausgaben bleibt ein bestimmter Betrag übrig, der monatlich auf die hohe Kante gelegt werden kann. Zur Auswahl stehen dabei die folgenden Elemente:
- Die unverzichtbare Grundlage jeder Vermögensstruktur ist Liquidität. Damit ist der berühmte »Notgroschen« gemeint, über den man sofort oder zumindest sehr kurzfristig verfügen kann. Durch entsprechende Gestaltung kann man hieraus sowohl regelmäßige größere Ausgaben (z.B. Urlaub) als auch unvorhergesehene Anschaffungen oder Reparaturen (z.B. Unfall mit dem Auto) finanzieren.
- Nahezu alle Arbeitnehmer haben Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen. Da diese sozusagen ein »Geschenk« des Arbeitgebers sind, sollte man dieses Angebot unbedingt wahrnehmen, zumal man auf die Sparbeträge meist auch noch staatliche Zulagen erhält.
- Erst seit etwa einem Jahr auf dem Markt sind alle Produkte im Zusammenhang mit der so genannten Riester-Rente. Da die gesetzliche Rentenversicherung keine umfassende Absicherung mehr bieten kann, ist sie als ergänzende private Vorsorge für das Alter gedacht. Ob sich eine Anlage in diese Produkte lohnt, ist derzeit schwer zu beurteilen - trotz umfassender staatlicher Förderung.
- Bausparverträge sind vor allem für jene Berufsstarter interessant, die sich zügig den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen möchten. Auch hier winken staatliche Förderungen, die einen Bausparvertrag interessant machen können.
- Ein sehr interessanter Baustein der Privatvorsorge sind Investmentfonds. Fast alle Gesellschaften bieten hier Sparpläne an, oft schon ab 50 Euro im Monat. So kann man schon in jungen Jahren an den langfristig überdurchschnittlichen Ertragschancen der Kapitalmärkte teilhaben.
- Vor allem Großunternehmen bieten ihren Mitarbeitern mit der so genannten betrieblichen Altersversorgung ein weiteres Standbein der Vorsorge für spätere Jahre. Die Bedingungen sind häufig sehr günstig, da die betriebliche Altersversorgung auch zur Mitarbeiterbindung genutzt wird.
Liquidität
Den Grundstock der Vermögensplanung bildet eine ausreichende Liquidität. Mit »Liquidität« ist Geld gemeint, über das man sofort oder zumindest sehr kurzfristig verfügen kann. Dies bildet eine unverzichtbare Grundlage für den Alltag.
Grundbedarf
Liquidität benötigt man natürlich zunächst einmal für den Grundbedarf, also für Wohnung, Kleidung, Nahrung, Auto und die regelmäßigen sonstigen Ausgaben wie Versicherungen, Telefon, Zeitungsabonnement, Kino- oder Discobesuche usw. Diese Zahlungen deckt man normalerweise von seinem Girokonto, auf das auch das Gehalt überwiesen wird. Wenn man diese Beträge nicht aus dem laufenden Einkommen zahlen kann, hat man ein ernstes Problem: Man lebt über seine Verhältnisse und türmt Schulden auf. In diesem Fall muss man schleunigst auf die eine oder andere Ausgabe verzichten, um nicht zwangsläufig in die Überschuldung zu rutschen. Im Normalfall reicht das Einkommen jedoch für diese Ausgaben.
Unerwartete Ausgaben
Man benötigt aber noch zusätzliche Liquidität für unregelmäßige und vor allem für unerwartete Ausgaben, z.B. Reparaturen oder Unfallschaden am Auto, defekter Fernseher, PC, Waschmaschine, Kühlschrank, eine unerwartete Krankheit oder Behandlung, zu der größere Beträge fällig werden. Gleiches gilt für unregelmäßige, aber absehbare Ausgaben, wie z.B. Urlaubsreisen oder Renovierungsarbeiten in der Wohnung.
Rücklagen für Projekte bilden
Hier sollte man neben dem Girokonto am besten zwei »Töpfe« bilden: einen für die vorhersehbaren Ausgaben wie Urlaub oder Renovierung, einen für unvorhergesehene Ausgaben. Und so geht man vor: Für die vorhersehbaren Ausgaben spart man das Geld am besten mit einem Dauerauftrag auf einem Sparbuch an. Das bringt zwar nur geringe Zinsen, ist aber besser als nichts. Schätze die Kosten z.B. deines Urlaubs ab, teile sie durch 12 und lasse jeden Monat diesen Betrag per Dauerauftrag vom Girokonto auf ein Sparbuch überweisen. Kurz vor dem Urlaub überweist man den erwarteten Betrag für den Urlaub aufs Girokonto und bezahlt davon die Reise. Danach geht das Spiel von vorne los.
