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Anlage, Aktien & VermögenVermögen

Vermögenssituation in Deutschland: Nur jeder Dritte hat Reserven

Die Ungleichheit bei der Vermögensverteilung in Deutschland ist in den letzten Jahren weiter gewachsen. Bei Anrechnung aller Verbindlichkeiten verfügte das wohlhabendste Zehntel der erwachsenen Bevölkerung im Jahr 2007 über 61,1 Prozent des privaten Vermögens.

Die Zahlenfolge: 1234 in rot.

Vermögenssituation in Deutschland: Nur jeder Dritte hat Reserven
Düsseldorf, 15.02.2009 (hbs) - Die Ungleichheit bei der Vermögensverteilung in Deutschland ist in den letzten Jahren weiter gewachsen. Bei Anrechnung aller Verbindlichkeiten verfügte das wohlhabendste Zehntel der erwachsenen Bevölkerung im Jahr 2007 über 61,1 Prozent des privaten Vermögens. 2002 waren es noch 57,9 Prozent. Auf das reichste Hundertstel konzentrieren sich allein knapp 23 Prozent des Nettovermögens. Dagegen besaßen die weniger wohlhabenden 70 Prozent der Erwachsenen 2007 nur knapp neun Prozent des gesamten Nettovermögens - rund 1,5 Prozentpunkte weniger als 2002 . Zu diesem Ergebnis kommt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung von PD Dr. Joachim R. Frick und Dr. Markus M. Grabka. Nach Berechnung der Wissenschaftler am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) haben etwa zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung netto kein oder nur ein geringes Geld- oder Sachvermögen. 27 Prozent aller Erwachsenen besitzen netto gar kein Vermögen, oder sie haben unter dem Strich sogar mehr Schulden als Eigentum. Diese Anteile haben sich trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs in den letzten Jahren gegenüber 2002 kaum verändert. Die Vermögensunterschiede zwischen West- und Ostdeutschland haben sich zwischen 2002 und 2007 deutlich vergrößert.



Die Berliner Forscher stützen ihre Vermögensrechnung auf die aktuellsten verfügbaren Daten aus dem sozio-oekonomischen Panel (SOEP), einer repräsentativen Langzeitbefragung. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die Schere bei der Vermögensverteilung künftig weiter öffnet. Zwar hätten zahlreiche Geldanlagen, etwa Aktien, infolge der Finanzmarktkrise an Wert verloren. Insbesondere finanzstarke Anleger seien aber oft nicht gezwungen, in der gegenwärtigen Baisse zu verkaufen und damit Verluste zu realisieren. Dagegen treffe Arbeitslosigkeit häufiger Menschen mit geringerem Vermögen, die dieses im Verlaufe der Arbeitslosigkeit aufzehren. Daten, die zwischen 2002 und 2007 einen deutlichen Vermögensrückgang in den mittleren Altersgruppen in Ostdeutschland anzeigen, lassen Frick und Grabka vermuten, dass die Einführung des Arbeitslosengeldes II diesen Trend verstärkt. Die Regelungen des ALG II dürften »zu einem stärkeren Entsparen im Falle von Arbeitslosigkeit beigetragen haben, da eigenes Vermögen zunächst weitgehend aufgezehrt werden muss, bevor diese staatliche Unterstützung in Anspruch genommen werden kann«, schreiben die Forscher in ihrer Studie, die kürzlich als DIW-Wochenbericht Nr. 4/2009 erschien. Sie sehen diese Ergebnisse als Indikator dafür, dass das Risiko von Altersarmut wächst, insbesondere in Ostdeutschland. Angesichts sinkender Rentenniveaus werde der Rückgriff auf private Vorsorge und Vermögen im Alter wichtiger. Zudem dürften die Abgeltungssteuer und  die reformierte Erbschaftsteuer »zu einer weiteren Vermögenskonzentration führen und die ökonomische Ungleichheit in Deutschland weiter verstärken«, so die Forscher. Sie halten es für geboten, insbesondere die Ausgestaltung der Erbschaftsteuer erneut zu überdenken, »um das Prinzip der Chancengleichheit in Deutschland zu stärken, denn nicht nur die Bildungschancen werden maßgeblich von der sozialen Herkunft bestimmt, sondern auch die Höhe der erwarteten Erbschaften.« Die breite Datenbasis erlaubt sehr differenzierte Aussagen zur Vermögensschichtung nach Region, Alter und beruflicher Situation sowie zur Entwicklung in den vergangenen Jahren:

Download Böckler Impuls 1/2009 [PDF, 2 Seiten, 101 KB]
http://www.boeckler.de/pdf/impuls_2009_01_4-5.pdf

Download DIW-Wochenbericht 4/2009 [PDF, 28 Seiten, 431 KB]
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/93785/09-4-1.pdf