Wer für weitere vorhersehbare Ausgaben (z.B. Renovierung, Kauf einer neuen Sitzgruppe) sparen will, hat zwei Möglichkeiten: Man eröffnet für jedes »Projekt« ein eigenes Sparbuch oder zahlt alle Beträge auf ein Konto ein. In jedem Falle darf man das Geld natürlich nur für den vorgesehenen Zweck ausgeben, also nicht das Sparbuch jedes Jahr komplett für den Urlaub »plündern« und dann wieder neu anfangen, auch für die Sitzgruppe zu sparen.
Notgroschen als Tagesgeld oder Geldmarktfond
Für unvorhersehbare Ausgaben braucht man einen »Notgroschen«. Dieser sollte auf einem Konto liegen, wo man täglich oder zumindest sehr kurzfristig über den gesamten Betrag verfügen kann. Hierfür bieten die Banken ab bestimmten Beträgen so genannte »Tagesgeldkonten« oder »Geldmarktkonten« an. Man kann sein Kapital auch in einen Geldmarktfonds anlegen, der bisweilen sogar etwas bessere Konditionen bietet. Generell sind die Zinsen recht mager, aber der Sinn dieser Konten sind nicht hohe Erträge, sondern schnell vorhandenes Geld. Auf diesem Konto sollten nach einer »Faustregel« drei Nettomonatsgehälter stehen, damit einem auch bei einer größeren Ausgabe nicht sofort das Geld ausgeht.
Dieses Geld niemals anrühren, um mal eben eine günstige Jacke, ein schickes Paar Schuhe oder eine neue Stereoanlage zu kaufen. Das erfordert zwar eine Menge Disziplin, aber dieses Geld ist nun mal kein »Puffer« für schnelle Käufe oder Launen, sondern eine echte Absicherung für Notfälle. Und noch etwas: Abgehobene Beträge so schnell wie möglich wieder auffüllen!
Versicherungsprämien durch Selbstbeteiligung sparen
Wer über ein ordentliches Polster für Notfälle verfügt, kann dann durchaus doch den einen oder anderen Euro zusätzlich sparen. So kann man z.B. bei Versicherungen höhere Selbstbehalte vereinbaren und damit die Prämien drücken. Im Schadensfall wird zwar dann die höhere Selbstbeteiligung fällig, aber oft ist diese Differenz schon mit drei oder vier Jahren mit niedrigeren Prämien wieder eingespart.
Fazit
Ein äußerst wichtiges Prinzip bei der Vermögensbildung ist die Risikostreuung. Schon das alte Börsensprichwort »Lege niemals alle Eier in einen Korb!« illustriert sehr gut, worum es hier geht: Wer alles Geld auf eine Aktie setzt, ist mindestens leichtsinnig. Man sollte vielmehr versuchen, durch entsprechende Investments sein Geld auf mehrere Branchen, Länder und auch Anlagearten zu verteilen. Da das Geld beim Berufsstart vermutlich nicht reicht, um hier die nötigen 15 oder 20 Wertpapiere usw. direkt zu kaufen, spricht vieles für Investmentfonds.
Eine Liquiditätsreserve in geeigneter Höhe ist immer notwendig. Erst wenn man sich diese Basis geschaffen hat, kann man darangehen, den Vermögensaufbau zu planen. Es ist einfach unsinnig, Geld für langfristige Ziele zur Seite zu legen, wenn man eine unvorhergesehene Zahnarztbehandlung nicht bezahlen kann. Es ist dann viel teurer, langfristige Kapitalanlagen womöglich mit Verlust aufzulösen oder das Girokonto zu überziehen, als eine entsprechende Reserve in der Hinterhand zu haben.
Fazit: Lasst euch zu Beginn eurer Vermögensplanung in jedem Fall von mehreren Anbietern beraten. Schon bei kleinen Renditeunterschieden sind die Auswirkungen über viele Jahre enorm. Und junge Leute mit passablen Aussichten auf steigende Einkommen und eine lange Geschäftsbeziehung sind bei den Finanzdienstleistern gerne gesehen - das sollte man ausnutzen!
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